Schubert: Mit „Pauli-Piranhas“ zum Wiederaufstieg
Hamburg (dpa) - Mit einem großen Vertrauensvorschuss vom FC St. Pauli und kessen Sprüchen à la Vorgänger Holger Stanislawski hat der neue Cheftrainer André Schubert seine schwierige Mission beim Bundesliga-Absteiger angetreten.
„In dem Haifischbecken (2. Liga) müssen wir die Piranhas sein und die großen Fische angreifen“, sagte der 39 Jahre alte Fußball-Lehrer bei seiner Vorstellung im proppevollen Presseraum am Millerntor. Das Medienaufkommen sei ja wie beim Zweitligisten SC Paderborn, für den er bisher gearbeitet hat, merkte er grinsend an. „Allerdings müssen dort dann schon der Erzbischof und die Bundeskanzlerin gleichzeitig erscheinen“, ergänzte der neue Hoffnungsträger augenzwinkernd.
Als Ziel gab er an, im Fußball-Unterhaus vorn mitzuspielen und den Wiederaufstieg anzupeilen. „St. Pauli ist ein toller Club, der sich zwischen 1. und 2. Liga bewegt und der immer wieder die 1. Liga attackieren muss. Damit identifizieren wir uns absolut“, sagte der gebürtige Kasseler, der mit einem freundlichen „Moin, Moin“ gleich Sympathiepunkte sammelte. Der aus Paderborn mitgebrachte „Co“ Jan-Moritz Lichte trug gar schon ein schwarzes Pauli-Sweatshirt mit Totenkopf-Emblem. „Dass St. Pauli bei mir angerufen hat, war ein Sechser im Lotto“, meinte der „neue Stani“, der dem nach Hoffenheim gewechselten Kult-Coach zwar rein äußerlich ähnelt, ihn aber nicht kopieren will. „Ich trage mein Haar außerdem offener“, scherzte der Glatzkopf.
„Wir werden unseren eigenen Weg gehen“, betonte Schubert und versprach offensiven Fußball voller Leidenschaft und Aggressivität. Mit seinem Konzept hatte er die St. Pauli-Verantwortlichen rasch und einvernehmlich überzeugt, wie Präsident Stefan Orth und Sportchef Helmut Schulte unisono betonten. Er sei „genau der richtige Mann“, um den Neuaufbau anzugehen. Und sie hoffen auf eine neue Ära: „Ich will nicht zu sehr auf den Putz hauen, aber ich gehe davon aus, dass wir länger als die im Vertrag festgelegten zwei Jahre zusammenarbeiten werden“, sagte Schulte. „Auch wenn wir zwischen den Ligen pendeln.“
Stanislawskis Nachfolger, der als akribischer Arbeiter und Mann mit Prinzipien gilt, konnte zwar noch keine Neuzugänge vermelden, sieht aber eine gute Basis als gegeben an. „Es bleibt ein grundsolider Stock. Eine Reihe richtig guter Jungs hat hier noch Vertrag“, meinte er zuversichtlich. Außer Mitabsteiger Eintracht Frankfurt und dem Relegations-Verlierer (Mönchengladbach/Bochum) bräuchte man keinen Gegner der 2. Liga zu fürchten. „Wir müssen alle akzeptieren, dass wir in der 1. Liga an Grenzen gestoßen sind. Nun gilt es, sich kurz zu schütteln und wieder voll anzugreifen.“
Dass Schubert auch unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich zu arbeiten versteht, bewies er beim SC Paderborn, den er erst in die 2. Liga führte und dann trotz des vom Marktwert günstigsten Kaders zweimal sicher vor dem Abstieg bewahrte. Und was noch für Schubert spricht: Wie Stanislawski als Jahrgangsbester 2009 schloss Schubert, der früher auch als Nachwuchscoach beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig war, seinen Trainer-Lehrgang 2004 ab - als Primus.