Schürrle nach drei Toren: „Manchmal ist Fußball komisch“
Hannover (dpa) - Wie sehr die Kritik André Schürrle geschmerzt hat, war in jedem zweiten Satz herauszuhören. „Es wurde viel Blödsinn erzählt die letzten Wochen“, war eine dieser Aussagen, die der Weltmeister nach seinen drei Toren beim 4:0 des VfL Wolfsburg bei Hannover 96 in die Mikrofone sprach.
Ein anderer Schürrle-Satz war: „Wenn es nicht so läuft, kommt jeder aus dem Nest und hat was zu sagen.“ Die Drei-Tore-Gala im Niedersachsen-Derby der Fußball-Bundesliga am Dienstagabend wirkten für den Wolfsburger Profi wie eine Befreiung. Der zuletzt oft gescholtene Nationalspieler sprach nach dem Sieg bei Hannover 96 von „Erleichterung und Genugtuung, dass ich gezeigt habe, dass ich die Qualitäten immer noch habe“.
Die Zweifel waren ja durchaus angebracht. Das zeigen allein die Zahlen. Denn in Hannover erzielte Schürrle mehr Treffer für den VfL als in den 33 Bundesligaspielen zuvor. Der für mehr als 30 Millionen Euro aus Chelsea geholte WM-Champion galt vielen bereits als Fehleinkauf.
Auch Trainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs schienen langsam die Geduld mit dem 25 Jahre alten Angreifer verloren zu haben. „Wir hatten ja auch hin und wieder mal Zweifel“, gestand der Coach, der den Flügelflitzer trotz Personalnot zuletzt häufiger auf der Bank sitzen ließ.
Warum es diese Bedenken gab, verdeutlichte auch am Dienstag wieder die Anfangsphase, als Schürrle mehrfach stümperte und unter anderem einen Ball unbedrängt ins Aus köpfte. Und Hecking erinnerte später auch mit einem nicht vollendeten, aber vielsagenden Satz an die neunte Minute: „Er hatte schon vorher eine Chance, wo er vorbeifliegt. Wenn er da energischer hingeht...“
Doch dann zeigte Schürrle plötzlich, warum er zum Kader des Weltmeisters gehört und erzielte drei schöne Tore (36. Minute, 59., 62.). „Manchmal ist Fußball komisch“, befand der Matchwinner.
Sogar ein weiterer Treffer war möglich. Grinsend kommentierte der Angreifer: „Das ist ärgerlich, es hätten auch vier sein können.“ Den Schlusspunkt setzte stattdessen Julian Draxler (69.) Und der viel gescholtene Schürrle gab erleichtert zu: „Das tut der Seele gut.“
Ob es aber die Wende ist? Exakt vor zwei Jahren waren ihm drei Tore in Fulham gelungen, doch trotzdem konnte er sich bei Chelsea nicht durchsetzen und wurde verkauft. Und auch die beiden Treffer für den VfL Ende November in der Champions League bei ZSKA Moskau brachten keine Wende.
„Die Statistik sieht jetzt besser aus“, sagte Schürrle und forderte von sich selbst: „Das muss jetzt nur ein Anfang gewesen sein. Es muss jetzt weitergehen.“ Schließlich will der VfL wieder in die Champions League - und Schürrle mit zur EM nach Frankreich.
„Klar, es war extrem wichtig für mich, um Joachim Löw und der Nationalmannschaft zu zeigen, dass ich noch da bin, dass ich meine Leistung bringen kann“, sagte Schürrle. Der Bundestrainer gilt aber ohnehin als Schürrle-Fan. Und im Trikot mit dem Adler auf der Brust hat der VfL-Profi sogar schon zweimal, gegen Gibraltar und gegen Schweden, drei Tore in einem Spiel erzielt.