Schwierige Bayern-Rückkehr in den Heynckes-Alltag
München (dpa) - Einen Fußball-Leckerbissen bekam Pep Guardiola an seinem Übergangswohnsitz New York von seiner künftigen Mannschaft zur Frühstückszeit im US-Fernsehen nicht vorgesetzt.
Immerhin taugte das unspektakuläre 2:0 (1:0) der Bayern gegen Bundesliga-Schlusslicht Greuther Fürth aber dazu, dass nach dem Trainer-Spektakel im Vorfeld des Rückrundenstarts am Beginn der Abschiedstour von Jupp Heynckes keine zusätzliche Unruhe entfacht wurde oder Zweifel am Durchmarsch der Münchner zu ihrer 23. Meisterschaft aufkamen.
„Wir sind da! Wir lassen nichts anbrennen!“ Diese Kernbotschaft konnte Nationalspieler Thomas Müller nach dem „ordentlichen Sieg“ an die Verfolger in Leverkusen und Dortmund übermitteln, die klar auf Distanz gehalten wurden. Denn um den Erfolg in der Gegenwart soll es ab sofort wieder gehen, wie Präsident Uli Hoeneß betonte: „Bei all' diesem schönen Erfolg, diesen Trainer zu kriegen, hätten wir ja mit Zitronen gehandelt, wenn wir diese Saison nicht Meister werden. Diesen Preis möchte ich nicht dafür zahlen.“
Dem Guardiola, Guardiola, Guardiola versuchten die Bayern-Stars ein entschlossenes Heynckes, Heynckes, Heynckes entgegenzusetzen. „Wir haben noch vier Monate mit Jupp. Es ist wichtig, dass wir ihm die Meisterschaft schenken“, sagte Franck Ribéry. „Die Trainerfrage ist geklärt, da können wir jetzt einen Deckel drauf machen“, empfahl Müller, der mit einem kleinen Datumsfehler anmerkte: „Das Thema Pep Guardiola ist hier bis zum 31.6. um 0.01 Uhr nicht von Bedeutung.“
Auch Hoeneß forderte: „Wir müssen jetzt wieder ganz schnell zum Alltag zurückkehren.“ Doch selbst den ausgebufftesten Bayern-Profis fällt das schwer. „Wir haben nicht gut gespielt“, gestand Kapitän Philipp Lahm, der erläuterte: „Es ist nicht leicht, wenn so viel los ist im Verein, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“
Der Guardiola-Coup lasse in München ja „alle durchdrehen“, wie Hoeneß anmerkte. Heynckes sinnierte darum noch einmal kurz über den Zeitpunkt der Verkündung: „Vielleicht wäre es besser gewesen, das in der Winterpause zu machen, vor Weihnachten, vor dem Urlaub.“ Immerhin konnte der noch amtierende Coach dem „nicht so brillanten“ Auftakt gegen Fürth auch Positives abgewinnen: „So wissen wir, an welchen Dingen wir noch arbeiten müssen.“
Einen erstklassigen Job lieferte Mario Mandzukic (24. Minute/61.) mit seinem ersten Liga-Doppelpack für den FC Bayern ab. „Ich weiß, wenn ich fit bin, dann bin ich stark“, sagte der Kroate nach seinen Saisontoren zehn und elf, mit denen er im Stürmer-Duell mit Mario Gomez erst einmal vorlegen konnte. Gomez, Robben, Boateng - die namhaften Bankdrücker könnten dafür sorgen, dass der FC Bayern rasch zu alltäglichen Themen zurückfindet. Jedenfalls verhehlte der wie Gomez erst spät eingewechselte Rückkehrer Robben seine Ungeduld nicht: „Spielen, spielen, spielen“, müsse er jetzt wieder, „nur so kommst du in Rhythmus“. Und nur auf dem Platz kann sich jeder Bayern-Star auch dem prominenten Zuschauer in New York zeigen.
Die Hoffnungen der Fürther, dem Abstieg zu entgehen und in der nächsten Saison auch gegen die Guardiola-Bayern um Bundesligapunkte kämpfen zu dürfen, sind nach dem 16. sieglosen Spiel in Serie unverändert gering. „Wir haben uns vernünftig als Mannschaft präsentiert, das gibt uns Hoffnung“, meinte Trainer Mike Büskens.
Nach vorne ging einmal mehr wenig - und hinten patzte Torwart Wolfgang Hesl beim 0:1. „Ich greife leicht daneben - und dann ist der Ball schon im Tor“, sagte Hesl zum „haltbaren“ Schuss von Mandzukic. Der Rückstand auf den Relegationsplatz 16 erhöhte sich auf vier Punkte. Am Samstag kommt Mainz, gegen das am 2. Spieltag der bislang einzige Sieg gelang. Ein gutes Omen, glaubt Hesl: „Es ist an der Zeit, unseren ersten Heimsieg in der Bundesliga einzufahren.“