Schwierige Mission: Zorc soll BVB-Kader halten

Sevilla (dpa) - Wenig Geld, große Ziele - für Herbstmeister Borussia Dortmund hat der Kampf um den Erhalt seines begehrten Kaders begonnen. Mit dem für einen Spitzenclub bescheidenen Etat von deutlich unter 40 Millionen Euro will der BVB auch in Zukunft in oberen Tabellenregionen mitmischen.

Doch längst sind Topclubs auf die Himmelstürmer aufmerksam geworden. Die Schlagzeilen in Spanien, wonach Real Madrid über eine Verpflichtung von Lucas Barrios in der Winterpause nachdenkt, lassen Sportdirektor Michael Zorc kalt: „Spielt ein Team gut, gibt es Gerüchte. Aber wir geben definitiv keinen Leistungsträger ab“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Das angebliche Werben von Real um Barrios ist ein Vorgeschmack auf das, was der Dortmunder Vereinsführung in Zukunft droht. Jungstars wie Nuri Sahin, Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer oder Mario Götze sind trotz langfristiger Verträge auf dem Transfermarkt begehrt. Seine Sorge um verlockende Angebote anderer Clubs brachte Hans-Joachim Watzke unlängst auf der Jahreshauptversammlung des Revierclubs zum Ausdruck. „Lasst euch nicht den Kopf verdrehen“, appellierte er unter dem Applaus der Vereinsmitglieder an die Profis.

Um den mit vielen Perspektivspielern veredelten Kader wird der BVB vielerorts beneidet. Bei seiner schwierigen Mission, die zuletzt hochgelobte Rasselbande auf eine gemeinsame Zukunft einzuschwören, konnte Zorc in den vergangenen Tagen Erfolge vermelden. In weiser Voraussicht verlängerte der ehemalige BVB-Profi die Verträge mit den Nationalspielern Kevin Großkreutz (22) und Mario Götze (18) bis 2014. Sven Bender (21) stimmte einer weiteren Zusammenarbeit bis 2016 zu. Allerdings stiegen in allen drei Fällen die Bezüge an. „Natürlich wird es teurer“, bekannte Zorc, „aber es bleibt unser Bestreben, dieses Team mit unseren Mitteln zusammenzuhalten.“

Große Sprünge wird sich der Sportdirektor auch in Zukunft nicht leisten können. Selbst für den Fall, dass sich der BVB schon in diesem Jahr für die Champions League qualifiziert, schloss Watzke eine Abkehr von der maßvollen Gehaltspolitik aus: „Ich sehe nicht den Automatismus, dass wir irgendwann mal wieder ein Budget von 45 oder 50 Millionen Euro auf die Beine stellen.“ Dennoch wird der Geschäftsführer nicht umhin kommen, den derzeitigen Etats in Höhe von 34 Millionen Euro moderat anzuheben.

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre mit zwischenzeitlicher Insolvenzgefahr haben gelehrt, auf wahnwitzige Geschäftspraktiken zu verzichten. Zudem ist allen Beteiligten bewusst, dass sie derzeit ein Bundesliga-Märchen erleben. „Wir sollten alle miteinander vernünftig bleiben“, sagte Zorc. Den großen Vorsprung von elf Punkten auf Verfolger Leverkusen oder sogar 17 Zähler auf Rekordmeister Bayern München hält der Sportdirektor für „unnormal“: „Es ist doch illusorisch zu glauben, es geht so weiter.“