Das Endspiel für Frontzeck

Der Druck auf Gladbachs Trainer nimmt zu. Sport-Vorstand Bonhof spricht sich mit Netzer und Vogts aus.

Mönchengladbach. Das muss an Rainer Bonhof genagt haben. Öffentlich geriet er im Fernsehen mit Günter Netzer aneinander. Der Ikone vom Bökelberg. „Man muss sich auch mal streiten können“, sagte Bonhof und hat dann doch den Günter und auch Berti Vogts angerufen.

Vogts hatte den ersten Stein in den Borussia-Park geworfen. Im Fokus seiner Kritik stehen nicht nur Trainer Michael Frontzeck und Sportdirektor Max Eberl, sondern auch Präsident Rolf Königs und die Chefetage.

Gestritten hatten sie um das Wohl und Wehe des Klubs, um die sportliche Entwicklung und ein bisschen auch um die Frage, wie die Macht zu verteilen ist in einem Klub, um ihn für die Anforderungen der Zukunft zu wappnen.

Bonhof verkündet auf der Homepage des Klubs das Ergebnis der Aussprache unter den Borussen-Weltmeistern. „Einiges von dem, was Sie gesagt haben, hat Hand und Fuß.“ Soviel Zustimmung hatte der Borussen-Vorstand im Fernseh-Streit noch verweigert.

Einiges habe aber auch nicht gestimmt. „Und das musste ich richtigstellen, auch wenn es dann mal kurz zu einer Meinungsverschiedenheit kommt“, so Bonhof, der alle Konzentration auf das Spiel am Freitagabend (20.30 Uhr) gegen den Hamburger SV fordert.

Am Dienstag probte sie dafür den Ernstfall. Trainierten bei Flutlicht — Spiel-Simulation. In die hereinbrechende Dunkelheit betrat Michael Frontzeck um 16.10 Uhr den Rasen und leitete das Training.

Davon zu reden, die Begegnung gegen den HSV sei ein Endspiel für Frontzeck, verneint Bonhof. „Ich halte nichts davon, Entscheidungen von einem einzelnen Spiel abhängig zu machen. Wir kennen die Gründe, warum wir da unten stehen, und wir müssen dafür sorgen, dass wir uns für die Rückrunde neu aufstellen.“

Und dennoch ist die Atmosphäre nach den harten Attacken der Ex-Stars explosiv. Für Frontzeck steht gegen den HSV seine Weiterbeschäftigung auf dem Spiel. Seit Wochen steht Sportdirektor Eberl fest an seiner Seite.

Das wird wohl auch nach dem HSV-Spiel so sein. Vor allem, weil es so scheint, als gebe es keine Alternative. Weil Eberl für Frontzeck immer noch die Schlüsselrolle vorgesehen hat.

Darum muss Frontzeck jetzt diese Türe auch aufschließen. Ansonsten vermittelt das Beharren auf Kontinuität in der Trainerfrage bei weiter anhaltendem Misserfolg nach außen eher Halsstarrigkeit als Kompetenz.

Auch, weil die Fakten unwiderlegbar sind. Die Mannschaft hat schon jetzt mehr Gegentore kassiert (45) als bei ihrem letzten Abstieg 2007 nach der kompletten Saison (44).

In 47 Jahren Bundesliga standen nur acht Vereine nach 16 Spieltagen noch schlechter da — alle acht sind später abgestiegen. Auch darum ist das Spiel gegen den Hamburger SV ein Endspiel — für Trainer und Mannschaft.