Sechs Bundesliga-Vereine vor dem Abgrund

Der Abstiegskampf bleibt wohl bis zum letzten Spieltag offen. Wir analysieren die gefährdeten Teams.

Sein Club liegt am Boden: Pierre-Michel Lasogga vom Hamburger SV.

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Düsseldorf. Sechs Spieltage sind es noch in der Bundesliga. Sechs Spieltage an denen sechs Vereine am Tabellenende alles versuchen werden, um am 10. Mai über dem Strich zu stehen. Erfahrungswerte und Rechenspielchen ergeben: 35 Punkte reichen wohl zum Klassenerhalt. Wir haben sie unter die Lupe genommen.

Trend Es geht wieder abwärts. nach der Winterpause waren die 96er durchgestartet, jetzt stottert der Motor: drei Niederlagen in den letzten drei Spielen. Aber: In der Vergangenheit folgten bei den Niedersachsen im regelmäßigen Intervall auf drei schlechte drei gute Ergebnisse.

Kopfsache Für den Fan ist die Mannschaft eine Wundertüte. Es geht immer auf und ab. Trainer Tayfun Korkut, der in der Winterpause kam, konnte das Team nach gutem Start nicht stabilisieren. Beim 1:2 gegen Werder Bremen verpasste Hannover die Chance, sich abzusetzen. Und jetzt steht ausgerechnet das Derby gegen Braunschweig vor der Tür.

Rettungsanker 96 verfügt trotz des Ausfalls von Mame Diouf über große offensive Qualität — da sollten sechs Punkte machbar sein.

Restprogramm Eintracht Braunschweig (A), Hamburger SV (H), Eintracht Frankfurt (A), VfB Stuttgart (H), 1. FC Nürnberg (A), SC Freiburg (H)

Vorhersage Hannover 96 wird sich retten und ist dabei das Zünglein an der Waage: Fünf der nächsten sechs Gegner sind direkte Konkurrenten im Abstiegskampf.

Trend Es geht aufwärts mit den Breisgauern. Drei Siege und ein Unentschieden aus den letzten vier Spielen.

Kopfsache Die Freiburger haben sich die Last des Europapokals scheinbar aus den Köpfen gespielt und diesen Abstiegskampf angenommen. Sie wissen: Doppelbelastung können sie nicht — Bundesliga schon. Dazu hat der Club ein schon traditionell sehr ruhiges Umfeld,. . .

Rettungsanker . . .aus dem Trainer Christian Streich als Breisgau-Lautsprecher herausragt. Er ist für alle Konkurrenten eine Nervensäge, aber der Rettungsanker für den eigenen Verein. Weil er allen Druck auf sich zieht. Kein Freiburger Spieler wird mit einer Extra-Kamera beobachtet, alle blicken zur Seitenlinie.

Restprogramm VfB Stuttgart (A), Eintracht Braunschweig (H), Borussia Mönchengladbach (H), VfL Wolfsburg (A), FC Schalke 04 (H), Hannover 96 (A)

Vorhersage Der SC Freiburg kann in den nächsten beiden Spielen den Klassenerhalt klarmachen. Im schlechtesten Fall rutschen die Breisgauer in die Relegation.

Trend Der Trend ist nicht der Freund des 1. FC Nürnberg: Fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen. Zuletzt die Pleite mit Trainerkrach als Zugabe gegen Freiburg.

Kopfsache Die Angst geht um beim Club. Aber das ist im Frankenland nichts Neues. Damit können sie umgehen.

Rettungsanker Der erste Rettungsanker ist im Meer versunken. Der Trainerwechsel von Michael Wiesinger zu Gertjan Verbeek hat nur bedingt gefruchtet. Will man die verbliebenen Hoffnungsträger der Nürnberger benennen, fallen zwei Namen ein: Torwart Raphael Schäfer und Torjäger Josip Drmic.

Restprogramm Borussia Mönchengladbach (H), VfL Wolfsburg (A), Bayer 04 Leverkusen (H), 1. FSV Mainz 05 (A), Hannover 96 (H), FC Schalke 04 (A)

Vorhersage Nürnberg hat sechs schwere Gegner vor der Brust. Am Ende steht der FCN aber über dem Strich.

Trend Kurzfristig sieht es einigermaßen ausgeglichen aus: ein Sieg, zwei Unentschieden zwei Niederlagen aus den letzten fünf Spielen. Langfristig ist der Trend erbarmungslos: fünf von möglichen 30 Punkten aus den letzten zehn Begegnungen.

Kopfsache Wenn im Frankenland die Abstiegsangst umgeht, dann sind die Schwaben schon im Panik-Modus. Manager Fredi Bobic droht nach einem Sieg mit Blutgrätschen für Selbstzufriedene, die Mannschaft verspielt einen Zwei-Tore-Vorsprung gegen Dortmund. Der VfB hat das Team mit dem achthöchsten Marktwert der Liga (88 Millionen Euro laut transfermarkt.de). Es scheint, als hätten die teuren Spieler noch nicht ganz verstanden, worum es geht.

Rettungsanker Zwei Trainerwechsel sind beinahe wirkungslos verpufft. Huub Stevens’ Spieler haben sicher Qualität in den Beinen — aber der Abstiegskampf ist vor allem Kopfsache.

Restprogramm SC Freiburg (H), Borussia Mönchengladbach (A), FC Schalke 04 (H), Hannover 96 (A), VfL Wolfsburg (H), Bayern München (A)

Vorhersage Würde Stuttgart die Klasse ohne Relegation halten, würden sie wohl in Schwaben vom „Wunder von Cannstatt“ sprechen.

Trend Auf und nieder, immer wieder. Seit Mirko Slomka HSV-Trainer ist, sind die Hamburger zumindest eins geworden: unberechenbar.

Kopfsache Viele HSV-Fans befinden sich schon in der Verarbeitungsphase. Sie erwarten nichts mehr, so sehr wurden sie von Verantwortlichen und Spielern enttäuscht. Erst heißt es nach dem 3:0 gegen Dortmund: „Das ist der echte HSV.“ Dann folgt die Niederlage im Nordderby gegen Bremen. Anspruch und Wirklichkeit haben sich in Hamburg aus den Augen verloren.

Rettungsanker Dass jetzt junge Kerls wie Hakan Calhanoglu (20) und Pierre-Michel Lasogga (22) als Hoffnungsträger verkauft werden, offenbart das ganze Versagen der Hamburger Verantwortlichen. Sie haben viele teure Spieler angehäuft, aber keine Mannschaft geformt. Die Reißleine „Trainerwechsel“ dürfte beim zweiten Ziehen tatsächlich gerissen sein.

Restprogramm Bayer 04 Leverkusen (H), Hannover 96 (A), VfL Wolfsburg (H), FC Augsburg (A), Bayern München (H), Mainz 05 (A)

Vorhersage Der Dino steigt mit einem Team, das den Tabellenzweiten 3:0 schlagen konnte, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte aus der Bundesliga ab.

Trend Von den letzten sechs Spielen ging nur eines verloren. Aber es gab auch nur einen Sieg, bei vier Unentschieden.

Kopfsache Ob Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht seinen Spielern jeden Abend die Geschichte vom FC Augsburg in der Saison 2012/2013 vorliest, ist nicht überliefert. Aber das Aufbäumen der früh abgeschriebenen Eintracht erinnert an die Aufholjagd des FCA im vergangenen Jahr. Wer nichts mehr zu verlieren hat, kann eben nur noch gewinnen.

Rettungsanker Dome Kumbela. Ohne den lange verletzten Angreifer und seine bisher acht Saisontore, könnte Braunschweig längst für die zweite Liga planen. Der Rest des Kaders ist eine sehr gute Zweitligamannschaft.

Restprogramm Hannover 96 (H), SC Freiburg (A), Bayern München (H), Hertha BSC (A), FC Augsburg (H), 1899 Hoffenheim (A)

Vorhersage Eintracht Braunschweig hat sich den Respekt der Liga verdient. Jetzt ist die Relegation wieder in Reichweite. Doch dafür braucht es Siege. Braunschweig ist im Sommer wieder Zweitligist.