Sieg über Hertha für Hamburger SV Pflicht
Hamburg (dpa) - Bloß nicht blockieren: Nach der gnadenlosen Vorführung beim 1:3 in Dortmund ist das verjüngte Team des Hamburger SV im Heimspiel am Samstag gegen Hertha BSC zum Siegen verdammt. Denn danach geht es zum Titelfavoriten FC Bayern.
„Wir wussten, dass wir ein schweres Auftaktprogramm haben, aber so weit dürfen wir gar nicht denken“, sagt Mladen Petric, „sonst blockieren wir uns selber“. Der erfahrene Stürmer mahnt deshalb zu Geduld: „Wir haben gesagt, dass wir Zeit brauchen. Und die werden wir uns nehmen.“
Hehre Worte, doch nicht nur die ungeduldigen Anhänger, die schon im Testspiel gegen Valencia HSV-Kapitän Heiko Westermann auspfiffen, auch Petric beäugt diesen Bundesliga-Start ganz genau. Jüngst brach er die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung ab, weil ermöglichst rasch wieder international spielen will und mit 30 Jahren nicht die Zeit hat, um lange beim Neuaufbau einer Erfolgself mitzuwirken. Das heißt: Kriegt der HSV nicht schnell die Kurve nach oben, wird sich der Kroate wohl einen attraktiveren Club suchen.
Äußerlich gelassen gibt sich Michael Oenning, obwohl er laut Umfragen der „Favorit“ für die erste Trainer-Entlassung in der noch jungen Saison gilt: „Wir haben den Anspruch, den Aufsteiger zu Hause zu bezwingen. Wenn die Unterstützung von den Rängen da ist, wird uns das gelingen.“ Eine Bewertung über sein neu zusammengestelltes Team will er allerdings erst nach einigen Partien zulassen.
Der Nachfolger von Armin Veh will nun seine eigene Handschrift durchsetzen, den schnellen Kurzpass-Fußball à la Dortmund spielen lassen. Die Frage ist nur, ob er die richtigen Spieler dafür hat. Beziehungsweise, ob diese schon die nötige Reife haben. „Es geht nicht darum, etwas zu kopieren, sondern zu gucken, was andere Mannschaften gut machen“, erklärt Oenning, der nach einem eigenen Erfolgsweg in Hamburg sucht.
Im Training ziehen seine Profis mit, der Kampf um die Stammplätze wird hart geführt. Nun muss der ehemalige Nürnberger Coach die Gratwanderung schaffen zwischen dem Einbinden der Älteren wie David Jarolim und den noch nicht Bundesliga-erfahrenen Jungen. Ex-Kapitän Jarolim wird vorgeworfen, das Spiel eher langsam zu machen, deswegen saß er in Dortmund auf der Bank. Doch einen Arbeiter wie den routinierten Tschechen, der sich immer bedingungslos in den Dienst der Mannschaft stellt, kann Oenning gut zum Neuaufbau gebrauchen.
Auch Westermann zeigte sich in den vergangenen Wochen anfällig für Fehler. Und auch wenn er am Donnerstag in der kurzzeitig in der B-Elf trainierte, gilt der Kapitän als gesetzt. An seiner Seite soll in der Abwehrzentrale der Niederländer Jeffrey Bruma zum Nachfolger von Joris Mathijsen reifen. Die Balance im gesamten Team zu finden und zudem die wackelige Innenverteidigung zu stärken, werden Oennings Hauptaufgaben in den nächsten schwierigen Wochen sein.