Top-Teams unter Druck - Magath kontra Heynckes

Düsseldorf (dpa) - Die Länderspiel-Gala gegen Brasilien ist passé, im Bundesliga-Alltag spüren hochambitionierte Fehlstarter wie Titelfavorit Bayern München, Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen oder Pokalsieger Schalke 04 schon früh den Druck.

Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger brachte es nach dem 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach auf den Punkt: „Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft in die Spur kommt.“ Eine klare Vorgabe, nicht nur für den Rekordmeister: Siege sind ein Muss. In Leverkusen ist das Belastungspotenzial vor Robin Dutts Heimpremiere gegen Werder Bremen besonders intensiv: „In gewisser Weise fängt die Saison nochmal bei Null an“, sagte Bayer-Profi Lars Bender nach den Pflichtspielpleiten in Dresden und Mainz.

Das Torhüterproblem will Dutt mit der talentierten Stuttgarter Leihgabe Bernd Leno lösen, das Dilemma um Michael Ballack bleibt vorerst ungeklärt: Wohin mit dem ehemaligen „Capitano“? Spielen lassen oder nicht? Bayer-Sportchef Rudi Völler weiß keine konkrete Antwort, versucht aber, die Situation zu entspannen: „Wir lassen uns von den Ergebnissen nicht provozieren oder schocken.“

Eines indes ist Völler klar: „Wir müssen schnell die Kurve kriegen.“ Das gilt gleichermaßen für die Bayern, die im Duell der ältesten Erstligatrainer Felix Magath (58) und Jupp Heynckes (66) bei Tabellenführer VfL Wolfsburg antreten müssen, und die Schalker, die nach dem 0:3 von Stuttgart auf Mit-„Schlusslicht“ 1. FC Köln (0:3 gegen Wolfsburg) treffen. Schalkes Ralf Rangnick winkt der 100. Sieg als Erstliga-Coach.

Dem früheren Bayern-Cheftrainer Magath kam das 0:1 der Münchner gegen Gladbach überhaupt nicht gelegen: „Jetzt steht die Mannschaft noch mehr unter Druck, was die Aufgabe für uns nicht leichter macht.“ Im Hinterkopf haben die Niedersachsen noch das 5:1 vom 4. April 2009 - für Wolfsburgs damaligen Meistermacher Magath heute belanglos: „Ich werde meinen Spielern keine Aufzeichnung zeigen“.

Ex-Bayer Hasan Salihamidzic fiebert der Partie entgegen: „Ich freue mich auf jedes Spiel, aber gegen den FC Bayern - das ist schon etwas Besonderes.“ Bayern-Star Franck Ribéry fordert eine schnelle Positiv-Reaktion: „Wir müssen jetzt aufwachen, nicht erst in zwei, drei Spielen. Dann ist es zu spät.“ Das ist auch Heynckes bewusst: Er erwartet die passende Antwort seines Starensembles auf das 0:1 gegen Gladbach: „Da muss angezogen werden.“ Arjen Robben muss wegen Rücken- und Adduktorenproblemen passen.

Jürgen Klopp hat eine andere Herausforderung als seine Kollegen aus München oder Leverkusen zu bestehen: Der Dortmunder Meistercoach muss nach dem 3:1 gegen Hamburg die Lobeshymnen in die richtigen Bahnen lenken: „Wir waren nicht so gut, wie es dargestellt wurde. Es gab Phasen in diesem Spiel, wo wir kaum Zugriff hatten, und wissen das alles sehr gut einzuschätzen“, meinte er vor dem Gang zu 1899 Hoffenheim. Marcel Schmelzer kehrt nach sechswöchiger Verletzungspause in den BVB-Kader zurück, auf Torjäger Lucas Barrios und Innenverteidiger Neven Subotic muss Klopp verzichten.

Die Aufsteiger Hertha BSC (beim HSV) und FC Augsburg (beim 1. FC Kaiserslautern) sehen sich ihren ersten Auswärts-Belastungsproben gegenüber. Der VfB Stuttgart erinnert sich gern an den letzten Auftritt in Mönchengladbach zurück: Das 3:2 am 5. Februar - nach einem 0:2-Pausenrückstand - war die Wende zum Besseren. Der VfB ist seit zehn Spielen gegen die Borussia unbesiegt und verlor beim fünfmaligen Titelträger letztmals am 30. April 2005 (0:2).

Der 1. FC Nürnberg wartet vor dem Aufeinandertreffen mit Hannover 96 seit dem 5. März (5:0 gegen St. Pauli) auf einen Sieg vor eigenem Publikum. Dutt-Nachfolger Marcus Sorg verlangt von den Profis des SC Freiburg im ersten Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 eine „mutige, engagierte und leidenschaftliche Leistung“.