Sperrzone erzürnt Eintracht und Fans: „unverhältnismäßig“

Darmstadt (dpa) - Gegen das 36-stündige Aufenthaltsverbot für Anhänger von Eintracht Frankfurt am Wochenende in Darmstadt will der 40 000 Mitglieder starke Fanclubverband juristisch vorgehen.

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Die Maßnahme sorgt auch in Fußballkreisen und Politik für großes Unverständnis. Derweil sind Fans aus beiden Lagern bereits vier Tage vor dem brisanten Bundesliga-Derby zwischen Frankfurt und Darmstadt 98 aufeinander losgegangen.

Waltraut Verleih kündigte als Anwältin des Fanclubverbandes an, die Verfügung vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt anzufechten. „Das ist ein Grundrechtseingriff. Die Verfügung ist unverhältnismäßig“, sagte Verleih am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Zugleich übte die Eintracht Kritik am Vorgehen der Stadt Darmstadt. „Diese Maßnahme ist im Kern nicht geeignet, eine Unterscheidung zwischen gewaltbereiten und allen anderen Fans von Eintracht Frankfurt zu treffen“, sagte Vorstandsmitglied Axel Hellmann in einer Pressemitteilung. „Sie richtet sich damit in unverhältnismäßiger Art und Weise gegen die bloße Gesinnung, mit Eintracht Frankfurt zu sympathisieren, und dies kann nach unserer Auffassung nicht Gegenstand staatlichen Handelns sein.“

Auch Fananwalt René Lau (Berlin), wie Verleih Mitglied des europäischen Fananwälte-Netzwerks, hält die ungewöhnliche Maßnahme für „hochgradig rechtswidrig und völlig unpraktikabel“.

In der Darmstädter Innenstadt gab es nach Mitteilung der Polizei am Dienstagabend Auseinandersetzungen. Pyrotechnik kam zum Einsatz, von Verletzten ist nichts bekannt. 70 bis 90 Eintracht-Fans hatten sich in einer Darmstädter Kneipe getroffen. Als die teils vermummte Schar weiter Richtung Innenstadt wollte, trafen sie auf Anhänger der „Lilien“. Sieben einschlägig bekannte Anhänger der Eintracht wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Zuvor hatte die Stadt Darmstadt gemeinsam mit der Polizei aus Angst vor Randale neben dem Stadion am Böllenfalltor auch die Innenstadt für die Gäste-Fans zur Sperrzone erklärt. Die außergewöhnliche Maßnahme stützt sich auf das hessische Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Innenminister Peter Beuth (CDU) hält die Entscheidung der Stadt Darmstadt für „mit Sicherheit wohl abgewogen“, wie er am Mittwoch betonte.

Beuth hofft trotz alledem auf ein „friedliches Fußballfest“, aus allen politischen Lagern kam jedoch Kritik an der Errichtung der Sperrzone. Beuths Parteikollege Frederic Schneider, Kreisvorsitzender der Jungen Union Main-Taunus, verglich die Maßnahmen sogar mit dem türkischen Regime um Präsident Recep Erdogan. „Menschen aus einer Stadt auszusperren, nur weil sie Fans einer Mannschaft sind - Türkei? Nein, Darmstadt“, twitterte er.

Nach den Ausschreitungen im Hinspiel hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) einen Ausschluss der Eintracht-Fans für die Partie verfügt. Dennoch rechnet die Polizei mit bis zu 3000 Eintracht-Fans in Darmstadt.