1:0 beim Hamburger SV Bayern-Siegeszug unter Heynckes geht weiter

Hamburg (dpa) - Der FC Bayern München hat seinen Siegeszug unter Trainer-Rückkehrer Jupp Heynckes fortgesetzt und nach Punkten zu Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund aufgeschlossen.

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Gegen einen knapp eine Stunde lang dezimierten Hamburger SV setzte sich der Titelverteidiger verdient mit 1:0 (0:0) durch und feierte den dritten Erfolg unter Heynckes' Regie.

„Wir haben uns in der ersten Halbzeit schwergetan, nicht das Tempo hochgehalten, nicht unser Positionsspiel aufgezogen“, sagte Heynckes im TV-Sender Sky. „Nach der Pause war das besser, vor allem in der Endphase, wo wir vier hundertprozentige Torchancen hatten.“ Das 2:0 fiel allerdings nicht. „So mussten wir bis zum Ende zittern.“

Vor 57 000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion erzielte Corentin Tolisso (52. Minute) das Siegtor für die Münchner, die nun seit 18 Pflichtspielen nicht mehr gegen den HSV verloren haben. „Das war ein wichtiges Spiel, weil wir das Ergebnis von Dortmund gesehen haben und aufschließen konnten. Es war ein sehr schwieriges Spiel“, sagte Torschütze Tolisso.

Die wacker kämpfenden Hanseaten verloren neben den Punkten auch noch ihren Mittelfeldspieler Gideon Jung durch die Rote Karte (38./grobes Foulspiel) und stecken weiter tief in der Gefahrenzone. „Es war eine Fifty-fifty-Situation. Der Ball ist sehr, sehr nah. Harte Entscheidung, ist vertretbar, aber es war keine klare Rote Karte“, urteilte Jung mit Blick auf sein Foul an Kingsley Coman. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber dann war's ein Spiel unter besonderen Vorzeichen“, fügte Trainer Markus Gisdol hinzu.

Nach zuletzt sechs sieglosen Liga-Partien versuchte HSV-Coach Markus Gisdol im 105. Nord-Süd-Klassiker, der befürchteten Übermacht des deutschen Rekordmeisters ein neues Defensivkonzept entgegenzusetzen. An einer Fünfer-Abwehrkette, vor der in Kapitän Gotoku Sakai und U21-Europameister Jung noch zwei Sechser aufgeboten waren, sollten sich die in der jüngeren Vergangenheit des Öfteren durch hohe Siege über den HSV aufgefallenen Gäste die Zähne ausbeißen.

Und die Heynckes-Elf, die seit dem Comeback des Trainer-Oldies gegen Freiburg (5:0) und Glasgow (3:0) zwei glatte Erfolge feierte, hatte durchaus Probleme mit dem heftigen Gegenpressing der Hanseaten. Sie selbst kamen zwar vor der Pause zu keiner klaren Einschusschance, ließen in dieser Phase aber außer zwei Möglichkeiten von Arjen Robben (12./21.) auch nicht viel zu. Nach Rot gegen Jung waren Gisdols taktische Pläne jedoch über den Haufen geworfen.

Nach dem Wechsel wollte der FCB durch die Hereinnahme von Thomas Müller den Druck auf die dezimierten Hausherren erhöhen, doch der Nationalspieler musste bereits knapp zehn Minuten später wegen einer Oberschenkelverletzung gegen Thiago ausgewechselt werden. „Er sagt, er hat einen Krampf bekommen, unter Umständen eine Verhärtung“, berichtete Heynckes. Müller soll nun genau untersucht werden.

Bei Müllers Aus lagen die Münchner aber schon in Führung. Eine Flanke des weit aufgerückten David Alaba passierte Freund und Feind - Müller leitete in seiner letzten Aktion auf Tolisso weiter, der zu seinem zweiten Saisontreffer abstaubte. Auf der anderen Seite zog nur eine Minute später André Hahn ab, doch Bayerns Keeper Sven Ulreich lenkte den Schuss des Hamburgers mit den Fingerspitzen über die Latte (53.).

Gisdol brachte nach einer Stunde Ex-Nationalspieler Lewis Holtby für den unauffälligen Aaron Hunt, doch das Geschehen spielte sich meist in der HSV-Spielhälfte ab. Thiago (70.) hatte die Entscheidung auf dem Fuß, traf aber lediglich den Pfosten. Dann klärte HSV-Keeper Mathenia stark gegen Robben (82.), und auch Tolisso (83.) hatte Pech mit einem Aluminium-Treffer. Robben verfehlte freistehend noch das Tor (88.).