0:2 Niederlage gegen Schalke Hertha bringt US-Protest in Bundesliga

Berlin (dpa) - Mit seinem bemerkenswerten Kollektiv-Zeichen gegen Rassismus hat das Team von Hertha BSC das sportliche Geschehen beim 0:2 gegen den FC Schalke 04 kurz in den Hintergrund geschoben.

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Vor Anpfiff knieten die Profis auf dem Platz, die Ersatzspieler, das Trainerteam um Pal Dardai sowie auch Geschäftsführer Michael Preetz und hakten sich einander unter. Damit brachten die Berliner den Protest von US-Sportlern erstmals auch in die Bundesliga.

„Wir leben in Zeiten, in denen es wichtig ist, dass Fußballvereine, die extrem im Fokus stehen, sich positionieren“, erklärte Preetz nach Schlusspfiff die Aktion. „Wir sind seit jeher gegen Diskriminierung jeder Art, gegen Rassismus. Wir sind Berlin, wir sind eine weltoffene Stadt und wir stehen für Vielfalt. Das wollte die Mannschaft, das wollten wir heute dokumentieren.“

In den USA knien zahlreiche Sportler vor der amerikanischen Hymne, um unter anderem gegen Unterdrückung und Polizeigewalt zu protestieren. US-Präsident Donald Trump hatte die Athleten deshalb zuletzt mehrfach harsch kritisiert. „Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert, sondern im 21. Jahrhundert. Es gibt aber einige Leute, die ideologisch noch nicht so weit sind“, erklärte der verletzte Innenverteidiger Sebastian Langkamp bei Sky ohne Bezug auf konkrete Personen. „Wenn wir da etwas Nachhilfe geben können, ist das doch gut.“

Nach Spielbeginn ließ Hertha die zuvor gezeigte Kreativität jedoch vermissen. Schalke beendete mit einem dominanten Auftritt und eiskalter Fehlerverwertung seine Mini-Krise in der Fußball-Bundesliga und fügte den Berlinern die erste Heim-Niederlage dieser Saison zu. Nach zuvor drei sieglosen Spielen schob sich der Revierclub auf einen Europapokalplatz. „Wir können rundherum zufrieden sein“, lobte Manager Christian Heidel. „Ich habe selten ein Spiel erlebt, in dem die Gast-Mannschaft so von der ersten bis zur 92. Minute dominiert hat.“

Hertha leitete mit eigenen Aussetzern den Schalker Erfolg selbst ein. Per Foulelfmeter erzielte Confed-Cup-Sieger Leon Goretzka, der sich von anhaltenden Wechselspekulationen unbeeindruckt zeigte, in der 54. Minute die Führung. „Ich kann nicht ganz verstehen, wieso das Thema immer wieder neu aufgebracht wird“, sagte Goretzka zu den Berichten über ein Interesse von europäischen Spitzenclubs bei Sky. „Es stört auch ein bisschen die Mannschaft. Das tut mir leid für die Jungs. Es ist einfach ein Entscheidungsprozess, der noch nicht beendet ist.“

Guido Burgstaller nutzte einen Patzer von Karim Rekik für die Entscheidung (78.) zum 2:0. Und Herthas Genki Haraguchi schwächte sein Team zuvor mit einer unnötigen Roten Karte (44.). Die Berliner müssen sich nach dem vierten Pflichtspiel ohne Erfolg in Serie vorerst Richtung Tabellenkeller orientieren. „Es war ein verdienter Sieg, es gibt nichts schön zu reden“, sagte Dardai enttäuscht. „Von unserer Seite hat kein Spiel stattgefunden, das war kein richtiger Fight.“