Ben-Hatira demontiert HSV: Hamburger Desaster in Berlin
Berlin (dpa) - Die große Keule wollte Joe Zinnbauer trotz des bitteren Rückschlags nicht auspacken.
„Die Jungs haben auch nicht gewusst, was los ist. Ein Spiel 0:3 zu verlieren, fühlt sich nicht gut an für die Spieler“, erklärte der Trainer des Hamburger SV nach dem jähen Ende des kleine Zwischenhochs für sein Team. Die Rückkehr von Pierre-Michel Lasogga an seine alte Wirkungsstätte wurde zu einem neuen Desaster für seinen HSV. Der Dino der Fußball-Bundesliga verlor am neunten Spieltag der Saison bei Hertha BSC verdient mit 0:3 (0:0) und steckt mit sechs Punkten wie schon in der Vorsaison als Drittletzter im Tabellenkeller fest.
„Die Niederlage ist absolut verdient. Wir haben uns dumme Gegentore eingefangen“, räumte HSV-Verteidiger Heiko Westermann ein. Der frühere Hamburger Änis Ben-Hatira (59. und 85. Minute) und John Heitinga (65.) besiegelten mit ihren ersten Saisontoren die fünfte HSV-Pleite in der laufenden Spielzeit. Hertha (11 Punkte) belohnte sich für den größeren Aufwand und fand mit dem dritten Heimsieg nacheinander den Anschluss zum Mittelfeld. „Wir haben einen guten Lauf zu Hause“, sagte Stürmer Salomon Kalou nach dem Erfolg vor 58 768 Zuschauern im Olympiastadion.
Rückkehrer Lasogga hatte sich von den härtesten der Hertha-Fans in der Ostkurve zum Spielbeginn gerade sein spezielles Pfeifkonzert abgeholt, da schalteten die Hamburger auf Offensive. Mit den vier Punkten aus den vorangegangenen zwei Partie im Rücken deuteten die Gäste an, wie sich ihr Coach den samstäglichen Auswärtsauftritt eigentlich vorgestellt hatte. Hertha-Torwart Thomas Kraft musste schon nach 29 Sekunden mit einem Ausflug weit außerhalb seines Strafraums gegen Lasogga klären. „Keine Ahnung, wann wir aufgehört haben, Fußball zu spielen“, meinte Westermann.
Hertha stellte sich besser ein und übernahm im eigenen „Wohnzimmer“ mit viel Engagement immer mehr die Kontrolle. Und die Berliner, die zuvor schon ihre Heimspiele gegen Wolfsburg (1:0) und Stuttgart (3:2) gewonnen hatten, erspielten sich auch Torgelegenheiten. Allein Matchwinner Ben-Hatira, der einmal eine Saison für den HSV spielte, hätte schon vor der Pause alles klarmachen können. Marcel Ndjeng traf mit einem 25-Meter-Schuss nur die Latte (57.). „Die Mannschaft ist nicht in Verzweiflung geraten und hatte in der zweiten Halbzeit noch eine unglaubliche Effektivität“, erklärte Hertha-Coach Jos Luhukay nach seinem 100. Spiel als Bundesliga-Trainer.
Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne sah auch nach der Pause, wie sich der Ex-Berliner Lasogga und seine HSV-Kollegen quälten. Herthas U 21-Nationalspieler Nico Schulz, der auf der DFB-Problemposition links in der Abwehr spielt, musste wie später auch noch Ben-Hatira mit Muskelproblemen raus. Löws ehemaliger Schützling Marcell Jansen konnte freigespielt von Rafael van der Vaart Herthas starken Schlussmann Kraft nicht überwinden (59.). „Wenn ich ihn reinmache, kann es anders aussehen. Wir haben uns auskontern lassen“, bemerkte Jansen niedergeschlagen.
Im Gegenzug markierte Ben-Hatira nach schöner Kombination über Kalou und Valentin Stocker die Berliner Führung. Nach Ecke von Ben-Hatira traf Hajime Hosogai zunächst den Pfosten des HSV-Tores, der niederländische Routinier Heitinga staubte ab. Und schließlich vollendete Ben-Hatira nach Zuspiel von Skjelbred den Berliner Erfolg. Zu dem Zeitpunkt war Lasogga längst ausgewechselt.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 42,2 - 57,8
Torschüsse: 15 - 10
gew. Zweikämpfe in %: 49,5 - 50,5
Fouls: 15 - 21
Ecken: 4 - 1
Quelle: optasports.com