Erster Heimsieg: Stuttgart stoppt Frankfurter Höhenflug

Stuttgart (dpa) - Mit seiner unglaublichen Knipser-Qualität hat Tor-Garant Vedad Ibisevic dem VfB Stuttgart den sehnsüchtig erwarteten ersten Bundesliga-Heimerfolg beschert.

Der bosnische Fußball-Nationalstürmer köpfte mit seinem insgesamt fünften Saisontreffer das erlösende 2:1 (1:0) gegen den weitgehend ebenbürtigen Aufsteiger Eintracht Frankfurt. „Ich freue mich, dass es so gut läuft für mich“, sagte Ibisevic nach dem Duschen ziemlich nüchtern. Auf dem Platz war er nicht nur bei seinem Kopfball (84. Minute) heiß: Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt am Sonntagnachmittag zog er nach dem Schlusspfiff das Trikot aus und rannte mit seinen feiernden Teamkollegen zu den jubelnden Fans.

„Das ist einfach Torjägermentalität, mit welcher Wucht und Spannung er den Kopfball gesetzt hat“, schwärmte VfB-Trainer Bruno Labbadia, früher selbst ein Top-Stürmer. „Vedad ist für uns ein unglaublich wichtiger Spieler.“ Ein Sonderlob erhielt auch Christian Gentner, dessen Einsatz wegen muskulärer Probleme fraglich war. Der Mittelfeldspieler sorgte mit der frühen Führung per Direktabnahme (6.) für Ruhe und Sicherheit bei den Schwaben. „Das war ein sehr gutes Spiel von Gente“, sagte Labbadia. Gentner bilanzierte: „Es war wichtig, endlich ein Heimspiel zu gewinnen.“

Nach der enttäuschenden Nullnummer drei Tage zuvor gegen den FC Kopenhagen in der Europa League zeigten die Stuttgarter vor 54 840 Zuschauern in der Mercedes Benz-Arena wieder eine gute Leistung: gelungene Kombinationen, Kampf, große Laufbereitschaft. Der unermüdlich rackernde Georg Niedermeier bezahlte seinen Einsatz sogar mit einem gebrochenen Zahn im Zweikampf mit Frankfurts Torschützen Alexander Meier. „Ich habe eine SMS an meinen Zahnarzt geschickt, er kann kommen“, sagte der Innenverteidiger lachend trotz Zahnlücke.

Nach zehn Punkten in vier Partien und dem Vorstoß ins gesicherte Mittelfeld der Fußball-Bundesliga hoffen Verantwortliche und Spieler auf etwas Kontinuität. „Das war mehr als verdient“, meinte Manager Fredi Bobic. „Es war anerkennenswert, wie die Jungs ihr Pensum abgespult haben.“ Labbadia urteilte: „Das war ein unglaublich wichtiger Sieg, ständig im Drei-Tage-Rhythmus mit so einem kleinen Kader zu spielen, ist keine einfache Geschichte für uns.“

Beinahe wäre es auch gegen den forsch auftretenden Aufsteiger noch schief gegangen. Das Team des früheren VfB-Meistermachers Armin Veh versteckte sich nie und ließ sich auch durch den frühen Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Meier erzielte mit einem kunstvollen Schlenzer (67.) den verdienten Ausgleich. Labbadia lobte die „sensationelle Moral“ seiner Schützlinge nach dem 1:1, das er als „Genickschlag“ bewertete.

Auch nach dem 1:2 steckten die Hessen nie auf. Weil aber Schiedsrichter Peter Gagelmann einen Treffer des eingewechselten Karim Matmour (88.) wegen angeblichen Abseits nicht anerkannte und der Algerier in der Schlusssekunde an VfB-Keeper Sven Ulreich scheiterte, blieb es bei der zweiten Saisonniederlage. „Ein Unentschieden wäre das korrekte Ergebnis gewesen“, klagte Veh. „Das war ein reguläres Tor. Aber deswegen geht die Welt nicht unter.“

Zwar ist der beste Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte nun nicht mehr erster Bayern-Jäger, aber der dritte Platz ist vorerst sicher. Für den sachlichen und realistischen Veh ist das eh nur eine schöne Momentaufnahme. „Ziel bleibt der Klassenerhalt. Das ist normal: Wir sind ein Aufsteiger.“

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 46,3 - 53,7

Torschüsse: 14 - 13

gew. Zweikämpfe in %: 42,9 - 57,1

Fouls: 17 - 18

Ecken: 10 - 5

Quelle: optasports.com