Erster HSV-Sieg: 2:1 beim VfB Stuttgart
Stuttgart (dpa) - Mit dem ersten Saisonsieg hat der kriselnde Hamburger SV unter Interimstrainer Rodolfo Esteban Cardoso die erhoffte Wende eingeleitet. Vier Tage nach der Entlassung von Coach Michael Oenning gewann der deutlich verbesserte HSV mit 2:1 (0:1) beim VfB Stuttgart.
Der HSV holte damit nach zuletzt vier Pleiten in Folge den ersten Dreier in der Bundesliga seit dem 19. März. Vor 55 700 Zuschauern sicherten Innenverteidiger Jeffrey Bruma (51.) und Robert Tesche (67.) den Gästesieg. Der Österreicher Martin Harnik (18.) brachte den VfB mit seinem vierten Saisontor zunächst in Führung. Ein Verkehrschaos in Stadionnähe rund ums Canstatter Volksfest hatte den Anpfiff um zehn Minuten verzögert.
„Wir mussten unbedingt das Spiel gewinnen, und das haben wir auf dem Platz gezeigt. Wir haben an den Sieg geglaubt, die drei Punkte waren verdient“, kommentierte Cardoso den ersten HSV-Triumph nach zuletzt 13 Bundesliga-Partien ohne Sieg. In vielen Einzelgesprächen hatte der gebürtige Argentinier versucht, seine schwächelnden Profis im Spiel eins nach Oenning zu stabilisieren und ein „bisshen Leben“ einzuhauchen. Spätestens in der kommenden Woche wollen die Hamburger ihren neuen Chefcoach präsentieren. Der Niederländer Huub Stevens gilt als aussichtsreichster Kandidat.
„Nach dem 1:1 haben wir einen ganz anderen HSV gesehen“, lobte Sportdirektor Frank Arnesen und bescheinigte dem 20 Jahre jungen Chinesen Zhi-Gin Lam aus der zweiten Mannschaft des HSV ein „Traumdebüt“ in der deutschen Eliteklasse. Der Youngster gehörte bis zu seiner Auswechslung (65.) zu den Aktivposten.
In einer munteren Anfangsviertelstunde war von verunsicherten Gästen wenig zu sehen. Engagiert, taktisch diszipliniert und deutlich lebhafter als zuletzt versuchten die Hamburger mitzuspielen - erst nach und nach setzte sich reifere Spielanlage und größere Ballsicherheit der Schwaben durch. Ein Patzer des erneut nicht souveränen HSV-Keepers Jaroslav Drobny versetzte den Bemühungen des Schlusslichts in der 18. Minute zunächst einen Knacks. Der Tscheche konnte einen leicht abgefälschten 20-Meter-Schuss von Zdravko Kuzmanovic nicht festhalten - Harnik vollendete aus sieben Metern.
Vier Minuten später traf Nationalspieler Cacau nach einem erneuten Stellungsfehler von HSV-Innenverteidiger Slobodan Rajkovic nur den Pfosten, Shinji Okazaki versemmelte den Nachschuss überhastet. Statt nachzusetzen ließen die Stuttgarter aber die Konsequenz vermissen. Die offensiv verbesserten Hamburger fingen sich nach kurzen Lähmungserscheinungen wieder, nur im Spiel in die Spitze fehlte die letzte Präzision. Die Annäherungsversuche von Lam (37.) und Mladen Petric (41.) waren eher Zufallsprodukte.
Mit viel Power kam der HSV aus der Kabine, und die Risikobereitschaft wurde schnell belohnt. Eine Ecke von Gökhan Töre veredelte Innenverteidiger Bruma mit einem Flugkopfball zum verdienten 1:1 (51.) - begünstigt durch einen Fehler von VfB-Torhüter Sven Ulreich. Dennis Aogo (54.) und zweimal Töre (54./55.) vergaben sogar die Führung.
VfB-Coach Bruno Labbadia, im April 2010 als Trainer beim HSV entlassen, versuchte sein Team wachzurütteln - vergeblich. Der HSV blieb am Drücker. Tesche gelang nach einer erneuten Ecke von Töre mit einem fulminanten Volleyschuss das 2:1 (67.). Sein anschließender Jubelsalto symbolisierte die kollektive Erleichterung der überglücklichen Gäste. Nachdem Romeo Castelen bei den Hamburgern nach knapp zweijähriger Verletzungspause ein Comeback feiern durfte (81.), rettete Drobny gegen Kuzmanovic (88.) schließlich den Sieg.