FC ringt den BVB 2:1 nieder - Stöger: „Toll gemacht“
Köln (dpa) - Im Tribünen-Lichtermeer des abgedunkelten Kölner Stadions hüpften die FC-Profis vor Freude wie kleine Kinder. Das 2:1 (0:1) gegen Dortmund und der erste Heimsieg seit dem fünften Spieltag machten in Müngersdorf Emotionen wie selten frei.
Die unterlegenen Borussia-Spieler dagegen schlichen nach der Last-Minute-Niederlage frustriert vom Rasen. „Sehr, sehr dumm. Komplett unsere eigene Schuld, dass wir hier noch verlieren“, sagte BVB-Verteidiger Sven Bender zu den Kölner Treffern von Simon Zoller (82. Minute) und Anthony Modeste, der in der 90. Minute seine seit dem 4. Oktober andauernde Torflaute endlich stoppte und danach wortlos die Katakomben der Arena verließ.
„Danke für ein tolles Jahr! Wir sehen uns 2016!“ - mit einem Spruchband verabschiedeten sich die Kölner nach einer vorzeitigen Bescherung von 50 000 Zuschauern in den Weihnachtsurlaub. „Jetzt haben wir es verdient, zwei Wochen abzuschalten“, bemerkte FC-Abwehrmann Dominique Heintz.
Thomas Tuchel analysierte das 1:2 mit leicht verkniffener Miene: „Wir konnten uns vom Druck nicht mehr befreien.“ Das war eine treffende Trainer-Einschätzung der zweiten 45 Minuten, in denen die Kölner nach dem 0:1 durch Sokratis' Kopfballtreffer (18.) volles Risiko gingen. „Wir haben uns immer mehr zugetraut. Das war das Entscheidende“, sagte Kölns Chefcoach Peter Stöger. Und: „Das haben die Spieler toll gemacht.“
Für den BVB ist nach dem Hinrunden-Finale eines wohl klar: Die Bayern sind erst einmal richtig weit weg. Der Herbstmeister aus München siegte 1:0 in Hannover, die Differenz zwischen dem Tabellenführer und dem BVB ist auf acht Punkte angewachsen. „Aber der zweite Platz ist für uns quasi eine Meisterschaft“, sagte Borussias Offensivspieler Jonas Hofmann fast schon trotzig.
Tuchel wies nachdrücklich auf die enorme Belastung seiner Mannschaft hin, die in Köln bereits die 30. Pflichtpartie dieser Saison bestritt: „Wir hatten nicht mehr die Frische, die Kraft und die Überzeugung zuzulegen.“ Angesichts der strapaziösen Hinserie gab es auch keinerlei Vorwurf des Jürgen-Klopp-Nachfolgers an die Adresse seiner Spieler.
Die starteten gut, mussten sich aber zunächst an eine totale Defensiv-Taktik des Gegners gewöhnen. Stöger ließ sein Team nach 440 Minuten ohne Heimtreffer in einer 5-3-2-Formation spielen. Das tat auch not, weil der BVB von Beginn an im Vorwärtsgang agierte.
Es war eine logische Konsequenz, dass die Borussia nach einer Ecke von Henrich Mchitarjan durch Sokratis' Kopfball früh führte. Für den Griechen war es der erste Bundesligatreffer seit dem 29. August 2014 - und für die Borussia das 47. Tor in dieser Spielzeit. Damit egalisierte die Mannschaft die Gesamtausbeute der Vorsaison.
Doch weil sie nach der Pause nicht mehr zulegen konnte und die Kölner ihr Heil in der Flucht nach vorn suchten, wurde es schließlich ein offener Schlagabtausch. Yannick Gerhardt (46.), Dusan Svento (48.), Zoller (61.) und wieder Gerhardt (79.), der am Pfosten scheiterte, verpassten jedoch das 1:1. Auf der Gegenseite hatten Shinji Kagawa (55.) und Ilkay Gündogan (59.) die Möglichkeiten zum 2:0. Stattdessen gelang Zoller der Ausgleich - und dann sorgte Modeste für das viel umjubelte Kölner Happy-End.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 31,5 - 68,5
Torschüsse: 14 - 14
gew. Zweikämpfe in %: 48,1 - 51,9
Fouls: 10 - 15
Ecken: 6 - 6
Quelle: optasports.com