Hamburgs Lasogga überragt beim 5:0-Sieg in Nürnberg

Nürnberg (dpa) - Nach seinem Blitz-Hattrick binnen acht Minuten für den Hamburger SV erhielt Pierre-Michel Lasogga vom Chef das schönste Lob.

„Er ist vielleicht das beste Vorbild für die Mannschaft: sehr stark, ballsicher, ein Torjäger und ein positiver Junge“, schwärmte Trainer Bert van Marwijk nach der 5:0 (1:0)-Gala beim 1. FC Nürnberg über seinen Stürmer. Der 21-Jährige selbst huschte am Sonntag angestachelt durch seine spektakulärsten 90 Minuten als Fußballprofi strahlend von einer Kamera zur nächsten - die gedemütigten Nürnberger dagegen wirkten nachhaltig zerknirscht.

„Die haben uns kaputt gemacht“, stotterte Coach Michael Wiesinger, dessen Team auch nach dem achten Spieltag noch immer auf den ersten Saisonsieg wartet. „Ich muss jetzt auch für mich mal nachdenken. Ich hinterfrage mich auch selbst. So ein 0:5 ist brutal, da hast du wenig Argumente als Trainer“, kommentierte Wiesinger beim Fernsehsender Sky. „Es geht nicht um mich, der Club muss in die Spur kommen.“

Der Trainer-Neuling gerät jetzt unter Erfolgsdruck, die ersten „Wiesinger raus“-Rufe von den Rängen ließen ihn zumindest nach außen unbeeindruckt. „Das geht einem nahe. Aber es ist mein Job, das auszuhalten“, erklärte er. Neben Lasogga (59./62./67. Minute) beteiligten sich vor 38 042 Zuschauern auch Rafael van der Vaart (17.) und Tolgay Arslan (74.) an dem munteren Hamburger Wettschießen gegen harmlose Franken, die die höchste Heimniederlage seit Oktober 1998 (1:5 gegen 1860 München) kassierten.

Die Hanseaten verließen damit die Abstiegsplätze. Lasogga gelang gar der schnellste Auswärts-Hattrick der Liga-Geschichte, doch der Matchwinner wehrte die Gratulationen bescheiden ab: „Ich spiele in einer Super-Mannschaft, die mich in Szene setzt.“ HSV-Regisseur Rafael van der Vaart bekannte: „Es ist immer ein herrliches Gefühl, wenn man gewinnt. Man hat gesehen, dass wir ordentlich spielen können.“ Es sei für die Mannschaft „unglaublich wichtig, dass das Vertrauen zurückkommt“, betonte Coach van Marwijk.

Die vor Wochenfrist in Bremen mit einem Punkt belohnte Maßnahme von Wiesinger, zwei Angreifer aufzubieten, zahlte sich gegen den cleveren HSV nicht aus. Josip Drmic und Tomas Pekhart blieben als Doppelspitze ohne Durchschlagskraft. Zudem kamen aus dem Mittelfeld kaum Impulse, weil Hiroshi Kiyotake als Ideengeber seiner Form aus der vergangenen Saison noch immer hinterherläuft. Und am Ende patzte auch noch die Abwehr. „Unfassbar. Die zweite Halbzeit war absoluter Wahnsinn, wie wir aufgetreten sind“, bilanzierte Per Nilsson. Wiesinger sprach von einem „brutalen Ergebnis“ und einer „verdammt harten Niederlage“.

Die Hamburger demonstrierten derweil, dass sie unter van Marwijk deutlich an Sicherheit gewonnen haben. Zudem hatten sie in van der Vaart einen stets anspielbereiten Akteur in ihren Reihen. Der Niederländer glänzte als Torschütze und Vorbereiter. Zum Matchwinner aber wurde Hertha-Leihgabe Lasogga.

Als sich nach 17 Minuten niemand für den in der Spitze aufgetauchten van der Vaart zuständig fühlte, geriet der „Club“ zum sechsten Mal in dieser Saison mit 0:1 in Rückstand. Nach der Pause bemühten sich die Hausherren zwar um druckvolleres Spiel, doch die Anstrengungen erwiesen sich rasch als Strohfeuer, denn die besseren Möglichkeiten besaßen dank van der Vaart weiter die Hamburger. Der Niederländer leitete mit einem präzisen Pass auf Lasogga die Entscheidung ein. Der Ex-Berliner traf unhaltbar in die lange Ecke und legte wenig später mit dem dritten Tor nach, als er nach einem Eckball schneller reagierte als die Nürnberger Abwehr.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 51,3 - 48,7

Torschüsse: 7 - 16

gew. Zweikämpfe in %: 54 - 46

Fouls: 16 - 15

Ecken: 5 - 4

Quelle: optasports.com