Hannover erster BVB-Verfolger: 3:0 in Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Dank beeindruckender Effizienz hat Hannover 96 einen perfekten Rückrundenstart gefeiert und sich nach den Patzern der Konkurrenz mit einem 3:0 (2:0) bei Eintracht Frankfurt zum ersten Verfolger von Borussia Dortmund aufgeschwungen.
Sportdirektor Jörg Schmadtke trug die ausgedruckte Tabelle der Fußball-Bundesliga akkurat zusammengefaltet in der Manteltasche, und auch Trainer Mirko Slomka genoss den besonderen Moment in vollen Zügen. Dank eines beeindruckenden 3:0 (2:0) bei Eintracht Frankfurt hat Hannover 96 einen perfekten Rückrundenstart gefeiert und sich nach den Patzern der Konkurrenz zum ersten Verfolger von Borussia Dortmund aufgeschwungen. „Es ist ein tolles Gefühl, mal auf Platz zwei zu stehen“, sagte Slomka nach dem sechsten Sieg aus den vergangenen sieben Spielen.
Vor 39 300 Zuschauern erzielten Mohammed Abdellaoue (15. Minute), Christian Schulz (21.) und Didier Ya Konan (89.) die Tore für die Gäste, die mit 34 Punkten bereits einen Zähler mehr gesammelt haben als in der gesamten Vorsaison. Den Verantwortlichen war die Zufriedenheit darüber zwar anzusehen, ins Träumen gerieten sie aber nicht. „Wir wollen die 40 Punkte vollmachen. Dann schauen wir mal, wie viel von der Saison übrig ist und was noch geht“, bremste Schmadtke die Euphorie im Umfeld.
Die internationalen Ambitionen der ersatzgeschwächten Hessen, die mit 26 Zählern Achter sind, erhielten mit der vierten Heimpleite der Saison einen herben Dämpfer. „Wir haben den Gegner mit unseren Fehlern stark gemacht. Und vorne wollte der Ball heute einfach nicht rein“, klagte Eintracht-Trainer Michael Skibbe.
Dessen Kollege Slomka hatte vor dem Anpfiff für eine Überraschung im Tor gesorgt: Statt Florian Fromlowitz kam der bisherige Ersatzkeeper Ron-Robert Zieler zum Einsatz - und enttäuschte seinen Coach nicht. Der 21-Jährige hielt tadellos und rechtfertigte mit einigen Paraden in der Endphase das Vertrauen des Trainers. „Er hat sehr, sehr gute Szenen gehabt und ein richtig gutes Spiel gemacht“, lobte Slomka, der sich im Poker um einen neuen Vertrag mit der 96-Führung „in sehr guten Gesprächen“ sieht.
Im Angriff wirbelte wieder Torjäger Ya Konan nach überstandener Knie-Operation neben dem Norweger Abdellaoue. Und das 96-Sturmduo hatte gegen die umformierte Eintracht-Innenverteidigung, in der der 18-jährige Kevin Kraus aus der Not geboren neben dem gelernten Mittelfeldspieler Ricardo Clark sein Ligadebüt gab, gleich zu Beginn seinen Spaß. Nach einem Pass von Sergio Pinto entwischte Abdellaoue seinem Bewacher Clark und schob zur frühen Führung ein.
Sechs Minuten später begünstigte Clark auch den zweiten 96-Treffer. Nach einem Eckball von Konstantin Rausch verlor der Amerikaner den Überblick, so dass Schulz unbedrängt mit dem 400. Bundesliga-Auswärtstor der Clubgeschichte zum 2:0 einköpfen konnte.
„Es hat von A bis Z bei uns nicht gestimmt. Wir haben die Neulinge hinten im Stich gelassen“, sagte der selbstkritische Mittelfeldantreiber Pirmin Schwegler, der am kommenden Freitag im Gastspiel beim Hamburger SV wegen der fünften Gelben Karte fehlen wird. „Die Hannoveraner haben eiskalt ihre Tore gemacht, bei uns hat das gewisse Etwas gefehlt“, meinte Kapitän Patrick Ochs.
Die Eintracht kam zum Rückrundenstart überhaupt nicht in Schwung. Zwar bemüht, aber ohne Spritzigkeit verloren die Hessen viel zu viele Zweikämpfe, um gegen die dicht gestaffelte 96-Defensive zu Chancen zu kommen. Erst die eingewechselten Ioannis Amanatidis (75.) und Caio (84./90.+1) zwangen den von Manchester United gekommenen Zieler zu Paraden. „Heute war vieles schlecht“, urteilte Schwegler.