„Luhukay, Luhukay“: Augsburgs Trainer siegt nochmal

Augsburg (dpa) - Nach einer Ehrenrunde im Anschluss an den 1:0 (1:0)-Sieg gegen den Hamburger SV, bei der die FCA-Profis Trainer Jos Luhukay vor der jubelnden Fankurve in die Luft warfen, erklärte der 48 Jahre alte Holländer seinen Abschied vom Bundesliga-Neuling.

Das Augsburger Fußball-Wunder muss nund ohne den Erfolgstrainer fortgesetzt werden. Luhukay hatte den FC Augsburg zum sensationellen Verbleib in der höchsten deutschen Fußball-Spielklasse geführt. „Es tut verdammt weh“, erklärte Luhukay, der ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages den Verein „durch die vordere Tür“ verlässt. Der Trainer ist menschlich enttäuscht vom Verein. Die Spieler sind „geschockt“.

Luhukay betonte, dass ihm die Entscheidung „nicht so sehr als Trainer, sondern als Mensch“ schwergefallen sei. Die Hintergründe enthüllte er in seinem Statement nicht. Doch er verriet, dass er schon Ende März in Gesprächen mit dem Vereinsvorstand „Zweifel über meine Zukunft“ angemeldet habe. Anscheinend spürte er schon da nicht mehr das volle Vertrauen des Vereins, die bis zuletzt ausstehende Vertragsverlängerung mit seinem Trainerteam verstärkte die Zweifel. Präsident Walther Seinsch betonte dennoch beim gemeinsamen Auftritt vor den Medien, dass er den Entschluss des Trainers „außerordentlich“ bedaure: „Wir müssen das akzeptieren. Es tut uns sehr leid.“

Der nach sechs Jahren Amtszeit ebenfalls ausscheidende Manager Andreas Rettig hob hervor, dass Luhukay seinen Vertrag „ohne einen Euro Abfindung“ zurückgegeben habe. „Es war eine phantastische Zusammenarbeit“, schwärmte Rettig. Luhukay dementierte Gerüchte, „dass ich Gespräche mit anderen Vereinen hatte“. Trotzdem dürfte er bestimmt rasch einen neuen Arbeitgeber im Profifußball finden.

Markus Weinzierl, der Trainer des Drittligisten Jahn Regensburg, gilt als potenzieller Nachfolger von Luhukay. Man müsse leider damit rechnen, „dass er uns wirklich in Richtung Augsburg verlassen wird“, sagte Franz Gerber, Sportlicher Leiter der Regensburger, am Samstag im Bayerischen Fernsehen. Seinen aktuellen Arbeitgeber kann Weinzierl in der Relegation noch in die 2. Liga führen.

„Natürlich ist das schon ein kleiner Schock“, kommentierte Augsburgs Mittelfeldspieler Daniel Baier den Abschied von Luhukay. Die Spieler waren am Morgen von der Vereinsführung informiert worden. Im Abschiedsspiel schenkten sie ihrem Trainer noch einen letzten Sieg, der die tolle erste Saison der Augsburger in der Bundesliga abrundete. „Ich habe eine Mannschaft, die Charakter, Mentalität und vor allem Herz gehabt hat“, erklärte Luhukay gerührt.

Der Aufsteiger verdrängte den HSV noch vom 14. Tabellenplatz. Das Tor des Tages erzielte vor 30 660 Zuschauern der Südkoreaner Ja-Cheol Koo mit einem Kopfball in der 34. Spielminute. Immer wieder hallten „Luhukay, Luhukay“-Rufe durch das ausverkaufte Stadion - die Fans hofften da noch auf einen Verbleib des beliebten Fußballlehrers, der den FCA im April 2009 im Zweitliga-Abstiegskampf übernommen hatte.

Für HSV-Trainer Thorsten Fink war die Niederlage „symptomatisch“ für die ganze Saison: „Wir haben verdient verloren.“ Man könne am Ende „nicht stolz“ auf das erreichte Minimalziel Klassenverbleib sein. Als Tabellen-15. schnitt der HSV so schlecht ab wie noch nie in 49 Bundesliga-Jahren. Fink kündigte an, den „Kader ordentlich zu verstärken“.

Schmerzhaft endete das Saisonfinale für Sebastian Langkamp. Nach einem Schubser von HSV-Stürmer Paulo Guerrero stolperte der Augsburger Verteidiger ins Seitenaus und verletzte sich beim Aufprall auf eine Plexiglasscheibe im Gesicht (60.). Eine Platzwunde an der Nase musste mit fünf Stichen genäht werden. Bei der letzten Ehrenrunde von Luhukay war Langkamp aber schon wieder mit dabei.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 45 - 55

Torschüsse: 14 - 11

gew. Zweikämpfe in %: 52 - 48

Fouls: 15 - 11

Ecken: 2 - 6

Quelle: optasports.com