Meisterschaft ade? FC Bayern verliert 0:2 bei Bayer
Leverkusen (dpa) - Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß stürmten wutentbrannt in die Münchner Mannschaftskabine. Nach der 0:2 (0:0)-Pleite im Bundesliga-Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen war den Bayern-Verantwortlichen die Stimmung gründlich verdorben.
„Nach dem heutigen Tag müssen wir sicher nicht mehr von der Meisterschaft sprechen“, sagte der um Fassung bemühte Sportdirektor Christian Nerlinger. „Es ist eine große Enttäuschung“, bekannte Cheftrainer Jupp Heynckes. Die erste Niederlage seit dem 28. August 2004 in Leverkusen, wo der 66-Jährige vor seinem Münchner Engagement erfolgreich gewirkt hatte, könnte entscheidend im Kampf um die deutsche Meisterschaft gewesen sein.
Vor 30 210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena sorgten Stefan Kießling (77. Minute) und Karim Bellarabi (90.) mit ihren Treffern für den ersten Erfolg gegen den Rivalen von der Isar seit 14 Bundesliga-Spielen. „Wir haben mit Leidenschaft gespielt und dagegen gehalten“, freute sich Kießling. Da die unmittelbaren Konkurrenten um einen Europacup-Platz - Werder Bremen, Schalke 04 und Hannover 96 - zeitgleich patzten, verbesserte sich die Position des Vizemeisters zusätzlich.
Beim FC Bayern dürfte die vierte Auswärtspartie in Serie ohne Sieg nach dem Zwischenhoch gegen Schalke (2:0) das interne Klima wieder aufheizen. „Wir haben ein Übergewicht in der ersten Halbzeit gehabt, hätten das Spiel schon entscheiden können“, sagte der frühere Leverkusener Toni Kroos, der sich als einer der wenigen Münchner Profis den Fragen stellte. „Nur, wir haben vergessen, Tore zu schießen.“
Tatsächlich starteten die Münchner auch ohne den angeschlagenen und zunächst auf der Bank sitzenden Franck Ribéry furios. Nach einer Flanke von Thomas Müller (2. Minute) stand David Alaba völlig allein vor Bayer-Torwart Bernd Leno, der aber den Schuss parieren konnte. Nur langsam konnten sich die Leverkusener aus der Umklammerung des Rekordmeisters lösen, hatten die erste Chance in der 9. Minute durch André Schürrle: Doch der nach einem Nasenbeinbruch mit einer Gesichtsmaske mitwirkende Nationalspieler traf bei seinem Schussversuch von der Strafraumgrenze den Ball nicht richtig.
„In den ersten 20 Minuten hatten wir richtig Glück“, meinte auch Bayer-Trainer Robin Dutt. Das Spitzenspiel entwickelte sich zu einem offenen und spannenden Schlagabtausch. Für die Münchener hatte Arjen Robben (13.) die nächste Chance zur Führung. Völlig unbedrängt konnte der Niederländer bis zum gegnerischen Strafraum vordringen, schoss aber zu unpräzise. Auch danach waren die Gäste dem 1:0 sehr nahe: Erst köpfte Müller (36.) nach Robben-Flanke den Ball Zentimeter am Tor vorbei. Dann umkurvte Mario Gomez (40.) - erneut nach Klassevorarbeit von Robben - Bayer-Schlussmann Leno. Manuel Friedrich warf sich jedoch in letzter Sekunde in den Schuss.
„In der zweiten Halbzeit haben wir sehr kompakt gestanden und sehr gut gespielt“, sagte Schürrle. Daran konnte auch der in der 61. Minute für den schwachen Gomez eingewechselte Ribéry nichts mehr ändern. Denn in der 77. Minute hatten die Platzherren das Glück des Tüchtigen: Nach einer Hereingabe von Gonzalo Castro konnte Eren Derdiyok den Ball mit einem Rückzieher von der Torauslinie zu Kießling bugsieren, der zum 1:0 eindrückte. Für das 2:0 sorgte der eingewechselte Bellarabi. „In der zweiten Halbzeit haben wir richtig gut gespielt und deshalb verdient gewonnen“, resümierte Dutt.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 40,5 - 59,5
Torschüsse: 15 - 15
gew. Zweikämpfe in %: 46,2 - 53,8
Fouls: 17 - 15
Ecken: 3 - 8
Quelle: optasports.com