Rehhagel besiegt mit Hertha alte Liebe Bremen 1:0
Berlin (dpa) - Erst umarmte er Verteidiger Christian Lell, dann herzte er seinen Assistenten René Tretschok. „Der Anfang ist gemacht. Jetzt haben wir wieder Hoffnung, dass wir es am Ende schaffen“, erklärte Otto Rehhagel.
Bei seinem Heimspiel-Debüt als Chefcoach hat Hertha BSC erstmals seit 126 Tagen wieder in der Fußball-Bundesliga gewonnen. Die Berliner besiegten am 24. Spieltag Rehhagels Ex-Club und alte Liebe Werder Bremen mit 1:0 (0:0) und stehen mit 23 Punkten erst einmal wieder auf Tabellenplatz 15, der am Saisonende den Klassenverbleib sichern würde.
„Die Spieler hatten ein bisschen die Hosen voll, weil sie wussten, wenn wir verlieren, ist wohl alles vorbei“, beschrieb der 73 Jahre alte Rehhagel 90 Minuten Bangen und Zittern. Den entscheidenden Treffer für die zuvor zwölf Ligaspiele sieglosen Berliner erzielte vor 52 744 Fans im Olympiastadion der australische Nationalspieler Nikita Rukavytsya (62. Minute). Es war der erste Hertha-Sieg im Jahr 2012 und der erste unter Rehhagel. Bremen (36 Punkte) steht nach der zweiten Niederlage nacheinander als Sechster nur noch knapp auf einem internationalen Startplatz.
„Die Jungs haben so gekämpft, dass sie den Sieg verdient hatten, obwohl die Bremer spielerisch besser waren“, erklärte Rehhagel. Mit einer emotionalen Ansprache hatte er seine Akteure heiß gemacht: „Wir sollten clever sein, keine unnötigen Fouls begehen, gerade in der Innenverteidigung“, berichtete Herthas Mittelfeldmann Tunay Torun von „Ottos“ Einschwörung. Und auch personell setzte Rehhagel Signale: Der zuletzt wenig überzeugende Kapitän Andre Mijatovic fand sich auf der Bank wieder; Patrick Ebert war gar nicht erst im Aufgebot. Und U-21-Nationalstürmer Pierre-Michel Lasogga musste taktisch weichen.
Mit langen Ballstafetten versuchten die Gastgeber Sicherheit zu finden, nachdem sie schon vor der Partie zu den treuesten Fans in die Ostkurve gegangen waren. „Ihr habt euer Versprechen gebrochen“, hieß es dort auf einem großen Plakat in Anspielung auf das 0:3 in Augsburg, nachdem Hertha zuvor in Stuttgart mit 0:5 unter die Räder gekommen war. „Dass wir gewonnen haben, müsste als Antwort genug sein. Eine bessere Antwort gibt es nicht“, sagte Torun.
Mit Fanol Perdedaj auf der Sechs, dem genesenen Lell, Torun und Rukavytsya schickte Rehhagel gleich vier neue Kräfte auf den Rasen. Das Bemühen war zu erkennen: Adrian Ramos, die einzige Spitze, brachte aber nicht genug Druck hinter seinen Kopfball (13.). Auch Torun verpasste nach dem besten Berliner Angriffszug über Ramos und den ansonsten enttäuschenden Raffael die Führung (51.).
Der einstige Rehhagel-Schüler Thomas Schaaf („Es ist kein besonderes Spiel wegen Otto“) verordnete zunächst Ballkontrolle und eine geordnete Defensive, die Hertha kaum Zwingendes gestattete. Die ohne den gelb-gesperrten Kapitän Clemens Fritz spielenden Bremer versuchten es immer mehr mit Tempovorstößen. Und Berlins umgebaute Defensive wackelte. Claudio Pizarro zielte aus 14 Metern knapp am langen Pfosten vorbei (20.). Dann entschärfte Hertha-Keeper Thomas Kraft einen Ball von Marko Marin (41.). Später hielt der Ex-Bayer gegen Pizarro (65.) den wertvollen „Dreier“ fest.
Aus dem Nichts dann die Befreiung: Nach einer weiten Eingabe von Winter-Einkauf Felix Bastians beendete Rukavytsya 520 torlose Pflichtspielminuten der Hertha. Kurz danach traf der Torschütze nochmals den Außenpfosten (74.). Aber es reichte auch so für Rehhagels Hertha.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 44,3 - 55,7
Torschüsse: 5 - 17
gew. Zweikämpfe in %: 53,8 - 46,2
Fouls: 13 - 19
Ecken: 0 - 7
Quelle: optasports.com