FCA schockt Rehhagel - „Wir müssen jetzt aufwachen“
Augsburg (dpa) - „König Otto“ erlebt bei seinem Bundesliga-Comeback die von den Augsburgern angekündigte „Majestätsbeleidigung“. Hertha stürzt nach der 0:3-Pleite auf den Relegationsplatz - Rehhagel ist geschockt.
Im passend gewählten schwarzen Anzug kommentierte Otto Rehhagel das Trauerspiel beim völlig missratenen Start seiner erhofften Rettungsmission bei Hertha BSC. „Jetzt müssen die Jungs vor allem eines begreifen: Es ist Kampf angesagt!“, erklärte der 73 Jahre alte Trainer-Dino nach der desillusionierenden 0:3 (0:0)-Niederlage im so wichtigen Kellerduell beim Aufsteiger. Den leidenschaftlich kämpfenden Gegner erkor „König Otto“ zum leuchtenden Vorbild für seine Spieler im Abstiegskampf: „Wir müssen so kämpfen wie Augsburg, um wieder mal einen Sieg zu landen.“
Nach dem zwölften sieglosen Spiel in Serie stürzte die Hertha mit 20 Punkten hinter Augsburg (21) auf den Relegationsplatz 16 ab. „Wir wollten das so ein bisschen spielerisch lösen“, kritisierte Rehhagel seine Profis. Und standhaft versicherte er: „Ich weiß ja, worauf ich mich eingelassen habe. Wir müssen jetzt aber endgültig aufwachen.“
Ein Doppelschlag von Mittelstürmer Torsten Oehrl (61./63. Minute) und der Treffer des eingewechselten Marcel Ndjeng (90.+2) in der Nachspielzeit bescherten Augsburg den höchsten Bundesligasieg. „Wir haben richtig gut nach vorne gespielt und zum Glück auch die Tore gemacht“, erklärte Matchwinner Oehrl strahlend. Die FCA-Fans unter den 29 123 Zuschauern feierten ihr Team, das auf Platz 15 kletterte; so gut stand der Liga-Neuling seit dem 3. Spieltag nicht mehr da in der Tabelle. „Jetzt sind wir nicht mehr auf einem Abstiegsplatz - und da wollen wir bis nach dem 34. Spieltag bleiben“, verkündete Oehrl.
Mit einer „positiven Anspannung“ und wie früher im Trainingsanzug war Rehhagel nach 4165 Tagen auf die Bank in einem Bundesligastadion zurückgekehrt. Die Berliner Startelf hatte er nur auf einer Position verändert. Pierre-Michel Lasogga rückte ins Angriffszentrum, das 4-2-3-1-System blieb - und auch die Pleitenserie 2012 ging weiter.
Hertha schien anfangs vom neuen Übungsleiter beflügelt. Lasogga hatte gleich eine Kopfballchance (2.). Und einen Schuss von Raffael musste FCA-Kapitän Paul Verhaegh auf der Linie klären (10.). Danach kam fast nichts mehr. Lasogga kam im Zweikampf mit Sebastian Langkamp zu Fall (22.), auf der Gegenseite forderte auch Augsburg nach einem Kontakt von Lewan Kobiaschwili gegen Hajime Hosogai Elfmeter (28.).
Augsburgs Trainer Jos Luhukay hatte sein Team auf drei Positionen verändert. Als Glücksgriff erwies sich dabei die Umbesetzung der Mittelstürmerposition, denn der für Sascha Mölders ins Sturmzentrum gestellte Oehrl schlug doppelt zu und entschied das Spiel. Zweiter Aktivposten war der vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Südkoreaner Ja-Cheol Koo, der vor der Pause einmal Hertha-Keeper Thomas Kraft prüfen konnte. Oehrl köpfte und schoss da noch vorbei.
Herthas offensive Qualität mit Raffael, Ramos oder Ebert blieb auch unter Rehhagel völlig verschüttet - ein Hertha-Tor im Jahr 2012 sagt alles. Augsburg mühte sich nach Kräften, und nach einer Stunde explodierte der Aufsteiger. Nach Flanke von Alex Bellinghausen legte Koo den Ball ab auf Oehrl, der aus kurzer Distanz vollendete. Nur 99 Sekunden später jagte der 26-Jährige den Ball wiederum nach Zuspiel von Koo mit dem rechten Fuß gleich noch einmal ins Berliner Tor. „Ich freue mich, dass wir den ersten Sieg in der Rückrunde erzwingen konnten. Heute haben wir uns belohnt“, erklärte FCA-Coach Luhukay.
Hertha und Rehhagel waren unfähig zu einer Reaktion. „Die zweite Halbzeit war absolut katastrophal. So werden wir nicht in der Liga bleiben“, gestand Kapitän Andre Mijatovic. „König Otto“ musste die von Augsburgs Manager Andreas Rettig angedrohte „Majestätsbeleidigung“ konsterniert auf der Bank ertragen - in der Nachspielzeit gab es durch Ndjeng sogar noch eine bittere Zugabe.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 51 - 49
Torschüsse: 11 - 7
gew. Zweikämpfe in %: 50,8 - 49,2
Fouls: 21 - 23
Ecken: 4 - 8
Quelle: optasports.com