Nürnberg verspielt 3:0-Führung in Hannover
Hannover (dpa) - So nahe war der 1. FC Nürnberg dem ersten Saisonsieg noch nie. Auf dramatische Art und Weise verspielte der fränkische Fußball-Bundesligist am Samstag bei Hannover 96 eine 3:0-Halbzeitführung und kam nur zu einem 3:3.
„Er stand zwei Meter im Abseits, das muss der Schiedsrichter doch sehen“, schimpfte Torwart Raphael Schäfer angesichts des 3:2-Treffers von Mame Diouf. Der Nürnberger Keeper sah die Schuld bei Thorsten Kinhöfer und nicht bei seinen Mitspielern: „An uns verzweifle ich nicht.“
Die Nürnberger schlichen mit hängenden Köpfen vom Platz und blieben mit dem zehnten Unentschieden auch im 16. Saisonspiel sieglos. Sie verharren auf einem Abstiegsplatz, während Hannover nach schwachem Start und einer packenden Aufholjagd zumindest einen Punkt feierte und Zwölfter bleibt.
96 kam zu einem kaum mehr erwarteten Punkt dank des Treffers von Leonardo Bittencourt (60.) sowie der späten Tore von Mame Diouf (87. und 90.+2). Für Nürnberg hatten vor 38 100 Zuschauern Adam Hlousek (30.), Josip Drmic (38.) und Per Nilsson (41.) die scheinbar sichere Führung erzielt.
„Jeder konnte sehen, dass das Abseits war“, klagte auch Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek über Dioufs ersten Treffer. „Wir haben noch die Chance gehabt auf das 4:2, das ist enttäuschend.“ Tatsächlich kullerte der Ball noch kurz zuvor an den Pfosten des 96-Tores, ehe im Gegenzug Diouf nach Vorarbeit von Bittencourt zum umstrittenen 3:2 traf.
Trotz des späten Punktgewinnes hielt sich die Begeisterung von Trainer Mirko Slomka in Grenzen. „Unter dem Strich ist das kein toller Tag, auch wenn man mit einem guten Gefühl nach Hause geht“, kommentierte der Coach.
Tatsächlich zeigten die auswärts noch punktlosen Hannoveraner lange Zeit auch vor heimischem Publikum eine extrem schwache Darbietung, bis sie das Spiel drehten. Schon nach einer halben Stunde gab es erste Pfiffe, später ein kräftiges Pfeifkonzert - ehe nach dem Abpfiff doch noch gefeiert und gejubelt werden durfte. Dass 96 die Mannschaft mit der schlechteren Laufleistung stellte, gehört bei den Hannoveranern inzwischen zur traurigen Normalität.
Eine ruhige erste Halbzeit verlebte Schäfer. Der in der 96-Jugend ausgebildete Keeper der Nürnberger bekam wenig zu tun, ehe er in der 52. Minute bei der ersten 96-Chance durch Szabolcs Huszti eingreifen musste und prächtig parierte. Chancenlos war er jedoch bei Bittencourts Anschlusstreffer nach Querpass von Huszti sowie den Toren von Diouf nach Vorlagen von Bittencourt und Huszti.
Für das späte Anrennen auf die immer nervöser werdenden Nürnberger wurden die Hannoveraner mit einem Zähler belohnt, der „eigentlich zu wenig ist“, wie Bittencourt feststellte. Anderseits fand auch der eingewechselte Anreifer: „Nach einem 0:3 muss man trotzdem zufrieden sein.“
Slomka hatte vor der Partie ein Signal zu setzten versucht. Auf die Tribüne verbannte der umstrittene Coach Jan Schlaudraff und Sebastien Pocognoli. „Die anderen haben besser trainiert“, sagte der Coach: „Ich entscheide mich nicht gegen, sondern für Spieler.“
Spielbericht:
Ballbesitz in %: 53 - 47
Torschüsse: 21 - 16
gew. Zweikämpfe in %: 53,8 - 46,2
Fouls: 13 - 21
Ecken: 5 - 7
Quelle: optasports.com