Rauschende Meisterparty: BVB-Himmelsstürmer am Ziel

Dortmund (dpa) - Die letzten Minuten der Partie gerieten zum Schaulaufen. Begleitet vom orkanartigen Jubel der Fans ließen es die Profis von Borussia Dortmund beim 2:0 (2:0) über den 1. FC Nürnberg gemächlicher angehen.

Nach dem Schlusspfiff erbebte das mit 80 720 Zuschauern ausverkaufte Stadion in seinen Grundfesten. Voller Freude über den Gewinn der siebten Meisterschaft, mit der die Borussia eine überragende Saison krönte, starteten Spieler und Anhänger eine rauschende Meisterparty. Erst über ein Stunde nach dem Abpfiff verließen die Profis den Rasen. Kevin Großkreutz hatte da bereits kräftig Haare gelassen, Felipe Santana rasierte ihm schon in den ersten Minuten des Glücks eine Halbglatze.

Nach monatelanger Alleinherrschaft an der Tabellenspitze bewies das zuletzt leicht wankende Team von Trainer Jürgen Klopp im entscheidenden Moment Nervenstärke und zog nach dem zeitgleichen 0:2 von Verfolger Leverkusen in Köln bereits am 32. Spieltag uneinholbar davon. Die Treffer von Lucas Barrios (32.) und Robert Lewandowski (43.) bescherten dem Revierclub das ersehnte Happy End.

„Ich gratuliere von Herzen Borussia Dortmund zum Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft. Borussia Dortmund ist eine faszinierende und sympathische Mannschaft, die zweifelsfrei in dieser Saison als erfolgreichstes Team gespielt hat“, sagte Bundespräsident Christian Wulff auf dem Weg zu einem Staatsbesuch in Mexiko. Auch Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff reihten sich in die prominente Schar der Gratulanten ein.

„Die Dortmunder haben sich den Titelgewinn echt verdient. Ein besonderes Kompliment gilt meinem Kollegen Jürgen Klopp, der großen Anteil an der Meisterschaft hat. Mit sachlicher und innovativer Arbeit hat er aus dem Kader das Optimale herausgeholt“, sagte Löw.

Der ansonsten impulsive Klopp reagierte in der Stunde seines größten Erfolgs vergleichsweise gefasst. Mehr besinnlich als berauscht schloss er seine Profis auf dem Rasen in die Arme. „Die Erleichterung ist größer als die Euphorie. Es hätte die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs konterkariert, wenn diese Mannschaft nicht Meister geworden wäre“, kommentierte der Fußball-Lehrer. Gleichwohl ließen die Spieler ihren Coach vor der mächtigen Südtribüne hochleben und duschten ihn mit Bier.

Auch Michael Zorc entkam der obligatorischen Bierdusche trotz eines beherzten Sprints nicht. Seiner guten Laune tat der Streich von Mohamed Zidan jedoch keinen Abbruch: „Was die Jungs geleistet haben, ist nicht in Worte zu fassen. So eine junge Mannschaft als deutscher Meister hat es in der Bundesliga-Historie wohl noch nicht gegeben“, schwärmte der Sportdirektor.

Um ihn herum feierten die BVB-Spieler ihren Coup tanzend, lachend und singend. „Es ist ein wunderbares Gefühl. Der ganze Club hat das verdient. Die Mannschaft hat eine Riesen-Saison gespielt. Mir fällt gar nichts Richtiges ein, ich bin einfach nur glücklich“, meinte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Schon vor dem Abpfiff herrschte im größten Bundesliga-Stadion meisterliche Stimmung. Im 100. Spiel von Jürgen Klopp auf der BVB-Trainerbank erwischte die Borussia einen dürftigen Start. Was immer der Spitzenreiter auch versuchte, blieb lange wirkungslos. Ungewohnt viele Zweikämpfe gingen verloren, die Fehlpassquote war hoch wie selten. Als sich die Franken anschickten, die Regie zu übernehmen, verhalf ein Tor aus dem Nichts der Borussia aus der Klemme. Einen Flachschuss von Mario Götze konnte Schäfer nur abklatschen, Barrios drückte den Ball über die Linie.

Das 1:0 nahm dem Tabellenführer die Anspannung. Bis zur Pause fand er zurück zur Spielkultur vergangener Tage. Lewandowski verwandelte das Stadion in ein Tollhaus: Mit einem Heber über „Club“-Torhüter Schäfer sorgte der polnische Nationalspieler für das vorentscheidende 2:0.

Nach Wiederanpfiff drosselte die Borussia das Tempo und verstärkte die Torsicherung. Das tat der guten Stimmung auf den Tribünen keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als Stadionsprecher Norbert Dickel per Mikrofon in der 65. Minute den Führungstreffer der Kölner gegen Leverkusen bekanntgab, brach ein ohrenbetäubender Jubelsturm los. „Da habe ich gedacht, das Stadion explodiert“, sagte Innenverteidiger Mats Hummels.

„Der BVB und seine Fans haben viele Gründe zum Jubeln und Feiern. Wer mit einem solch klaren Vorsprung an der Tabellenspitze der Bundesliga steht, hat alles richtig gemacht in dieser Saison. Was hier in jüngster Vergangenheit aufgebaut und geleistet wurde, ist beachtlich“, sagte Bierhoff.

Selbst der eher als zurückhaltend bekannte BVB-Präsident Reinhard Rauball konnte sich der Magie des Augenblicks nicht entziehen: „Dortmund ist jetzt zwei Wochen im Ausnahmezustand und da werde ich mich angemessen einbringen. Es ist sicher einer der emotionalsten Tage in meinem Leben, wenn ich von meinem Privatleben mal absehe.“