Schalke besiegelt achten Abstieg des „Clubs“

Gelsenkirchen (dpa) - Tiefe Trauer beim 1. FC Nürnberg, großer Jubel auf Schalke: Die Königsblauen haben den achten Bundesliga-Abstieg des 1. FC Nürnberg besiegelt und sich selbst direkt in die Champions League geschossen.

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Der Tabellen-Vorletzte aus Franken muss nach dem klaren 1:4 (0:2) in Gelsenkirchen den schweren Gang in die 2. Liga antreten. Wie beim bis dato letzten Absturz in der Saison 2007/08, als der Club am 34. Spieltag daheim mit 0:2 gegen Schalke verlor, konnte Nürnberg das drohende Schicksal nicht mehr abwenden. Selbst vom Sprung auf den Relegationsplatz war der „Club“ am Ende weit entfernt.

Nürnbergs Sportvorstand Martin Bader war total geschockt, auch wenn ein Happy End nicht mehr zu erwarten gewesen war. „Mit fehlen die Worte und Erklärungen. Trotz der vielen Rückschläge in der Saison haben wir immer wieder Chancen bekommen, diese aber alle nicht genutzt“, sagte Bader sichtlich angeschlagen: „Ich bin wahnsinnig enttäuscht und traurig, werde mich aber jetzt nicht aus der Verantwortung stehlen. Aber mein Akku ist jetzt total leer.“

Joel Matip (6. Minute), Roman Neustädter (45.), Julian Draxler (75.) und Chinedu Obasi (90.+2) stellten vor 61 973 Zuschauern in der ausverkauften Veltins Arena den dritten Tabellen-Platz und damit den dritten Einzug in die Königsklasse hintereinander sicher. Das zwischenzeitliche 1:3 durch Josip Drmic (90.+1) hatte nur statistischen Wert.

Schalkes Trainer Jens Keller bedankte sich bei seinem ganzen Trainerteam und den Spielern für die sensationelle Rückrunde. „Es war mit den vielen Verletzten nicht immer einfach, hier zu arbeiten. Und auch von der Öffentlichkeit gab es immer wieder Gegenwind. Deshalb bin ich sehr stolz, was diese Mannschaft geleistet hat.“ Manager Horst Heldt gab das Signal für eine lange Party-Nacht: „Nach der langen und schwierigen Saison ist nun die Zeit gekommen, durchzuatmen und den Erfolg auch zu genießen. Jetzt werden wir erstmal feiern.“

Die Nürnberger, die zuletzt vor fast 21 Jahren auf Schalke gewonnen hatten, mussten im entscheidenden Abstiegs-Finale auf die gelbgesperrten Abwehrspieler Javier Pinola, Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt verzichten. Zu allem Unglück zog sich Stammtorhüter Raphael Schäfer im Training eine Schulterverletzung zu. Er wurde vom früheren Schalker Juniorenspieler Patrick Rakovsky vertreten. Dem 20-Jährigen blieb kaum Zeit, sich an die Atmosphäre in der Arena zu gewöhnen, da war er schon das erste Mal geschlagen. Nach Ecke von Max Meyer war Matip zur Stelle und ließ dem jungen Club-Schlussmann mit seinem Kopfball ins kurze Eck keine Chance. Mit der Führung gewann Schalke noch mehr an Selbstbewusstsein und dominierte die Partie auch ohne Klaas-Jan Huntelaar.

Trotz technischer und spielerischer Unterlegenheit gaben die Franken auch mit ihrem letzten Aufgebot nicht auf und wären durch Martin Angha (26.) fast zum Ausgleich gekommen. Doch dessen verunglückte Flanke sprang vom Innenpfosten zurück ins Feld. Im Gegenzug scheiterte Kevin-Prince Boateng mit einem Distanzschuss an Rakovsky. Danach plätscherte die Partie dahin, ehe Neustädter Sekunden vor der Pause zum 2:0 traf und der Elf des glücklosen Trainers Roger Prinzen damit endgültig den Nerv zog.

Beflügelt durch die Nominierung für den erweiterten WM-Kader durch Bundestrainer Joachim Löw drehten die Schalker Talente Meyer und Leon Goretzka nach dem Wechsel mächtig auf. Zunächst setzte Goretzka (49.) einen Distanzschuss knapp über das Gehäuse, wenig später knallte Meyer den Ball ans Lattenkreuz. Danach schien Schalke den Erfolg nur noch zu verwalten, ehe Draxler mit eine platzierten 20-Meter-Schuss für einen Weckruf sorgte. Die Tore von Drmic und Obasi in der Nachspielzeit rundeten das muntere Spiel ab. Für Draxler waren der Sieg und sein erst zweites Saisontor ein versöhnlicher Abschluss. „Ich habe lange auf das Tor gewartet. Aber über allem steht, dass wir im nächsten Jahr wieder in der Champions League spielen.“

Während die Elf von Trainer Jens Keller gemeinsam mit ihren Fans ausgelassen feierte, traten die mehr als 5000 mitgereisten Club-Anhänger traurig die Heimreise an. Doch für ihre befreundeten Fans hatten die Schalker Anhänger noch Trost parat und sangen voller Inbrunst: „Der FCN, der FCN, der FCN steigt wieder auf!“

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 62,5 - 37,5

Torschüsse: 22 - 10

gew. Zweikämpfe in %: 60,8 - 39,2

Fouls: 12 - 20

Ecken: 7 - 3

Quelle: optasports.com