Bundesliga Turbulentes Kellerduell: Mainz ist stolz, der VfB stinksauer
Mainz (dpa) - Sandro Schwarz atmete einmal ganz tief durch. „Mein Stolz ist heute nicht messbar“, sagte der Trainer des FSV Mainz 05 nach dem wichtigen 3:2 (1:1)-Sieg im Abstiegskampfduell mit dem VfB Stuttgart.
Zumindest in sportlicher Hinsicht ist die Misere seines Vereins damit nach sechs erfolglosen Bundesliga-Spielen vorerst beendet. Ob nun nach einer langen Führungskrise endlich auch wieder Stabilität in diesen einstigen Vorzeigeclub einkehrt, wird sich dagegen erst am Sonntag entscheiden. Dann wählen die Mitglieder einen neuen Vorsitzenden, der den zurückgetretenen Johannes Kaluza beerben und die große Unruhe der vergangenen Monate beenden soll.
Nach einer sportlichen Vorleistung der Mannschaft sah es vor 25.736 Zuschauern aber lange Zeit nicht aus. Mainz vergab gleich in der ersten Viertelstunde zwei dicke Chancen und lag auf einmal mit 0:1 zurück. Holger Badstuber brachte den VfB in der 19. Minute in Führung, weil 05-Torwart Robin Zentner an einem Eckball vorbei griff und der frühere Nationalverteidiger am schnellsten reagierte.
Was danach passierte, fasste Trainer Schwarz später so zusammen: „Wir haben eine großartige Mentalität und eine gute spielerische Qualität gezeigt, und wir haben alle Widerstände überwunden“, sagte er. „Das ist genau die Reaktion, die wir als Verein gebraucht haben.“
Der Japaner Yoshinori Muto schoss in der Nachspielzeit der ersten (45.+2) und kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit (54.) seine Saisontore fünf und sechs. Kurz darauf machte Gerrit Holtmann mit seinem Treffer zum 3:1 in der 64. Minute alles klar. Das 2:3 durch Daniel Ginczek (90.+1) fiel für den VfB zu spät. Die Mainzer waren an diesem Tag so motiviert, so angriffslustig und so willensstark, dass sie sogar den zweiten Rückschlag nach dem frühen Gegentor wegsteckten. Denn noch vor dem 1:1 wurde ein Tor von Suat Serdar nach dem Einsatz des Videobeweises wieder aberkannt (42.). Der Torschütze hatte den Ball weit zuvor mit der Hand gespielt.
„Das war ein Spiel, in dem du die Beine reinhältst und alles gibst für den Verein“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder in einem Sky-Interview. „Das ist die Basis, das ist Mainz 05. Wenn wir diese Emotionalität beibehalten, werden wir die Klasse halten.“
So euphorisiert die Mainzer nach diesem Spiel waren, so groß war danach die Enttäuschung, die Wut und die Selbstkritik beim VfB Stuttgart. Beim Aufsteiger ging diesmal alles schief, was schiefgehen konnte: Die Leistung war „furchtbar“ (Trainer Hannes Wolf), statt sich von den Abstiegsplätzen abzusetzen, ist Gegner Mainz nun wieder punktgleich.
Rückkehrer Mario Gomez musste verletzt ausgewechselt werden und der Sechs-Millionen-Einkauf Chadrac Akolo durfte wegen einer technischen Panne und einer vorübergehend abgelaufenen Spielgenehmigung gar nicht erst mitspielen. Der Verein hatte der Deutschen Fußball Liga bereits im August bestätigen wollen, dass eine ursprünglich an diesem Freitag abgelaufene Aufenthaltsgenehmigung längst verlängert worden sei. Doch diese Bestätigung kam dort nie an.
„Das war ein gebrauchter Tag“, sagte Sportvorstand Michael Reschke. Trainer Hannes Wolf meinte sogar: „Wir haben heute unser schwächstes Spiel in dieser Saison gemacht. Wir sind maximal enttäuscht.“
Die Mainzer waren den Stuttgartern in all jenen Belangen überlegen, die im Abstiegskampf besonders wichtig sind: Zweikampfstärke, Willen, Durchschlagskraft im Spiel nach vorn. Der VfB scheiterte auch beim zehnten Versuch, in dieser Saison mal ein Auswärtsspiel zu gewinnen. „19 Punkte zu Hause, einer auswärts: Das ist Wahnsinn“, sagte Wolf. „Gegen Schalke muss jetzt nächste Woche ein Riesenfight kommen.“
Hoffnung macht dem VfB, dass Akolo dann wieder dabei ist und auch die Verletzung von Gomez wohl nicht so schlimm ist. Der Stürmer sei nach einem Zweikampf mit Nigel de Jong „unglücklich aufgekommen“, erklärte Wolf. „Der Fuß scheint gestaucht zu sein, die Bänder sind aber wohl intakt. Es sieht nicht nach einem dramatischen Schaden aus.“