Verloren und ausgeraubt: Kölns Frust nach Derby

Leverkusen (dpa) - Stinksauer traten die Kölner Profis nach dem unnötigen 2:3 (1:1) im 51. Rhein-Derby bei Bayer Leverkusen die 20 Kilometer kurze Heimreise an. Unbekannte hatten während der unterhaltsamen Partie ihre Kabine ausgeraubt und dabei Geld, Taschen und Handys der Fußball-Profis gestohlen.

„Es stimmt, es sind Wertsachen weggekommen. Wir wissen nicht, wie es passiert ist. Es wird ein Versicherungsfall“, bestätigte Kölns Vereinssprecher Dirk Mesch einen Bericht der Zeitung „Express“. Die Kölner Kabine soll während der Partie zeitweise offen gewesen sein. Schlimmer hätte die Dienstreise für den Tabellenvorletzten nicht zu Ende gehen können.

Die Leverkusener hielten sich mit Schadenfreude zurück. Nach starkem Beginn und einer 3:1-Führung hatte Bayer ohnehin Glück, den Sieg gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Kölner noch über die Zeit zu retten. Rudi Völler gab sich nach dem neunten Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage dann auch als Realist. „Wir wollen in die Champions League“, sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor, „wenn man aber auf die Tabelle schaut, wäre es vermessen an mehr zu denken.“ Die Werkself bleibt als Dritter zwar am Spitzenduo Borussia Dortmund und Mainz 05 dran, der Abstand zum Herbstmeister BVB ist mit elf Punkten aber weiter beträchtlich.

Patrick Helmes (21.), Tranquillo Barnetta (55.) und Stefan Reinartz (61.) trafen bei Schneetreiben vor 30 210 Zuschauern für Bayer. Für die Gäste waren Pedro Geromel (27.) und der eingewechselte Martin Lanig (65.), der mit dem Anschlusstreffer noch mal für Spannung sorgte, erfolgreich. Trotzdem blieb der 1. FC wie immer in den letzten 13 Jahren ohne Sieg gegen Bayer. „Nach dem 3:1 muss ich von einer Mannschaft wie meiner erwarten, dass sie den Sack zumacht“, kritisierte Leverkusens Trainer Jupp Heynckes den Schlendrian in den letzten 30 Minuten. Dabei hatte er eine Reihe von Stammkräften im Europa-League-Spiel in Trondheim (1:0) geschont.

Der Tabellenvorletzte aus der Domstadt trumpfte zwar stark auf, wurde aber nicht belohnt. „Ich hatte das Gefühl, dass deutlich mehr drin war. Wir waren von der ersten Minute an, voll drin im Spiel“, sagte FC-Coach Frank Schaefer enttäuscht, „alle drei Tore waren völlig unnötig.“ Auf dem rutschigen Rasen ging es intensiv, aber nicht unfair zu. Heynckes ließ Kapitän Simon Rolfes zunächst auf der Bank. Dafür war Torhüter René Adler nach auskuriertem Hexenschuss wieder dabei.

Trotz der schwierigen Platzverhältnisse vertrauten die Gastgeber auf Kombinationsfußball und ihre größere spielerische Reife. Ein sehenswerter Angriff brachte das 1:0. FC-Keeper Faryd Mondragon konnte einen Schuss des starken Renato Augusto nicht festhalten - der Ex-Kölner Helmes staubte ab. Das Tempo blieb hoch, die Partie unterhaltsam. Die Kölner zeigten sich auch ohne ihren verletzten Stürmer Milivoje Novakovic unbeeindruckt vom Rückstand. Der starke Lukas Podolski, zuletzt vor allem durch Frustabbau aufgefallen, zwirbelte einen Freistoß auf Geromel, dessen Direktabnahme klatschte vom Innenpfosten ins Netz (27.).

Bayer machte auch in der Folge das Spiel, aber Köln setzte bei Kontern unangenehme Nadelstiche. „Wir haben gezeigt, dass wir über weite Strecken mit einer Mannschaft wie Leverkusen mithalten können“, stellte Lanig fest. Auch Teamkollege Sebastian Freis war zumindest mit dem Engagement zufrieden: „Die Leistung kann sich sehen lassen.“

Angetrieben vom engagierten Podolski, kamen die Kölner noch mutiger aus der Kabine. Doch im Stil einer Spitzenmannschaft regelte Leverkusen früh die Verhältnisse. Sidney Sam ließ die Hereingabe des erneut starken Arturo Vidal durch, und Barnetta gelang das 2:1 (55.). Die Kölner Antwort: Adam Matuschyk scheiterte aus drei Metern an Adler, Podolskis Treffer im Nachfassen wurde wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht gegeben (58.). „Das war ein reguläres Tor“, meinte Schaefer.

Genauso rasant verlief auch die letzte halbe Stunde. Nach Gonzalo Castros Ecke köpfte Manuel Friedrich zunächst an die Unterkante der Latte, aber Reinartz (61.) vollendete ebenfalls per Kopf zum 3:1 - das 15. Bayer-Tor nach einer Standardsituation. 55 Sekunden nach seiner Einwechslung veredelte Joker Lanig die tolle Vorarbeit von Podolski zum 2:3. Zu mehr reichte es für die Kölner nicht.