VfB-Krise verschlimmert sich - 0:2 gegen Hoffenheim

Stuttgart (dpa) - Den Absturz des VfB Stuttgart auf den letzten Tabellenplatz quittierten die Fans des Traditionsclubs mit einem Pfeifkonzert. Ausgerechnet im 100. Bundesliga-Spiel von Armin Veh als Coach der Schwaben verschlimmerte sich die Krise.

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Der Fast-Absteiger der vergangenen Saison kassierte beim 0:2 (0:1) am Samstag gegen die Fußball-Minimalisten von 1899 Hoffenheim seine dritte Niederlage und muss nach nur einem Punkt aus vier Partien die extrem schwierige Dienstreise zu Vize-Meister Borussia Dortmund antreten.

„Wir waren am Ende nicht durchschlagskräftig genug“, meinte Veh nach der in der Offensive mal wieder viel zu harmlosen Vorstellung. „Ich lasse mich aber nicht verrückt machen“, beteuerte der gebürtige Augsburger, der sein Team auch weiter stark reden will.

Anthony Modeste (15. Minute) und Tarik Elyounoussi (84.) bescherten den Gästen aus einer defensiven Grundausrichtung heraus vor 44 000 Zuschauern den zweiten Saisondreier. „Das war ein Entwicklungsschritt, aus einer stabilen Defensive nach vorne zu spielen“, resümierte 1899-Trainer Markus Gisdol, dessen Mannschaft in der vergangenen Saison noch für seinen Hauruck-Fußball bekannt war.

Dabei gehörte die Anfangsphase den Stuttgartern. Mutig und schnell spielten sie nach vorne, zwingende Torchancen konnten sich die Schwaben trotz mehr Ballbesitzes und Vorteilen bei den Ecken allerdings nicht erarbeiten. Martin Harniks Kopfball (9.) nach einer mustergültigen Flanke von Gotoku Sakai war noch die beste Aktion des VfB. 1899-Torwart Oliver Baumann war jedoch auf dem Posten.

Ohne Verteidiger Georg Niedermeier (Adduktorenprobleme) und Stürmer Vedad Ibisevic (Fieber) musste Veh kurzfristig in dieses so wichtige Duell gehen. Für die kalte Dusche sorgte nach einer Viertelstunde Modeste. Nach einem Freistoß von Jung-Nationalspieler Sebastian Rudy, den Coach Markus Gisdol nach zahlreichen Ausfällen als rechten Außenverteidiger aufbot, verschätzte sich Daniel Schwaab - der Franzose ließ VfB-Keeper Sven Ulreich keine Chance.

Die Fans aus der sogenannten Cannstatter Kurve feuerten ihre Truppe um den lauffreudigen Harnik immer wieder an. Ihren Unmut hatten sie zum Anpfiff schon geäußert, als sie Sportvorstand Fredi Bobic und Präsident Bernd Wahler mangelhaftes Krisenmanagement vorwarfen.

„Bei allen Fans wirkt die abgelaufene Saison noch nach, daher verstehe ich die Sorgen und Ängste der Fans“, sagte der VfB-Boss beim TV-Sender Sky und stärkte dem früheren Nationalspieler den Rücken. „Wenn es sportlich nicht läuft, dann ist Fredi Bobic als Verantwortlicher natürlich der Kritik ausgesetzt. Er ist aber absolut der Mann unseres Vertrauens.“

Auch Bobic wollte nach Schlusspfiff von Nervosität nichts wissen. „Wenn wir weiter so arbeiten, dann mache ich mir keine Sorgen“, beteuerte er. Allerdings würden die Unmutsbekundungen einiger Anhänger auch die Mannschaft nicht kalt lassen. „Das ist nicht einfach, das spürst du als Spieler natürlich.“

Der VfB offenbarte das immer wieder von Veh kritisierte Manko: Die entscheidenden Pässe in die Tiefe kamen nicht an. Die Hoffenheimer agierten in der Defensive solide, waren im Vorwärtsgang insgesamt aber harmlos. Mehr als einen Kopfball von Moritz Leitner (37.) hatten die bemühten Hausherren nicht entgegenzusetzen. Auch Spielmacher Daniel Didavi blieb die dringend nötigen Impulse schuldig.

Schwäbischer Powerfußball nach dem Wechsel? Fehlanzeige! Zwar versuchte es zum Beispiel Timo Werner immer wieder mal mit einer Einzelaktion, durch die dichte 1899-Deckung schaffte es der Youngster aber auch nicht. Stattdessen schoss der eingewechselte Kevin Volland (80.) im VfB-Strafraum Modeste an und verpasste die Entscheidung. Abgebrüht vollendete dann hingegen Elyounoussi einen Konter.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 62,2 - 37,8

Torschüsse: 17 - 10

gew. Zweikämpfe in %: 55,8 - 44,2

Fouls: 17 - 21

Ecken: 9 - 4

Quelle: optasports.com