VfB schlägt Hertha 5:0 - Skibbe: „Katastrophe“
Stuttgart (dpa) - Michael Skibbe wirkte ratlos und sichtlich angeknockt. „Ich bin maßlos enttäuscht“, sagte der Hertha-Trainer zur desolaten und deprimierenden Vorstellung seiner Schützlinge beim 0:5 (0:4)-Debakel in Stuttgart.
„Die erste Halbzeit war eine absolute Katastrophe.“
Der VfB schoss die eh schwer angeschlagenen Berliner noch tiefer in die Krise. Zugleich beendeten die Schwaben mit dem Kantersieg nach einem über weite Strecken überzeugenden Auftritt ihre Negativserie von sieben Spielen in der Fußball-Bundesliga ohne Erfolgserlebnis. Hertha BSC steckt dagegen nach der zehnten Partie ohne „Dreier“ tief im Kampf gegen den Abstieg. Für Skibbe dürfte die Lage nach der insgesamt fünften Pleite in Liga und DFB-Pokal brenzlig werden.
Martin Harnik überragte beim VfB mit drei Treffern (28./41./58. Minute) vor 45 000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena. VfB-Trainer Bruno Labbadia zollte dem Stürmer ein Sonderlob: „Martin hat es sehr, sehr gut gemacht.“ Fünf-Millionen-Wintereinkauf Vedad Ibisevic (24.) hatte bei 14 Grad minus das Schützenfest eröffnet. Shinji Okazaki (32.) war ebenfalls erfolgreich. Die enttäuschenden Berliner mussten eine Stunde lang in Unterzahl spielen: Andreas Ottl sah wegen eines groben Fouls die Rote Karte (30.).
„Ich freue mich, dass wir zu Null gespielt haben, ich freue mich, dass wir fünf Tore gemacht haben“, sagte Labbadia rundum zufrieden. „Wir haben Hertha keine Chance gelassen.“ Harnik schwärmte: „Wir haben uns in einen Rausch gespielt.“
Labbadia baute sein Team gegenüber dem Pokal-Debakel gegen Bayern München auf drei Positionen um. Prominentestes Opfer der Rückkehr zum altbewährten 4-2-3-1-System war Nationalstürmer Cacau, der bis zur 72. Minute auf der Bank frieren musste. Hertha-Coach Michael Skibbe konnte nach Raffaels abgelaufener Rot-Sperre wieder auf seinen Spielmacher zurückgreifen. Der Brasilianer blieb aber wie faktisch das gesamte Team ohne Effekt. Herthas Mittelfeldmann Peter Niemeyer kritisierte schonungslos: „Die erste Halbzeit war unser Spiel grausam. In der zweiten Halbzeit war es grausam, überhaupt auf dem Platz zu stehen.“
Beide Mannschaften wirkten in den ersten 20 Minuten stark verunsichert. Selbst in unbedrängten Situationen erfolgten viele Fehlpässe. Dann kamen die Schwaben urplötzlich in Schwung und trumpften groß auf. Innerhalb von 18 Minuten machte der VfB mit vier Treffern vorzeitig alles klar.
Ibisevic eröffnete mit einem spektakulären Seitfallzieher das Torfestival. Allerdings gingen dem ersten Treffer des Bosniers für den VfB ein Abseits und ein gefährliches Spiel voraus. Harnik schloss einen sehenswerten Konter über Okazaki und Ibisevic zum 2:0 ab. Der Japaner erzielte gegen die inzwischen dezimierten Berliner per Kopf nach präziser Flanke von Khalid Boulahrouz das 3:0. Und Harnik machte mit seinem traumhaften zweiten Treffer schon früh das Debakel für die konsternierten Herthaner perfekt.
Der VfB bestimmte auch nach dem Seitenwechsel nach Belieben das Geschehen. Die sich widerstandslos ergebenden Berliner waren meist nur ein Spielball. Bis auf den bedauernswerten Torhüter Thomas Kraft stemmte sich keiner ernsthaft gegen die Klatsche. Letztendlich konnte der Aufsteiger sogar froh sein, dass der VfB die indiskutable Vorstellung der Gäste nicht noch höher bestrafte. Kraft verhinderte mit einigen guten Paraden noch Schlimmeres, Harniks 5:0 bedeutete aber den höchsten Saisonsieg der Stuttgarter.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 72,6 - 27,4
Torschüsse: 19 - 4
gew. Zweikämpfe in %: 45,5 - 54,5
Fouls: 18 - 14
Ecken: 4 - 3
Quelle: optasports.com