VfB verpasst Befreiungsschlag - spätes 1:2 in Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Thomas Schneider stand wie paralysiert auf dem Rasen der Frankfurter Arena und konnte es nicht fassen.
Hilflos hatte der Trainer des VfB Stuttgart mitansehen müssen, wie seine Mannschaft beim 1:2 (1:0) im Spiel bei Eintracht Frankfurt den erhofften Befreiungsschlag leichtfertig verspielte und mit der achten Pleite in Serie einen Vereins-Negativrekord in der Fußball-Bundesliga aufstellte. Vieles deutet darauf hin, dass die eigentlich als langfristiges Projekt geplante Amtszeit von Schneider schon nach gut sechs Monaten wieder zu Ende geht.
„Ich schließe nichts aus. Wenn man von einem Weg überzeugt ist, darf man sich von Emotionen nicht leiten lassen. Da musst du dich besprechen und in Ruhe entscheiden“, sagte Bobic nach dem 1:2 (1:0) bei Eintracht Frankfurt dem TV-Sender Sky. Ähnlich äußerte sich Präsident Bernd Wahler: „Wir werden uns mit Thomas Schneider zusammensetzen und eine Entscheidung treffen.“
Eine Entscheidung gegen den Trainer sei laut Wahler noch nicht gefallen. „Wir haben gesagt, wir wollen etwas Neues aufbauen. So etwas schnell über den Haufen zu werfen, wäre falsch.“ In den letzten Wochen hatten sich die Verantwortlichen stets gegen eine Trennung von Schneider ausgesprochen. Dies könnte vor dem Kellerduell mit Schlusslicht Eintracht Braunschweig nun anders aussehen.
„Wenn wir zu einer Lösung kommen, wie sie auch immer aussieht, wird sie von allen zu 100 Prozent getragen“, ergänzte Bobic. Spekulationen, wonach er bereits mit möglichen Trainerkandidaten gesprochen habe, dementierte der frühere Nationalspieler nicht. „Dinge abzuwägen und Szenarien durchzuspielen, gehört zum Geschäft dazu.“
Schneider selbst war nach der bitteren Niederlage „wahnsinnig enttäuscht“ und wollte sich zu seiner eigenen Zukunft keine Gedanken machen: „Wir müssen die Dinge so mitnehmen, uns Gedanken machen und eine gute Entscheidung treffen.“
Nach zwei späten Gegentreffern durch Jan Rosenthal (80. Minute) und Alexander Meier (89.) hatte der VfB wieder sichere Punkte aus der Hand gegeben. Mit nur 19 Zählern befinden sich die Stuttgarter in höchster Abstiegsgefahr. Die Eintracht entfernte sich dagegen mit 25 Zählern ein wenig von den bedrohlichen Plätzen und verhinderte den nächsten Tiefschlag nach dem bitteren Europacup-Aus gegen den FC Porto am Donnerstag und der schweren Verletzung von Leistungsträger Sebastian Rode (Knorpelschade). „Wir mussten über unsere Grenzen gehen“, sagte Sebastian Jung nach dem äußerst glücklichen Sieg.
Martin Harnik hatte mit seinem fünften Saisontor in der 31. Minute vor 43 200 Zuschauern in der Commerzbank-Arena die Stuttgarter auf die Siegerstraße gebracht, doch Joker Rosenthal und Meier sorgten für die späte Ernüchterung. Damit spitzt sich in Stuttgart die Lage zu, zumal in der nächsten Woche Eintracht Braunschweig im Schwabenland gastiert. Auch auf Frankfurt wartet beim Tabellen-16. Hamburger SV am nächsten Wochenende ein weiteres Keller-Duell.
Dabei lief zunächst alles für die Stuttgarter. Der VfB, der wieder auf Kapitän Christian Gentner zurückgreifen konnte und bei dem erstmals Ex-Nationalspieler Cacau in der Startelf stand, übernahm nach gut einer Viertelstunde die Spielkontrolle und kam durch Harnik nach Zuspiel von Alexandru Maxim zum Führungstreffer und hatte durch Maxim (33.) und Cacau (34.) weitere gute Chancen. Die Eintracht erspielte sich dagegen in den ersten 45 Minuten keine einzige echte Tormöglichkeit.
Zur zweiten Halbzeit brachte Veh - von Pfiffen begleitet - Rosenthal für Joselu ins Spiel und stellte auf ein 4-4-2-System um. Doch am Spielverlauf änderte sich so schnell nichts. Die Stuttgarter hatten wenig Probleme, die Frankfurter Angriffsbemühungen zu kontrollieren. So dauerte es bis zur 62. Minute, ehe Stefan Aigner mit einem Kopfball VfB-Keeper Sven Ulreich zu einer Parade zwang.
Hektisch wurde es zehn Minuten später, als Schiedsrichter Deniz Aytekin nach einem Zweikampf zwischen Tranquillo Barnetta und Cacau auf den Elfmeterpunkt zeigte. Nach Rücksprache mit Linienrichter Benjamin Brand revidierte er aber seine Entscheidung. Kurz darauf ließ Maxim die große Chance zum 2:0 vor dem leeren Frankfurter Tor liegen (78.). Der Fauxpas sollte sich zwei Minuten später rächen, als Rosenthal zuschlug. Und es kam noch schlimmer, als Meier aus kurzer Distanz traf. „Ich bin Maxim extrem dankbar. Das musste das 2:0 sein. Danach wären wir tot gewesen“, sagte Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp mit Blick auf die Schlüsselszene des Spiels.