VfL verschärft Bayer-Krise: 3:1 im Werksclub-Duell
Wolfsburg (dpa) - Der VfL Wolfsburg hat im Rennen um die Europapokalplätze die Gunst der Stunde genutzt und die Krise beim direkten Konkurrenten Bayer Leverkusen verschärft.
Die Niedersachsen gewannen das Werksclubduell mit 3:1 (1:1) nach Toren von Bas Dost (13. Minute), Luiz Gustavo (58.) und Ricardo Rodriguez (72.). Für die Rheinländer, die die vierte Pflichtspielpleite in Serie kassierten, war der zwischenzeitliche Ausgleich von Sidney Sam (45.) vor 27 721 Zuschauern zu wenig.
„In der ersten Halbzeit haben wir dagegen gehalten und waren die bessere Mannschaft. In der zweiten Halbzeit hatten wir zu einfache Ballverluste“, sagte Bayers Torschützenkönig Stefan Kießling dem TV-Sender Sky und zeigte sich angesichts der Niederlagenserie ratlos: „Solche zehn Tage hatte ich noch nie. Wir können es nicht so umsetzen, wie wir uns das vorstellen. Wenn wir die Lösung hätten, hätten wir sie angewendet.“ Von den letzten neun Pflichtspielen verlor Bayer sieben.
Während alle anderen Verfolgerteams von Spitzenreiter Bayern München auf den Europapokalplätzen Punkte liegen ließen, gewann Wolfsburg das dritte Fußball-Bundesligaspiel hintereinander. Mit nun 39 Punkten hat der Meister von 2009 wieder Kontakt zu den Champions-League-Plätzen. „Wenn wir das weiter so machen, schaffen wir das auch“, sagte Torschütze Rodriguez. Leverkusen bleibt mit 43 Zählern nach 22 Spielen zwar Zweiter, verpasste es aber, sich weiter abzusetzen.
In einem insgesamt schwachen vermeintlichen Spitzenspiel zeigte Leverkusen allerdings eine engagierte und kämpferisch überzeugende Leistung. Erst spät verdiente sich Wolfsburg den Sieg. Ein Traumpass von VfL-Innenverteidiger Robin Knoche leitete die Führung ein. Der frei gespielte Ivan Perisic bediente Dost, der ohne Probleme zu seinem dritten Saisontor abstauben konnte. Nach den Rückschlägen zuletzt reagierte Leverkusen allerdings nicht lange geschockt. Nach knapp einer halben Stunde kam Bayer besser ins Spiel.
Trainer Sami Hyypiä hatte nach der 0:4-Schmach in der Champions League gegen Paris St. Germain ein Zeichen gesetzt und Andrés Guardado, Simon Rolfes und Heung-Min Son aus der Startelf genommen. Dafür durften Sebastian Boenisch, Jens Hegeler und Stefan Reinartz beginnen. „Sami weiß genau, was er zu tun hat“, hatte Bayer-Sportchef Rudi Völler nach den Pleiten im Pokal gegen den Zweitligisten Kaiserslautern, in der Liga gegen Schalke und gegen Paris gesagt.
Ein Gewaltschuss von Lars Bender (34.) brachte Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio erstmals in Bedrängnis. Boenisch verfehlte nach der folgenden Ecke das Tor nur ganz knapp. Wolfsburg strahlte trotz zuvor drei Siegen in Serie und der Führung wenig Selbstvertrauen aus und hatte kaum noch Offensivaktionen. Der verdiente Ausgleich kurz vor der Pause fiel fast zwangsläufig. Bei Sams achten Saisontor standen allerdings gleich drei Wolfsburger Defensivspieler viel zu weit von ihren Gegenspieler weg.
Die durch extrem viele Unterbrechungen sehr zerfahrene Partie gewann auch nach der Pause kaum an Niveau. Beide Teams wurden ihren Europapokalambitionen spielerisch kaum gerecht. So war es kaum überraschend, dass die erneute Wolfsburger Führung nach einem verunglückten Freistoß fiel. Der eingewechselte Ivica Olic ersprintete einen abgeblockten Naldo-Schuss und brachte den Ball scharf in die unsortierte Leverkusener Abwehrzone, wo Luiz Gustavo abstaubte.
Nun erst wurde Wolfsburg stärker. Kevin De Bruyne scheiterte in der 72. Minute noch per Freistoß. Zwei Minuten später foulte Bayers Roberto Hilbert den eingewechselten Daniel Caligiuri. Den folgenden Strafstoß von Ricardo Rodriguez konnte Bayer-Keeper Bernd Leno noch halten, der Schweizer drückte den Abpraller dann aber über die Linie.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 43,4 - 56,6
Torschüsse: 9 - 15
gew. Zweikämpfe in %: 50,6 - 49,4
Fouls: 15 - 19
Ecken: 0 - 4
Quelle: optasports.com