Spieltags-Momente: Von neuen Toleranzgrenzen in Abseitsfragen
Düsseldorf. Aufregung in Hannover, Unmut in Hoffenheim.
Der HSV beim FC Bayern — das war aus Sicht der Norddeutschen zuletzt ein dürftiger Spaß. 2:9 verlor der HSV im März unter Trainer Thorsten Fink in München (Sie erinnern sich: Danach wurde zum Grillen eingeladen), 0:5 im Jahr zuvor unter Finks Vorgänger Michael Oenning — und 0:6 im Jahr davor unter Oenning-Vorgänger Armin Veh.
Was zuerst zeigt, wie oft der HSV seine Trainer wechselt und danach Anlass zur Sorge für den aktuellen HSV-Coach Bert van Marwijk gab. Vielleicht deshalb hatte van Marwijk seine Wutrede schon vor das Spiel beim FC Bayern gelegt. Mit Erfolg: Der HSV verlor „nur“ 1:3, gefiel durchaus. Van Marwijk: „Heute bin ich nur böse über das Ergebnis.“ Es hätte schlimmer kommen können.
Ziemlich genau zwei Meter stand Hannovers Mame Diouf im Abseits, als er zum 2:3 traf, und weil es so schön war, legte er gegen Nürnberg gleich noch das 3:3 in der letzten Spielminute nach. Eine Fehlentscheidung, die ganz Nürnberg aus dem Takt brachte. „Neue Toleranzgrenze bei Abseits gegen Teams ab Platz 16 auf 2 Meter erhöht“, twitterte der Medienmann des 1. FC Nürnberg scherzend. Andere Geplagte aus dem Frankenland verstanden weniger Spaß. „Wir sind betrogen worden“, so Mike Frantz. Die Statistik dazu: In 16 Auswärtsspielen des Clubs unter Kinhöfer hat Nürnberg erst einmal gewonnen.
Der 1. FC Nürnberg verspielte erstmals in der Bundesliga-Geschichte einen Drei-Tore-Vorsprung und ermöglichte Gegner Hannover 96 gleich das zweite Novum des Spieltags: Hannover 96 punktete erstmals nach einem Drei-Tore-Rückstand — und rettete Trainer Mirko Slomka zunächst einmal die Haut.
Mit den Torhütern ist das in Hoffenheim schon so ein Problem: Tim Wiese darf nicht, Koen Casteels soll nicht mehr, jetzt vertraute Trainer Markus Gisdol zum zweiten Mal dem ehemaligen Paderborner Jens Grahl. Und musste erleben, wie der 25-Jährige einen harmlosen Ball fallenließ und danach nicht mehr nachgriff, weil er sich auf Vordermann Jannik Vestergaard verließ. Ergab im Gesamtbild einen richtig dicken Patzer, den Grahl zum Anlass nahm, seine Torwarthandschuhe ins Publikum zu werfen. „Die Dinger wollte ich auf jeden Fall loswerden.“
Ja, Dortmunds Trainer hat es schwer. Ständig brilliert sein Team fußballerisch — und immer öfter inzwischen auch der Gegner. Und dann kommen sie vom Boulevard und suchen ständig nach den Geschichten am Rande. Was Klopp in schöner Regelmäßigkeit aus der Bahn zu werfen scheint. Ob er sich Sorgen um den Linienrichter gemacht habe, als der von Marco Reus umgesenst worden sei, wurde Klopp in Hoffenheim gefragt. Der Trainer erstarrte, fragte den Reporter kurz nach dessen Arbeitgeber und formulierte dann seufzend: „So viel Fußball heute. Da müsst ihr so ‘ne Kackgeschichte machen. Ist das ein Drecksleben, das tut mir echt leid.“