St. Pauli: Zeugen identifizieren Bierbecherwerfer

Hamburg (dpa) - Der Bierbecherwerfer aus der Skandal-Partie am Millerntor ist wohl eindeutig identifiziert, das Urteil gegen den FC St. Pauli lässt noch auf sich warten. Für den Fall der befürchteten Platzsperre drohte der Fußball-Bundesligist bereits mit Regressansprüchen gegen den Täter.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte den Club zuvor aufgefordert, bis Dienstag eine Stellungnahme zu der Wurfattacke gegen den Linienrichter im Spiel gegen den FC Schalke 04 abzugeben. Nach der Aussage von zwei Zeugen, die sich beim Verein gemeldet haben, ist der Schuldige identifiziert.

„Wir haben den Täter, die Zeugenaussagen decken sich“, sagte Pressesprecher Christian Bönig der Nachrichtenagentur dpa. Nach und nach würden sich immer mehr Zeugen melden, die die Bierwurf-Attacke auf den Linienrichter in der beim Stand von 0:2 abgebrochenen Partie beobachtet hatten.

Ob die Angaben der Zeugen über den Becherwerfer mit dem zunächst festgenommenen 43 Jahre alten Dauerkartenbesitzer übereinstimmen, wollte der Verein nicht kommentieren. Der Mann hatte sich bei der Vernehmung immer mehr in Widersprüche verwickelt. „Wir werden zunächst das Urteil abwarten und dann Regressansprüche an den Täter stellen“, kündigte Bönig eine Schadenersatzklage an. Vizepräsident und Jurist Gernot Stenger war mit der Stellungnahme an den DFB befasst. „Eigentlich sind die Fakten klar“, so Bönig.

„Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen nach Eingang und Bewertung aller Unterlagen getroffen“, sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker. Den abstiegsgefährdeten Hamburgern droht nach dem erst zweiten Spielabbruch in der Geschichte der Fußball-Bundesliga wegen einer Wurfattacke eine hohe Geldstrafe, ein Heimspiel unter Ausschluss der Fans oder im schlimmsten Fall sogar eine Platzsperre. Dafür kämen nur das Nordderby gegen Werder Bremen (23. April) oder die Begegnung mit Rekordmeister FC Bayern München (7. Mai) infrage.

„Das Sportgericht wird ein Urteil fällen, das wir annehmen werden“, sagte Sportdirektor Helmut Schulte, „es tut uns leid, aber wir können es nicht ungeschehen machen“. Bereits in der Hinrunde bewarf ein Fan beim Spiel gegen Kaiserslautern Christian Tiffert mit einem Schneeball.

Der Aufsteiger muss bei einem Geisterspiel plus Geldstrafe mit einem Minus von einer Million Euro rechnen. Bei einem ähnlichen Vorfall am 25. Oktober 2006 wurde der Schiedsrichter-Assistent im Pokalspiel zwischen Stuttgarter Kickers und Hertha BSC von einem Gegenstand am Kopf getroffen. Nach der abgebrochenen Begegnung musste Stuttgart 10 000 Euro Strafe zahlen und eine Partie ohne Zuschauer austragen.