Stanislawski greift durch - St. Pauli gewinnt

Hamburg (dpa) - Vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern kannte Holger Stanislawski keinen Spaß mehr, nach dem 1:0 (0:0)-Sieg und dem Ende seiner Negativserie kann der FC St. Pauli entspannter zum großen FC Bayern fliegen.

Die Strafmaßnahmen des Trainers nach sechs Spielen ohne Sieg fruchteten, die Mannschaft belohnte das Risiko von Stanislawski mit dem überaus wichtigen Erfolg gegen den Mitaufsteiger. „Jeder hat sich die Woche über seine Gedanken gemacht, das führt dann zu so einer Leistung“, sagte Kapitän Fabio Morena, der nach langer Verletzung die neu zusammengestellte Abwehr gut zusammenhielt. Ohne Rücksicht auf Ruhepausen hatte Stanislawski das Training verschärft. Wer nicht mitzog, flog aus dem Kader - so wie die suspendierten Carlos Zambrano, Charles Takyi und Deniz Naki.

Die drei Aussortierten sollen zu spät gekommen sein - offiziell wollte das aber keiner einräumen. „Jede Mannschaft hat Regeln, einen Verhaltenskodex“, sagte Stanislawski, der daran erinnern wollte, „dass sich jeder Spieler auf diesem Spielfeld zu bewegen hat“. Über weitere Gespräche oder Strafen wollte er sich nicht äußern. Sportchef Helmut Schulte stärkte ihm den Rücken: „Was die Spieler angeboten haben, hat unseren Trainern nicht gereicht, um sie in den Kader zu nehmen. Was sie gemacht haben, hat nicht ausgereicht, im Training, im Spiel und Drumherum.“

Ob ein Kampfspiel, das durch das Eigentor von Christian Tiffert in der 48. Minute entschieden wurde, eine Trendwende bei den Hamburgern einläuten kann, ist aber angesichts des Programms der kommenden Wochen unwahrscheinlich. Als nächstes geht es zu den Bayern, dann kommt Mainz. „Gegen Bayern - das ist ein Spiel, auf das viele von uns sieben, acht, neun Jahre hingearbeitet haben. Deshalb wird es ein absolutes Highlight, wir können mit breiter Brust dort auftreten und befreit aufspielen. Wir wollen auch dort was holen“, sagte Mittelfeldmann Fabian Boll.

Mit jeweils 17 Punkten liegen beide Aufsteiger nach 15 Saisonspielen im unteren Mittelfeld und machen ihre Trainer stolz. „Es wird so schnell vergessen, dass wir Aufsteiger sind. Beide Mannschaften haben bewiesen, dass sie zu Recht in der Bundesliga sind, das finde ich klasse“, sagte Stanislawski. Wegen des Dämpfers nach dem 5:0-Coup über Schalke betonte FCK-Coach Marco Kurz: „Dennoch müssen wir bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen. Wir waren letzte Woche nicht zu euphorisch und werden dies nun auch nicht überbewerten.“

Der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz kritisierte indes: „Wir haben zu wenig investiert, wir haben nicht die Galligkeit gehabt.“ Besonders Topstürmer Srdjan Lakic hatte nichts zu melden. „Ich habe mir vorgenommen, ihn aufzufressen“, erklärte Innenverteidiger Ralph Gunesch. Lakic soll langfristig an Lautern gebunden werden, im Januar will sich Kuntz mit dem Kroaten zusammensetzen: „Er weiß, was er für einen Stellenwert hat, Lautern ist ein guter Platz für Stürmer. Er braucht auch Wertschätzung, die bekommt er bei uns.“