1:2 gegen Hoffenheim Streich wittert nach Derby-Niederlage „Machenschaften“
Sinsheim (dpa) - Kaum ist der SC Freiburg so richtig in der Bundesliga angekommen, da kann sich Christian Streich schon wieder herrlich über die Ungerechtigkeiten in der Fußball-Welt aufregen.
Nach der 1:2-Niederlage im Baden-Derby bei 1899 Hoffenheim erinnerte der erboste Sportclub-Trainer daran, dass seine Mannschaft vom Gegner als „Kloppertruppe“ dargestellt wurde. Ob er da einen Zusammenhang zum umstrittenen und entscheidenden Elfmeter der Partie sehe. „Nein“, sagte Streich am Samstag, sprach aber dennoch von „Machenschaften“.
Auswärts ist der Aufsteiger jedenfalls weiter ohne Punkt, während die Hoffenheimer in dieser Saison unbesiegt bleiben und nach dem dritten Sieg hintereinander so viele Zähler haben wie Borussia Dortmund (13). Streich schickte nach dem Abpfiff in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena erstmal ein böses Grinsen Richtung Hoffenheimer Bank, redete dann auf deren Stürmer Sandro Wagner und auf seinen Trainerkollegen Julian Nagelsmann ein und verließ schimpfend den Innenraum.
In der spielentscheidenden Szene pfiff Schiedsrichter Deniz Aytekin in der 81. Minute einen Elfmeter für die Gastgeber, nachdem Caglar Söyüncü im Strafraum Sebastian Rudy zu hart angegangen war. „Klar aufgestützt“ habe sich der Freiburger, so der Referee. Andrej Kramaric verwandelte vor 28 540 Zuschauern zum 2:1. Der türkische Nationalspieler Söyüncü hatte zu allem Übel auch noch das 0:1 durch Wagner (34.) verursacht, als er ihm unbedrängt den Ball vorlegte. „Für uns war das gefühlt schon ein schrecklicher Fehler, aber kein Vorwurf“, sagte Streich später. Joker Florian Niederlechner hatte in der 77. Minute den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.
Die Strafstoß-Entscheidung erzürnte alle Freiburger, zumal bei einem Laufduell mit Ermin Bicakcic kurz darauf im anderen Strafraum Niederlechner zu Fall kam. Präsident Fritz Keller ließ in den Stadionkatakomben das Video mit der strittigen Szene immer wieder auf seinem Smartphone abspielen und hielt es den Journalisten vor. „Der Caglar geht zum Kopfball, und der andere rennt in ihn rein. Ganz klar kein Elfmeter!“, wetterte er.
Auch Streich brachte wie Keller seine Emotionen kaum unter Kontrolle. Er beschwerte sich in der Pressekonferenz erneut über eine Aussage von Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen unter der Woche. Der hatte in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur dem Sportclub vorgeworfen, der Aufsteiger zeige „eine Aggressivität, die sich teilweise im Grenzbereich bewegt“ und von Streich noch gepusht werde.
Der SC-Coach bezichtigte Rosen daraufhin, er versuche, eine Kampagne loszutreten und Umfeld und Schiedsrichter zu beeinflussen. Nach dem Derby legte der Freiburger Coach nach. „Wir wurden als aggressive leader dargestellt. Wir! Freiburg! Die fairste Mannschaft der 2. Liga in der vergangenen Saison!“ Das sei alles „Wahnsinn“ und „unglaublich“, meinte der 51-Jährige. Rosen wiederum erklärte, er habe nur seine Mannschaft „sensibilisieren“ wollen.
Die Freiburger zeigten sich allerdings in einem selten feurigen Derby als brave Profis und lieferten der TSG ein faires Duell. Deren Trainer Julian Nagelsmann sprach bei der Szene mit Söyüncü und Rudy von einem „Kann-Elfmeter“ und versuchte mit ein paar lobenden Worten Streich zu besänftigen. Die nord-südbadischen verbalen Streitigkeiten fochten ihn angesichts des Laufs der Hoffenheimer nicht besonders an.
„Jetzt geht es nach Leverkusen und dann kommt Berlin - das sind richtig schwere Spiele. Wenn wir danach immer noch ungeschlagen sind, können wir richtig zufrieden sein“, meinte Wagner. Nagelsmann sprach von einer „Momentaufnahme“. Die genoss der 29-Jährige aber angesichts der nervenaufreibenden vergangenen Spielzeit mit dem Abstiegskampf sichtlich.