Streit will neu anfangen - „Eher im Ausland“
Gelsenkirchen (dpa) - Es war das halbwegs versöhnliche Ende eines etwa zehn Millionen Euro teuren Missverständnisses. Als Albert Streit das Arbeitsgericht Gelsenkirchen mit einer Mischung aus Genugtuung und Erleichterung verließ, war es für ihn ein erster Schritt in ein neues Berufsleben.
Fast drei Monate lag er im juristischen Clinch mit seinem bisherigen Arbeitgeber, dem Bundesligisten FC Schalke 04 - am Dienstag ging die Liaison mit einem für beide Seiten akzeptablen Vergleich auseinander.
Die unschöne Vorgeschichte: Der Verein schickte Streit am 23. August die fristlose Kündigung und stellte die Gehaltszahlungen ein. Streit hatte Bernhard Trares, den Trainer der zweiten Schalker Mannschaft, nach einer Übungseinheit angeblich mit den Worten „F... dich, ich bin über 30 Jahre alt, ich trage keine Tore mehr weg“, bedacht, was der Beschuldigte allerdings stets bestritt.
Typisch für den als schwierig geltenden Spieler, lautete das schnelle Urteil der Streit-Kritiker. Für sie erfüllte er das Klischee des Abzockers, der auf dem Platz keine Leistung bringt und fröhlich abkassiert.
Im Januar 2008 hatte der einstige Frankfurter bei den „Königsblauen“ einen Viereinhalbjahresvertrag unterschrieben, der ihm ein hohes Salär und gute Prämien zusicherte. Sportlich war der Offensivspieler sein Geld allerdings nie wert: Bis zu seinem Rauswurf kam er lediglich auf 14 Einsätze in der Bundesliga und war bereits 2009 vom ehemaligen Chefcoach Felix Magath wegen angeblich unzureichender Trainingsleistungen in die Reserve abgeschoben worden.
Anstatt eine neue Herausforderung zu suchen, machte Streit von Beginn an klar, seinen gut dotierten Kontrakt auf Schalke aussitzen zu wollen. „Ich habe hier den besten Vertrag meines Lebens“, sagte er zum Unmut der Fans, die ihn bei Spielen des Regionalligateams erst derbe beschimpften und dann sogar anspuckten. Streits Reaktion: Er blieb bei den Heimbegegnungen der U 23-Auswahl lieber außen vor.
Nun einigten sich der Club und der zur „unerwünschten Person“ erklärte Spieler auf die Kündigung zum 31. Dezember 2011. Inklusive einer Abfindung dürfte Streit knapp eine Million Euro mitnehmen, Schalke spart etwa 800 000 Euro. „Wir sind uns in allen Punkten einig geworden. Dabei sind beide Seiten einen großen Schritt aufeinander zugegangen“, sagte Streit-Anwalt Horst Kletke. Der Spieler selbst zeigte sich „froh, dass diese für mich sehr schwierige Zeit vorbei ist. Jetzt kann ich wieder ruhig schlafen.“
Bei seinem wohl letzten Besuch in Gelsenkirchen versuchte der Wahl-Kölner, seinen ramponierten Ruf etwas aufzubessern. „Wer mich kennt, weiß, dass ich die Wahrheit sage“, äußerte Streit. Und betonte: „Auch hier habe ich viele Freunde gewonnen.“ Ob er im bezahlten Fußball noch einmal eine Chance erhält, vermag er nicht zu beurteilen: „Wenn überhaupt, dann eher im Ausland.“