Taktikschulung mit drei Punkten

Schalke versucht, sich unter Trainer Di Matteo neu zu ordnen - und besiegt nebenbei Hertha BSC.

Herthas Genki Haraguchi (M) und seine Mitspieler gehen nach der Partie vom dem Platz. Hertha verlor das Spiel mit 0:2.

Foto: Marius Becker

Gelsenkirchen. Als der Schlusspfiff ertönte, ballte Roberto Di Matteo die Faust und jubelte so intensiv, als wäre eine große Last von seinen Schultern gefallen. Sein Debüt war gelungen. Mit 2:0 besiegte der Ruhrgebietsklub Hertha BSC. „Es war kein super-spektakuläres Spiel“, sagte Di Matteo. „Aber wir haben die drei Punkte.“ Tatsächlich hatte der 44-Jährige während der 90 Minuten gelitten. Es gab einiges zu bemängeln. Di Matteo soll dem Schalker Team für die Zukunft Konstanz auf hohem Niveau verleihen. Als erste Maßnahme hatte der Italo-Schweizer seiner Mannschaft eine restriktive Defensivtaktik verordnet. „Die Spieler hatten zuletzt Probleme mit der Ordnung auf dem Platz. Deshalb habe ich da erstmal angesetzt“, sagt der Italiener nach dem Spiel fast entschuldigend. Immer wenn die Berliner am Ball waren, orientierten sich die beiden Außenbahnspieler Julian Draxler und Eric Choupo-Moting an den defensiven Mittelfeldspielern Roman Neustädter und Dennis Aogo. So entstand eine zweite Viererkette vor der eigentlichen Abwehrformation, die der Mannschaft von Trainer Jos Luhukay das Leben schwer machen sollte.

Allerdings war den Königsblauen deutlich anzumerken, dass sie dieses System noch lange nicht verinnerlicht haben. Den Berlinern gelang es viel zu häufig, die Schalker Abwehrketten tief in die eigene Hälfte zu drängen. Jeder abgewehrte Ball landete postwendend wieder bei den Berlinern. „Wir standen teilweise viel zu tief, haben nicht rausgeschoben“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Das Resultat: Die Schalker hatten lediglich 45 Prozent Ballbesitz. „Wir müssen unseren Ballbesitz verbessern, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Und wir müssen zwischen den Reihen besser spielen“, sagte Di Matteo.

Dass seine Mannschaft dennoch als Sieger den Platz verließ, hatte sie den individuellen Qualitäten und den Treffern von Draxler und Klaas-Jan Huntelaar zu verdanken. „Das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft auftreten und alle angreifen und alle verteidigen“, sagte Huntelaar. In der jüngeren Vergangenheit hatte gerade Huntelaar noch unter Ex-Trainer Jens Keller öffentlich Zweifel an dieser Grundvoraussetzung geäußert. Weitere Maßnahmen des Trainers werden freilich folgen müssen. Denn das Angriffsspiel litt doch sehr unter der neuen Maßgabe. „Wir hatten ein paar gute Ansätze, aber das können wir noch deutlich verbessern“, sagte Di Matteo.

Ergebnisfußball vom Schlage des Schalker Jahrhunderttrainers Huub Stevens bestimmte das Bild. Die Marschroute ist zu erkennen: Der Trainer setzt auf eine defensive Grundhaltung mit ausgeklügeltem Konterspiel. Offensivpressing scheint nicht zu seinen Vorlieben zu gehören. Aber ein Spiel mit Plan und Idee - das war zunächst einmal das Wichtigste, was sich sich auf Schalke verändert hat.