Trainer-Musterschüler Tedesco wird beim FC Schalke 04 Nachfolger von Weinzierl

Gelsenkirchen (dpa) - Mit einem Musterschüler auf dem Trainerposten will der FC Schalke 04 nach einer missglückten Fußball-Saison wieder in die Bundesliga-Spitze zurückkehren.

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Nach nur einem Jahr trennten sich die Gelsenkirchener am Freitag von Cheftrainer Markus Weinzierl und verpflichteten als neuen Hoffnungsträger Domenico Tedesco. Der erst 31-Jährige, der den Lehrgang zum Fußball-Lehrer mit der Bestnote von 1,0 abschloss, kommt vom FC Erzgebirge Aue und erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019.

„Wir haben die gesamte Saison auf den Prüfstand gestellt, um die Basis für eine möglichst erfolgreiche kommende Saison für den FC Schalke 04 zu legen“, sagte Sportvorstand Christian Heidel. „Das Ergebnis unserer Überlegungen ist, dass wir Veränderungen vornehmen müssen, um die von uns gewollte Entwicklung vorantreiben zu können. Dies beinhaltet auch eine Neubesetzung der Position des Chef-Trainers.“ Diese Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, betonte er.

Heidel und die Königsblauen setzen nun auf ein neues Gesicht in der Bundesliga. „Domenico Tedesco verfügt zwar noch nicht über viel Erfahrung im Profibereich, aber er hat uns in den Gesprächen überzeugt, wie er die sportliche Zukunft bei Schalke 04 mitgestalten will. Wie viele andere Vereine setzen wir auf einen ebenso besonders jungen wie auch besonders innovativen Trainer“, meinte Heidel. Auch Aufsichtsratschef Clemens Tönnies ist angetan von Tedesco. „Er ist ein junger, taktikorientierter Trainer. Er hat sich uns vorgestellt, ich finde ihn gut, und deshalb trage ich das mit“, erklärte Tönnies.

Tedesco hatte in der abgelaufenen Saison den Zweitligisten Erzgebirge Aue vor dem 24. Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz übernommen und mit einer starken Bilanz von 20 Punkten aus elf Spielen auf Rang 14 geführt und vor dem Abstieg gerettet. Er hatte in Aue eine Ausstiegsklausel, sein Vertrag wurde nach Angaben der Sachsen aufgelöst. Nach dpa-Informationen zahlt der FC Schalke 04 eine Ablösesumme im sechsstelligen Bereich für den Trainer.

Der Deutsch-Italiener, der zuvor als Junioren-Coach bei 1899 Hoffenheim und dem VfB Stuttgart tätig war, gilt in der Branche als herausragendes Trainertalent und legte die Prüfung zum Fußball-Lehrer in einem Kurs mit Hoffenheims-Coach Julian Nagelsmann und Bremens Alexander Nouri als Jahrgangsbester ab.

Gerade aus dem Familienurlaub in Florida zurückgekehrt, informierte Heidel den von ihm im vorigen Sommer aus Augsburg verpflichteten Weinzierl am Freitagmorgen über seine Beurlaubung. Der Zeitpunkt der Trennung kommt durchaus überraschend, obwohl Heidel nach einer Saisonanalyse den Straubinger schon schwer angezählt hatte.

Heidel, selbst erst seit Sommer 2016 in der Verantwortung, war mit der Entwicklung des Teams in den vergangenen zehn Monaten unzufrieden. Mit Platz zehn verpasste Schalke erstmals seit sieben Jahren einen internationalen Wettbewerb, auch das Aus im Viertelfinale der Europa League gegen den späteren Finalisten Ajax Amsterdam schmerzte.

Der Manager vermisste eine klare Spielidee, hatte Weinzierl zunächst aber wohl eine Chance geben wollen, vom 1. Juli an mit verändertem Kader in die Vorbereitung auf die neue Saison zu gehen. Offenbar konnte Weinzierl Heidel aber nicht mehr von seinem Konzept überzeugen. So reifte bei Schalkes Führung der Entschluss, den abermaligen Neuanfang zu wagen.

Dem mit viel Vorschusslorbeeren für drei Millionen Euro vom FC Augsburg losgeeisten Coach wurde nicht nur der katastrophale Saisonstart mit fünf Bundesliga-Niederlagen zum Verhängnis. Er schaffte es trotz eines Zwischenhochs im Herbst auch nicht, dem Revierclub eine klare Struktur und Spielidee zu vermitteln. Die schweren Verletzungen und Langzeitausfälle von Leistungsträgern wie Coke, Breel Embolo oder Naldo erklärten nur teilweise die schwankenden Auftritte.

Heidel, der mit seinen Last-Minute-Transfers im vorigen August den krassen Fehlstart mit begünstigte, mochte das große Verletzungspech später nicht mehr als Entschuldigung gelten lassen. Zuletzt wurden zudem Klagen aus dem Spielerkreis laut, Weinzierl habe das Team in zwei Lager gespalten.

Tedesco ist seit dem Ende der ersten Amtszeit von Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens im Juni 2002 bereits der 20. Coach, der sich beim Traditionsclub versuchen darf. Ob Roberto Di Matteo, André Breitenreiter oder nun Weinzierl - zuletzt hatte kein Trainer länger als ein Jahr auf Schalke gearbeitet.