Tod eines Zuschauers überschattet Dortmunder Sieg

Dortmund (dpa) - Tragik und Trauer statt Freude über den Heimsieg: Der Tod eines Zuschauers hat das 2:0 (1:0) von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 überschattet. Während der Bundesliga-Partie im Signal Iduna Park ist ein Fan auf der Südtribüne gestorben.

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Das bestätigte ein BVB-Sprecher.

Ein zweiter Zuschauer soll in kritischem Zustand ins Krankenhaus gebracht worden sein. Als sich die schlimmen Nachrichten herumsprachen, herrschte gespenstische Stille auf den Rängen. Kurz vor dem Abpfiff erhoben sich die 81 000 Zuschauer von ihren Sitzen und stimmten die Kulthymne „You'll never walk alone“ an. Alle Spieler standen später Arm in Arm vor der Südtribüne, einige hatten Tränen in den Augen.

BVB-Präsident Reinhard Rauball brachte seinen „unfassbaren Respekt“ vor dem Verhalten aller Fans im Stadion zum Ausdruck. „Was wir gesehen haben, ist mit Worten nicht mehr zu toppen - da kann man nur den Hut ziehen“, sagte er. „Ich habe es noch nie erlebt, dass die Zuschauer derart geschlossen und ihre Trauer und ihren Respekt zum Tod zum Ausdruck gebracht haben“, versicherte Rauball und lobte ausdrücklich beide Fanlager für ihre eindrucksvolle Reaktion.

Wie sein Präsident wirkte auch Torschütze Marco Reus nach der Partie völlig niedergeschlagen. Erst nach dem Spiel habe man die Nachricht vom Tod des Zuschauers bekommen, sagte er. „Es ist natürlich tragisch und traurig, das Spiel ist natürlich in den Hintergrund gerückt.“

Ohne großen Glanz wahrte der BVB den Fünf-Punkte-Abstand zum Spitzenreiter aus München und setzte seinen Höhenflug in der Fußball-Bundesliga fort. Reus (30. Minute) und Shinji Kagawa (73.) sorgten für den verdienten Sieg der Borussia, die es im Gegensatz zum Hochgeschwindigkeitsfußball gegen die Bayern (0:0) und Tottenham Hotspur (3:0) diesmal gemächlicher angehen ließ. Mainz ist nach dem 26. Spieltag Tabellen-Sechster.

Für die Mannschaft des früheren Mainzer Trainers Thomas Tuchel ging das kräftezehrende Programm am Ende der fünften von bald sechs Englischen Wochen schonungslos weiter. Dennoch blieb der Coach seiner Tradition treu und verteilte die Belastung auf seinen gesamten Kader. Im Vergleich zum 3:0 über die Spurs veränderte der ehemalige Mainzer Coach seine Elf auf vier Postionen: Neu ins Team rückten Torhüter Roman Bürki und Nuri Sahin, der Japaner Kagawa nutzte seine neue Bewährungschance. Nach dreiwöchiger Verletzungspause war auch Innenverteidiger Sokratis wieder dabei. Mainz-Trainer Martin Schmidt brachte Daniel Brosinski für den rot-gesperrten Giulio Donati.

Nach den kraftraubenden Partien gegen München und Tottenham ließen es die Dortmunder diesmal etwas gelassener angehen. Sie erspielten sich zwar ein Plus beim Ballbesitz, aber zunächst keine Torchancen. Der langsame Spielaufbau stellte die Mainzer Viererkette vor keine großen Probleme. Und so brauchte der BVB ungewöhnlich lange 23 Minuten bis zur ersten Torchance. Doch der Schuss von Marcel Schmelzer aus 18 Metern war kein Problem für den Mainzer Schlussmann Loris Karius, der sich mehrfach auszeichnen konnte. Innerhalb von 60 Sekunden rettete der Keeper gleich dreimal gegen Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (51./52.). Auch danach gingen Aubameyang, Reus und Henrich Mchitarjan höchst fahrlässig mit hochkarätigen Chancen um.

Die zunächst zurückhaltende Gangart der Borussia ermunterte die Gäste vor der Pause zu eigenen Offensivbemühungen. Viel mehr als ein beherzter Schuss von Stefan Bell (25.) sprang aber nicht heraus. Und dann kam Reus, der schon gegen Tottenham zwei Tore erzielt hatte: Bereits zum neunten Mal traf der Nationalspieler in dieser Saison in einem Pflichtspiel zum 1:0. Nach sehenswertem Zuspiel von Gonazalo Castro markierte er seinen zehnten Saisontreffer.

Favoritenschreck Mainz hatte neben Rekordmeister FC Bayern auch schon Mönchengladbach, Leverkusen und Schalke geschlagen. Doch in Dortmund konnten die Rheinhessen noch nie gewinnen - den bis dato letzten Punkt nahm der FSV beim 1:1 vor fünf Jahren mit.