BVB Dortmund gegen FSV Mainz Todesfall überschattet BVB-Sieg
Während des 2:0-Erfolgs der Dortmunder über den FSV Mainz 05 stirbt ein Zuschauer an den Folgen eines Herzinfarktes. Ein zweiter Mann konnte reanimiert werden. Reus und Kagawa schießen die Tuchel-Elf zum 19. Saisonsieg.
Dortmund. Es gibt Momente, in denen der Sport, der Fußball, Tore und Punkte in der Bundesliga, in den Hintergrund rücken. So geschehen Sonntagabend beim Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FSV Mainz 05. Beim 2:0 (1:0)-Erfolg des BVB hatten zwei Zuschauer im Stadion offenbar einen Herzinfarkt erlitten, für einen 80-Jährigen auf der Südwesttribüne kam jede Hilfe zu spät. Nach Angaben von Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel sei der zweite Mann im Krankenhaus stabilisiert worden. Die 81 000 Zuschauer verfolgten die zweiten 45 Minuten der Partie aus Respekt stillschweigend, nachdem sich die tragische Kunde herumgesprochen hatte.
„Mein Mitgefühl und das des Teams gehört den Angehörigen. Es war eine sehr beklemmende Situation. Wir wussten zunächst gar nicht, was passiert ist. Es gibt wichtigere Dinge als Fußball, das macht so ein Zwischenfall noch einmal deutlich“, sagte Thomas Tuchel. „Die Stimmung in der Kabine war gespalten. Es war alles etwas gedämpfter.“ Sein Mainzer Trainerkollege lobte den Umgang des Publikums mit der Situation. „Die Fans haben sehr gut reagiert. Ich wollte dann auch nicht mehr so extrem coachen“, sagte Martin Schmidt.
Viele hatten drei Tage nach dem 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Tottenham die große Rotation von Trainer Thomas Tuchel erwartet, doch abgesehen von den beiden angeschlagen fehlenden Ilkay Gündogan und Sven Bender erhielten nur Lukasz Piszczek und Julian Weigl eine Pause. Dafür rückten Sokratis und Nuri Sahin in die Startformation des Tabellenzweiten.
Dortmund und Mainz begegneten sich in den ersten 25 Spielminuten auf taktisch diszipliniertem Niveau. Schwarz-Gelb suchte die Lücken, der FSV stellte mit viel Laufarbeit die Räume zu. Anders ausgedrückt ließen sich Großteile der ersten Hälfte mit dem Wort „Langeweile“ beschreiben. Bis zum ersten Torschuss des Spiels durch Dortmunds Marcel Schmelzer vergingen 23 Minuten.
Hätte Gonzalo Castro wenige Minuten später nach feinem Solo nicht einen Geistesblitz gehabt, so wäre es in einem bis dahin schwachen Bundesligaspiel ohne echten Höhepunkt in die Halbzeitpause gegangen. Doch der im Sommer aus Leverkusen gekommene Mittelfeldspieler setzte Marco Reus in Szene, der FSV-Torhüter Loris Karius keine Abwehrchance ließ und mit seinem zehnten Saisontreffer das 1:0 erzielte.
In der zweiten Hälfte verpasste der BVB in Person von Pierre-Emerick Aubameyang (51./52./52.) und Henrikh Mkhitaryan (65./66.) gleich mehrfach die Entscheidung. Shinji Kagawa gelang in der 73. Minute dann doch das 2:0, das den 19. Saisonsieg der Tuchel-Elf besiegelte. „Die Mannschaft hat herausragend gespielt, trotz der vielen anstrengenden Wochen. Das nötigt mir den allerhöchsten Respekt ab“, sagte Tuchel, der dann doch noch auf das Sportliche des Abends einging.
Feierstimmung kam im Dortmunder Fußball-Tempo an diesem Abend aber keine mehr auf. Die Südtribüne stellte den Support mit Beginn der zweiten 45 Minuten ein und rollte ihre Banner ein. Der Fußball war nach Bekanntwerden der tragischen Zwischenfälle im Stadion plötzlich zur belanglosen Nebensache geworden. Auch der ansonsten so enthusiastische Stadionsprecher Norbert Dickel nahm beim fünften Saisontreffer des Japaners jegliche Emotion aus seiner Stimme.
Kurz vor dem Ende und nach dem Abpfiff intonierte die Südtribüne dann noch einmal geschlossen „You’ll never walk alone“ — auch die Mainzer sangen mit. Die Spieler, die auf dem Rasen zuvor Schiedsrichter Deniz Aytekin gefragt hatten, was passiert sei, begriffen erst jetzt allmählich, was sich auf den Rängen zugetragen hatte. Es war eine respektvolle und in dieser Situation angemessene Reaktion der Fans, die das Ende eines beklemmenden Bundesligaabends in Dortmund markierte.