Tonis Traum wird wahr
Er soll bald Vizepräsident werden. Doch Schumacher ist längst mittendrin.
Köln. Vor wenigen Tagen saß Harald Schumacher (58) bei Anne Will. „Geld oder Leidenschaft — wer regiert die Fußballwelt?“ fragte die ARD-Frau, es war eine wirre Sendung, allerhand Experten redeten allerhand Blödsinn, das Thema verschwamm gehörig.
Und dann war Will allein bei Schumacher: „Wollen Sie nicht Präsident des FC werden?“ Nein, wollte er nicht. Schumacher sagte, er habe sein Leben lang etwas bewegen wollen, und als Präsident des FC, sagte Schumacher, könne er das bei diesem Positionsprofil nicht.
Wenige Tage später ist Harald Schumacher, Geschäftsführer und Teilhaber der Marketingagentur Sports First in Köln, Kandidat auf den Posten des FC-Vizepräsidenten. Damit hätte selbst Anne Will nicht gerechnet.
In Schumacher hatte die Leidenschaft regiert, als er Werner Spinner (64) zusagte, für sportliche Kompetenz in dessen Führungsteam zu stehen. „Ich habe eine Entscheidung des Herzens gefällt“, sagte er, der „Toni“ genannt wird, weil er mit zweitem Namen Anton heißt und Harald Konopka seinerzeit beim FC den „Harald“ beanspruchte.
Genau nennen sie ihn „De Tünn“ in Köln, vereinnahmend, auch wenn sie ihn schon mal rausgeschmissen haben, als er 1987 das Buch „Anpfiff“ in Druck gab — eine Abrechnung: Zocken im Nationalteam, Doping in der Bundesliga, er ließ nichts aus.
Eine „sympathische Belagerung“ nennt er die vergangenen zehn Tage, in denen man ihn überzeugt hat. Jetzt ist er Feuer und Flamme. So ist er. Alle Finger waren schon gebrochen, früher hat er im Keller unaufhörlich gegen den Sandsack geboxt, er war ein Verrückter.
Und jetzt will er Funktionär werden im verrücktesten Bundesliga-Klub der Gegenwart. Er, „de Tünn“, Spinner, der ehemalige Bayer-Manager aus Leverkusen — und Markus Ritterbach, Präsident des Karneval-Festkomitees. Was für ein Team.
Den Gegenkandidaten Karl-Heinz Thielen hat der Verwaltungsrat nicht zugelassen. Wählen müssen aber die Mitglieder. Und Thielen will bald verkünden, ob er eine Kampfkandidatur anstrebt, wenn das Spinner-Team zweimal keine Mehrheit bekäme.
„Ich weiß, wie Erfolg riecht. Wir müssen Leute hier hinholen, die das wissen — damit das auch weitergegeben wird.“ So begründete die Ikone des FC die Bereitschaft, sich am 23. April auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Wahl zu stellen.
25 Jahre haben er und der FC nebeneinander her gelebt, verstanden hat Schumacher das nie, wo die Not doch immer groß war. Und dann haben sie ihn doch noch gefragt, weil die Not besonders groß war. „Es ist ein Traum, wieder beim FC zu sein.“
Nicht alle sehen das so: Schumacher hatte den Klub häufig arg kritisiert, das kam nicht gut an, Lukas Podolski schimpfte auf ihn, aber Podolski ist ja bald weg. „Wir müssen jetzt neue Podolskis züchten“, sagt Schumacher, der bei der Suche nach einem neuen FC-Sportdirektor bereits eingebunden ist. Obwohl seine Wahl noch aussteht.
Auch das ist nur in Köln möglich.