Torwart-Frage beim VfB Stuttgart jetzt akut

Stuttgart (dpa) - Nach dem unerwarteten Wechsel von Sven Ulreich zum FC Bayern München stellt sich beim VfB Stuttgart die Torwartfrage - noch immer.

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„Mit Sven verlieren wir eine Persönlichkeit, die eine hohe Identifikation mit dem VfB hat“, sagte Sportvorstand Robin Dutt zum Abschied des dienstältesten Spielers im Kader. „Dennoch kommen wir seinem Wunsch nach einer sportlichen Veränderung nach.“ Ulreich wird bei den Bayern die neue Nummer zwei hinter Nationalkeeper Manuel Neuer. Er unterschrieb einen Vertrag bis 2018

Ulreichs Wunsch nach Veränderung dürfte den Schwaben allerdings nicht all zu schwer gefallen sein. Die sportliche Leitung um Dutt und den neuen Trainer Alexander Zorniger überlegte ohnehin schon vor dem Transfer, wer nach zwei Beinahe-Abstiegen des Traditionsvereins in der kommenden Saison zwischen den Pfosten stehen soll. Denn Ulreich, für den die Bayern etwa 3,5 Millionen Euro Ablöse bezahlen, war beim VfB auch nach 176 Liga-Spielen und trotz eines Vertrages bis 2017 nicht unumstritten.

Die große Identifikationsfigur für Fans und Umfeld, seit 1998 im Verein, verlor in seiner Zeit als Bundesliga-Profi sogar mehrfach seinen Stammplatz. Zuletzt passierte ihm das Anfang dieser Saison. Vom sechsten bis zum elften Spieltag saß das VfB-Urgestein - noch unter Trainer Armin Veh - nur auf der Bank. Statt Ulreich durfte Thorsten Kirschbaum spielen. Der 28-Jährige überzeugte aber auch nicht und hat in Stuttgart dem Vernehmen nach keine Zukunft. Er ist beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg im Gespräch.

Von den drei Torhütern der vergangenen Spielzeit bleibt 2015/2016 deswegen wohl nur Odisseas Vlachodimos. Der 21-Jährige gilt als großes Talent, trainiert regelmäßig mit den Profis, hat bislang aber nicht mehr als 68 Partien in der dritten Liga vorzuweisen.

Gerüchteweise soll sich der Verein mit dem polnischen Nationaltorwart Przemyslaw Tyton vom spanischen Club FC Elche beschäftigen. Wem Zorniger in seiner ersten Bundesliga-Saison vertraut, ist zwei Wochen vor dem Trainingsauftakt noch völlig offen.

Viel vorhersehbarer ist die nähere Zukunft Ulreichs. „Ich bereite mich sehr gut vor auf den Trainingsstart“, berichtete er mit Blick auf den 1. Juli. „Bayern hat nur die höchsten Ansprüche, will um alle drei Titel mitspielen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, der Mannschaft helfen, die Ziele zu erreichen“, sagte Ulreich. Der erste Kontakt zum FC Bayern sei bereits vor einigen Wochen erfolgt.

Gemeinsam mit Tom Starke ist Ulreich nun der Ersatz für Weltmeister Neuer, schon vor dem vollzogenen Abschied des Spaniers Pepe Reina. Der 32 Jahre alte Weltmeister von 2010 (Vertrag bis 2017) möchte in der Endphase seiner Karriere wieder mehr spielen. Es wird erwartet, dass Reina nach einem Jahr zum SSC Neapel zurückkehrt. Mit den Bayern holte er die deutsche Meisterschaft.

Auch das war ein Grund für Ulreich, sich nach 17 Jahren aus Stuttgart zu verabschieden - in München dürfte der A-Jugend-Meister von 2005 endlich auch als Profi Titelgewinne feiern. „Ich werde immer da sein, wenn man mich braucht“, kündigte Ulreich an.