Trainer muss Helmes beim Neuanfang bremsen

Wolfsburg (dpa) - Patrick Helmes hat harte Zeiten hinter sich. Bereits zum zweiten Mal riss dem Angreifer vor Beginn der Saison das Kreuzband. Zum zweiten Mal musste sich der Torjäger des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg wieder herankämpfen.

Wochenlange Reha, kein gemeinsames Training mit den Kollegen, kein Spiel mit dem geliebten Ball. Erst im Januar durfte er endlich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Helmes hat in Wolfsburg aber auch schon harte Zeiten erlebt, als er körperlich fit war. Der Angreifer musste unter Felix Magath alleine am Mittellandkanal laufen: Kein gemeinsames Training mit den Kollegen, kein Spiel mit dem geliebten Ball. Erst im Januar vor einem Jahr begnadigte Magath den aussortierten Profi.

Die Vorgeschichte: Der von Dieter Hoeneß im Januar 2011 aus Leverkusen geholte Angreifer hatte sich im Sommer unter Magath geweigert, nach Frankreich zu wechseln. Hoeneß-Nachfolger Magath war sauer, Helmes durfte zunächst aber spielen. Im November wurde der Stürmer zur zweiten Mannschaft abgeschoben, und Magath überraschte mit der Erklärung: „Seine Stärken sind der Torabschluss und die Chancenverwertung. Das sind nicht die Qualitäten, die wir im Moment in der Vordergrund stellen müssen.“

Im Januar 2012 war Helmes immer noch kerngesund, durfte aber nicht mit den Profis ins Trainingslager nach Dubai. Der Stürmer stand beim VfL wieder einmal zum Verkauf. Magath berichtete von „mehreren Anfragen“ und sagte: „Die leite ich direkt an den Spieler weiter.“ Doch der Transfer zum damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt platzte. Hannover 96 blitzte ab, weil Magath den Angreifer nicht zu einem direkten Konkurrenten ziehen lassen wollte.

Erst mit Ablauf der Transferfrist begnadigte Magath den Angreifer, Helmes durfte wieder bei den Profis spielen. Dabei feierte er ein bemerkenswertes Comeback, schoss Tor um Tor. „Im Fußball geht es einfach schnell: Erst war ich weg vom Fenster, jetzt bin ich erstmal wieder da“, konstatierte Helmes im März 2012. „Die schwere Zeit ist jetzt vergessen.“

Zuletzt sorgte er für Verwunderung, als er Magath sogar öffentlich lobte. „Wir haben telefoniert, und ich habe mich bei ihm bedankt“, erklärte Helmes im „DFB.de“-Interview. „Mit seiner harten Art hat er mir gezeigt, was ich verändern kann.“ Nicht viele seiner ehemaligen Spieler reden so über Magath.

Magath hatte den lange verschmähten Angreifer im Mai vorigen Jahres kurz vor der Europameisterschaft sogar für die Nationalmannschaft empfohlen: „Aus meiner Sicht führt für Jogi Löw kein Weg an Patrick Helmes vorbei.“ Löw hörte allerdings nicht auf Magath.

Schlimmer als die verpasste EM war für Helmes wenige Wochen später die Verletzung im Testspiel gegen Manchester City. Das Leiden begann erneut, Helmes musste wieder von vorne anfangen. Entsprechend ungeduldig ist der Angreifer nun.

Dieter Hecking, seit Ende Dezember Trainer des VfL, muss Helmes bremsen. „Es macht keinen Sinn, etwas über das Knie zu brechen und eine Folgeverletzung zu riskieren“, sagte der neue Coach. In der Vorwoche organisierte er eigens ein Testspiel gegen Hessen Kassel, damit der Angreifer Spielpraxis erhält. Ein geplanter Einsatz in der zweiten Mannschaft am Wochenende wurde abgesagt, weil die Reserve auf einem Kunstrasenplatz spielen musste. Hecking will ihn langsam aufbauen und versprach: „Wir werden auf ihn aufpassen.“