VfB droht nach Europacup-Frust nächster Rückschlag

Stuttgart (dpa) - In der Europa League droht das Aus, in der Bundesliga der Absturz: Der VfB Stuttgart ist voll von der Rolle. Selbst gegen KRC Genk verpassten die seit Wochen schwächelnden Schwaben im Zwischenrunden-Hinspiel den erhofften Erfolg und damit eine gute Ausgangslage fürs Rückspiel.

„Ein Sieg hätte uns gut getan, auch wegen unserer Situation“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic nach dem 1:1 (1:0) frustriert. „Jetzt müssen wir das halt am Sonntag schaffen.“ Ob dem verunsicherten Fußball-Bundesligisten die Wende in der Schlüsselpartie bei 1899 Hoffenheim gelingt, erscheint angesichts des fragilen Zustands der Mannschaft fraglich.

Kann Stuttgart seine Pleitenserie auch beim Drittletzten am Sonntag nicht stoppen, nimmt Krise ernstzunehmende Ausmaße an. „Wir haben zur Zeit leider eine Talfahrt, die schon zu lange dauert“, räumte der erneut völlig indisponierte Martin Harnik ein. „Aber Jammern bringt nichts. Die Fehler liegen auf der Hand und daran müssen wir arbeiten.“

Christian Gentner, der mit seinem 1:0 (42. Minute) Hoffnung auf den ersten Sieg nach zuletzt fünf Niederlagen in der Liga geweckt hatte, meinte: „Wir wollten eigentlich Selbstvertrauen für Sonntag tanken, aber wir haben im Moment einfach einen negativen Lauf.“

Dabei wären die biederen Belgier ein geeigneter Aufbaugegner gewesen. Aber auch nach der Führung agierte der VfB keinesfalls souverän, stabil und selbstbewusst. Die Verunsicherung steckt offenbar so tief in den Köpfen, dass die dringend erforderliche Trendwende ein langwieriger Prozess werden dürfte. Erneut durch eine Unachtsamkeit - dieses Mal schlief fast die gesamte Defensive - kam Genk noch zum Ausgleich durch Glynor Plet (90.+1).

„Ich kann nur sagen: Und täglich grüßt das Murmeltier“, kommentierte der durch eine Erkältung angeschlagene VfB-Trainer Bruno Labbadia sarkastisch die x-te verhängnisvolle Schludrigkeit seiner Schützlinge. Nicht nur dem 1:1 ging eine „Verkettung von Fehlern“ voraus, wie Labbadia analysierte. Auch der Negativlauf basiere auf einer „Verkettung von vielen Sachen“.

Phasenweise erscheint es so, als müssten einige VfB-Profis das Fußball-ABC gewaltig auffrischen. Ob Abwehrverhalten, Kombinationen, Spielideen oder Torabschluss - überall hapert es gehörig. „Es fehlte der Esprit, es fehlte der letzte Pass“, kritisierte auch Labbadia.

In der vertrackten Situation klammern sich die Stuttgarter an die wenigen positiven Aspekte gegen Genk. „Die Mannschaft stand kontrolliert und sicher“, bescheinigte Bobic dem Team eine gute Defensivarbeit bis zum Aussetzer. Kapitän Serdar Tasci beurteilte den Auftritt „insgesamt als kleinen Schritt nach vorne“. Gegen Hoffenheim werde der VfB versuchen, „das Beste rauszuholen“. Verliert Stuttgart dort zum sechsten Mal in Serie, würde der Abstand auf den Relegationsrang auf sechs Punkte schmelzen.

Genks zufriedener Coach Mario Been riet angesichts der sprunghaft gestiegenen Chancen seiner Elf dem VfB süffisant: „Es ist besser, wenn Stuttgart jetzt alles auf die Meisterschaft konzentriert und zu uns mit der zweiten Mannschaft kommt.“ Davon will sein Kollege nichts wissen. Schließlich kann Stuttgart trotz des Rückschlags noch immer das Achtelfinale der Europa League erreichen. „Unsere Chancen stehen 50:50, sind aber durch das Gegentor definitiv ein Stück kleiner geworden“, urteilte Labbadia.