Trainerwechsel in Bremen - Unmut beim HSV und auf Schalke
Düsseldorf (dpa) - Aus für Viktor Skripnik, Gegenwind für Bruno Labbadia - auch in der neuen Saison pflegen die Traditionsvereine aus Bremen und Hamburg ihren Ruf als Krisenclubs.
Nach dem schlechtesten Ligastart der Vereinsgeschichte gaben die Bremer bereits vor der Partie am vierten Spieltag gegen Mainz die Trennung von Trainer Skripnik bekannt. Auch für seine Kollegen Labbadia und Markus Weinzierl vom immer noch punktlosen FC Schalke 04 wird es ungemütlicher.
„Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil uns die Überzeugung fehlte, zeitnah eine Wende zum Positiven herbeizuführen“, begründete Bremens Geschäftsführer Frank Baumann den Abschied von Skripnik. Die Geduld der Clubführung mit dem Fußball-Lehrer war nach dem 1:4 in Mönchengladbach aufgebraucht. Den Posten übernimmt ab Montag interimsweise U23-Trainer Alexander Nouri. „Mit Alexander Nouri erhoffen wir uns einen Impuls für ein Team“, sagte Baumann. Nouri hatte im Oktober 2014 die U23 der Bremer von dem zu den Profis gewechselten Skripnik.
Beim HSV ist die Stimmung nach dem 0:4 gegen RB Leipzig ebenso im Keller wie auf Schalke, das nach dem 0:2 bei Hertha BSC wie Bremen ohne Punkte und sogar ohne Tore ist. Beim HSV wurden im Sommer 30 Millionen Euro investiert, auf Schalke sogar noch mehr. Wunschtrainer Weinzierl und der neue Manager Christian Heidel geraten nach dem denkwürdig schlechten Start zunehmend in Erklärungsnot.
Gegen Aufsteiger Leipzig bot Hamburg eine bedenkliche Leistung. Auf Fragen nach seiner Person reagierte Labbadia dünnhäutig. Er brach ein Interview mit TV-Sender Sky verärgert ab. „Mir tut es für jeden von uns leid, der heute unsere Farben tragen musste“, klagte Lewis Holtby.
Dabei wähnten sich die Hamburger zu Saisonbeginn auf einem guten Weg, ähnliche Erfolge feiern zu können wie zuletzt die Teams aus Leipzig und Köln. Nur eine Woche nach dem überraschenden 1:0 über Borussia Dortmund landete der Aufsteiger beim HSV den nächsten Coup. Mit sieben Punkten aus drei Partien liegen die Sachsen hinter Spitzenreiter FC Bayern auf Rang zwei. „Ich bin gespannt, wo die Reise hinführt“, kommentierte der zweimalige Torschütze Timo Werner den besten Start eines Neulings seit 25 Jahren.
Das zweite Überraschungsteam der noch jungen Saison kommt aus Köln. Für immerhin 19 Stunden rangierte der FC nach dem 3:0 am Freitag über Freiburg auf Platz 1 - erstmals seit 20 Jahren. Am Samstag, kurz vor 17.30 Uhr, war der „Spuk“, wie Trainer Peter Stöger die Tabellenführung umschrieb, durch den Bayern-Sieg gegen Ingolstadt vorbei. Dennoch erfreuen sich die Kölner an einer bemerkenswerten Entwicklung.
In der Domstadt sieht man sich mittlerweile in der Lage, mit Hilfe der Konkurrenz auch mal in den Europacup einzuziehen. Einen Schritt weiter ist da der FSV Mainz 05. Der Europa-League-Teilnehmer feierte mit dem 3:1 beim FC Augsburg am Sonntag den ersten Saisonsieg. Ärgerlich war die Rote Karte für den in der 85. Minute eingewechselten José Rodriguez nach einem brutalen Foul in der Nachspielzeit.
Schwer arbeiten für die Rückkehr an die Tabellenspitze musste der Meister aus München. So quälte sich das Team von Trainer Carlo Ancelotti zum 3:1 über Ingolstadt und entging zum Start in das Oktoberfest vor allem dank Torhüter Manuel Neuer dem ersten Kater der Saison. „Manchmal muss man eben etwas leiden“, sagte Ancelotti.
Als ärgster Verfolger wird der BVB gehandelt. Mit zwei sehenswerten 6:0-Siegen über Warschau und Darmstadt vertrieb der Revierclub den Frust über das 0:1 eine Woche zuvor in Leipzig. Statt der geschonten Stars Mario Götze und Pierre-Emerick Aubameyang überzeugten junge Wilde wie Christian Pulisic und Ousmane Dembélé. Trainer Thomas Tuchel war jedoch klug genug, die beiden Spaziergänge gegen Warschau und Darmstadt richtig einzuordnen: „Wir sind gut beraten, unsere Ansprüche hochzudrücken und am Dienstag in Wolfsburg daran anzuknüpfen.“