Trainingslager am Golf: Clubs weiter stark in der Kritik
Frankfurt/Main (dpa) - Politiker und Menschenrechts-Experten auf der einen Seite, Clubs der Fußball-Bundesliga auf der anderen: Die Diskussion über Trainingslager in der Golfregion hat am Wochenende noch einmal zugenommen.
„Bayern München sollte kein Trainingslager in Katar aufschlagen. Sie legitimieren damit ein System moderner Sklaverei“, sagte Tim Noonan, der Sprecher des Internationalen Gewerkschaftsbundes, im ZDF-Sportstudio.
Der deutsche Meister bereitet sich zurzeit beim WM-Gastgeber von 2022 auf die Bundesliga-Rückrunde vor. Borussia Dortmund (Dubai) und Eintracht Frankfurt (Abu Dhabi) trainieren in den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten. Nachdem Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge („Ein Trainingslager ist keine politische Äußerung“) und BVB-Manager Michael Zorc („Dubai ist eine Urlaubs-Destination für halb Europa“) zunächst eher brüsk mit der massiven Kritik umgegangen waren, äußerten sich andere Club-Vertreter jetzt deutlich differenzierter.
„Gerade der Sport ist in höchstem Maße dazu geeignet, durch Kommunikation und sportliche Begegnungen mögliche Unrechtsentwicklungen und Dinge, die nicht mit unseren Maßstäben übereinstimmen, zu reglementieren“, sagte Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende der Eintracht. Ähnlich klang auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm: „Alle im Verein beschäftigen sich mit dem Thema, was in Katar ist. Wir machen die Augen nicht zu“, erklärte er. „Die Frage ist, was ist besser: Geht man wirklich mit dem Thema offen um und fährt hierhin oder sagt man: Wir bleiben einfach zu Hause?“
Die Kritik an den Vereinen zielt genau in diese Richtung: Die Clubs würden die Menschenrechtsverletzungen und die Verfolgung von Oppositionellen einfach ausblenden, für die insbesondere Katar immer wieder angeprangert wird. „Menschenrechte sind universelle Rechte, die in jeder Kultur gelten. Die deutschen Bundesliga-Vereine mit ihren Millionen Fans weltweit tragen eine wichtige Verantwortung“, sagte die Grünen-Politikerin Claudia Roth der „Bild am Sonntag“.
Amnesty International forderte Bayern München dazu auf, dieser Verantwortung gerecht zu werden. „Die Bayern können ruhig dahinfahren, wir sehen das positiv“, sagte Regina Spöttl, Expertin für die Golfregion bei der Menschenrechts-Organisation, dem ZDF. „Aber sie sollten ihre Prominenz nutzen, um den Verantwortlichen, den Veranstaltern, vielleicht sogar den Regierungsvertretern zu sagen, dass sie die Verhältnisse als Missstände auffassen.“