Dejagah zurück in Wolfsburg „Transfer, der nicht unbedingt üblich ist“

Wolfsburg (dpa) - „Ich kann es selber kaum glauben.“ Mit diesen Worten kommentierte Ashkan Dejagah den wohl skurrilsten Bundesliga-Transfer der aktuellen Wechselperiode.

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Selbst Wolfsburgs Sportchef Olaf Rebbe bezeichnete die bemerkenswerte Rückkehr des Meisterspielers von 2009 aus Katar als einen „Transfer, der so nicht unbedingt üblich ist.“

Obwohl der 30 Jahre alte Dejagah selbst in Katar fast ein Jahr ohne Spielpraxis war, weil er bei seinem bisherigen Club Al-Arabi in Doha unter die Ausländerbeschränkung fiel, verblüffte der VfL Wolfsburg am Montag mit der Rückkehr des ehemaligen Publikumslieblings. „Inhaltlich war mir klar, dass er genau der Spielertyp ist, den wir noch brauchen“, sagte Trainer Valérien Ismaël: „Wir brauchen Spieler, die Bock auf den VfL haben. Er erfüllt das.“

Vier Spieler hatte der VfL zuvor bereits für zusammen rund 30 Millionen Euro geholt und damit so viel wie kein anderer Bundesligist in diesem Winter investiert. Doch der fünfte Transfer erscheint vor allem angesichts Dejagahs sportlicher Entwicklung zuletzt auf den ersten Blick durchaus fragwürdig. Sein letztes Pflichtspiel in Katar absolvierte der 30-Jährige im Februar 2016. Für den Iran spielte er zuletzt im vergangenen November gegen Syrien. „In Katar ist alles ein bisschen anders als hier. Es gab da ein neues Management, danach war es schwierig für mich“, sagte Dejagah, der dennoch verkündete: „Ich bin bereit für die Bundesliga.“

Bei Ismaël waren erste Zweifel an einer Verpflichtung schnell verflogen. „Wir haben das unter vier Augen geklärt. Es ist klar, dass der Spielrhythmus der Bundesliga noch nicht sofort da ist, aber er hat nicht nur auf dem Sofa gelegen“, sagte Ismaël und stellte ihm nach der ersten Trainingseinheit in Wolfsburg für das Spiel am Samstag beim 1. FC Köln gar einen Kaderplatz in Aussicht.

Das Risiko für den VfL scheint tatsächlich gering: Dejagah kommt ablösefrei und erhält einen leistungsbezogenen Vertrag bis zum Saisonende. Sollte sich der Außenspieler bewähren, kann der Club eine Verlängerungsoption für eine weitere Saison ziehen. „Er kann sofort eine Lösung sein, die unsere Situation bereichern kann“, sagte Rebbe.

Trotz der sportlichen Vorbehalte sind auch die meisten Wolfsburger Fans ob des Wechsels aus dem Häuschen. Als einer der Meisterhelden von 2009 wird Dejagah immer noch verehrt. Zwischen 2007 und 2012 hatte der Offensivspieler, der bei Hertha BSC ausgebildet worden war, für den VfL gespielt. Über den FC Fulham war er 2014 schließlich in Katar gelandet. Bereits am Tag des Verpflichtung präsentierte die Marketing-Abteilung ein T-Shirt mit der Aufschrift „Asche“ - Dejagahs Spitznamen - zum Verkauf für 10 Euro. Bereits beim ersten Training Dejagahs standen einige Anhänger damit am Platz.

Wolfsburgs Planungen sind damit abgeschlossen. Das Talent Josip Brekalo wurde zum VfB Stuttgart ausgeliehen.