Trotz Urteil: DFB und UEFA ändern Rechte nicht

Hannover (dpa) - Der Sportrechte-Markt ist aufgeschreckt, die UEFA kritisiert das Gericht - und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bleibt ruhig. Trotz des spektakulären EuGH-Urteils zur TV-Vermarktung wird der deutsche Verband die Rechte am DFB-Pokal vorerst nur für den deutschen Markt verkaufen.

Es werde keine europaweit geltenden Rechte geben, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach der Nachrichtenagentur dpa. „Wir werden die Rechte zunächst nur national vergeben“, erklärte Niersbach. Der DFB-Pokal ist das erste große Sportrechte-Paket, das nach dem Richterspruch verkauft wird.

Die großen Sportvermarkter sind verunsichert und schweigen ebenso wie die meisten Fernsehsender zum Urteil des höchsten europäischen Gerichts. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte entschieden, dass zum Empfang von Übertragungen im Bezahlfernsehen ausländische Decoderkarten nicht verboten werden dürfen. Laut Gericht sind Exklusivitätsrechte unzulässig, da sie den europäischen Binnenmarkt in nationale Märkte trennen.

Kein Kommentar heißt es beim internationalen Rechte-Vermarkter Sportfive oder bei der Agentur SportA, die für ARD und ZDF einkauft. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) reagierte dagegen verärgert, will den Verkauf ihrer Medien-Rechte nach dem Urteil aber nicht ändern. „Wir glauben nicht, dass die Rechtsprechung große Auswirkungen auf die Art hat, wie wir unsere Rechte verkaufen“, sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino am Mittwoch in London. „Wir werden weiterhin unsere Rechte auf einer Land-für-Land-Basis anbieten, weil es das ist, was die Menschen wollen.“

Der UEFA-Funktionär kritisierte das höchste europäische Gericht. „Da gibt es fundamentale Fehler“, klagte er. „Wie kann man sagen, dass der Wert des englischen Fußballs in England der gleiche ist wie in Griechenland? Offensichtlich ist das nicht das Gleiche.“

Der DFB zeigt sich hingegen wenig beeindruckt und hält seinen Zeitplan aufrecht. Die nächsten Präsidiumssitzungen sind wie geplant am 14. Oktober und am 2. Dezember, und „in einer der beiden werden wir das absegnen“, erklärte Niersbach. Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger sieht die Entwicklung gelassen: „Das ist erst mal eine Sache der DFL. Wir wussten alle, dass die Entscheidung kommt. Deshalb ist es keine Überraschung. Die Auswirkungen sind nicht abzuschätzen, aber sicher lösbar. Das Urteil muss genau geprüft werden.“

Der DFB hat die Pokal-Rechte für den Zeitraum von 2012 bis 2016 ausgeschrieben. Bislang übertragen ARD, ZDF und der Bezahlsender Sky den DFB-Pokal. Rund 50 Millionen Euro beträgt der TV-Anteil an den Pokal-Einnahmen, weitere zehn Millionen kassiert der DFB durch Werbung. Weniger wird es wohl nicht werden. Für die Rechte im frei empfangbaren Fernsehen gilt die ARD als großer Favorit. Das ZDF hat sich nach dem Kauf der Champions League Zurückhaltung auferlegt, während Sat.1 mitgeboten hat.

Die Auslands-Rechte spielen bei der Pokal-Vermarktung für den DFB zunächst eine untergeordnete Rolle. „International sollen unsere Länderspiele und DFB-Pokal zusammen vergeben werden“, sagte Niersbach. Wie das geschehe, sei „noch offen und zwar unabhängig von dem Urteil“.

Für den deutschen Markt hat der DFB die Länderspiele im Mai für weitere vier Jahre bis 2016 an ARD und ZDF vergeben. Geschätzte 175 Millionen Euro bringt dem Verband das Rechte-Paket, zu dem auch die Begegnungen der Frauen-Nationalmannschaft, der Frauen-Bundesliga sowie der 3. Liga gehören. Probleme oder Einbußen bei der Auslandsvermarktung könnten angesichts dieser gewaltigen Einnahme verkraftet werden.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sieht ebenfalls keinen Grund zur Beunruhigung. „Dieses unmittelbare Problem spielt für uns keine direkte Rolle“, sagte IOC-Vize Thomas Bach. Negative Auswirkungen auf die künftige Rechtevergabe für Olympische Spiele fürchtet der Sportfunktionär nicht. „Wir haben hier ganz andere Voraussetzungen als eine Fußballliga“, betonte Bach. Das IOC betrachte es als oberste Priorität, TV-Rechte an frei empfangbare Sender zu verkaufen.

Wie der DFB demonstrieren auch die meisten Proficlubs Gelassenheit und sehen sich durch die Umwälzungen kaum betroffen. „Die Bundesliga ist von diesem Urteil kaum betroffen, sondern in erster Linie die Premier League“, sagte Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Beim FC Bayern München, dessen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Vorfeld von „gefährlichen Zeiten“ gesprochen hatte, mochte das Urteil niemand kommentieren.