Trotz Vorfreude: „Keine Rücksicht“ auf Heynckes

München (dpa) - Die Bayern-Profis freuen sich auf Jupp Heynckes, aber schenken werden sie dem Rückkehrer im Bundesliga-Endspurt nichts. Im Gegenteil: Bastian Schweinsteiger & Co. wollen ihrem künftigen Chef einen krönenden Abschied bei Bayer Leverkusen am liebsten vermasseln.

„Da können wir keine Rücksicht nehmen“, sagte Nationalspieler Schweinsteiger angesichts des Duells mit Heynckes' Leverkusenern um einen Champions-League-Platz, bei dem es am 17. April in München zur direkten Kraftprobe kommt. „Vielleicht nimmt er ja Rücksicht auf uns“, fügte Schweinsteiger scherzhaft hinzu.

Dass der 65 Jahre alte Heynckes im Sommer dem Niederländer Louis van Gaal (59) nachfolgt, wurde von den Münchner Nationalspielern nach ihrem 4:0 gegen Kasachstan einhellig begrüßt. „Das ist eine sehr gute Entscheidung“, lobte Schweinsteiger die Chefetage um Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. „Das bringt Ruhe in den Verein. Vor zwei Jahren hat er uns auch schon gut geholfen. Er hat eine unglaubliche Erfahrung. Es ist auch positiv, was er in Leverkusen macht. Deshalb ist das eine gute Lösung“, sagte der Vize-Kapitän.

„Jupp Heynckes ist ein hervorragender Trainer. Ich freue mich auf ihn“, erklärte Thomas Müller. Kapitän Philipp Lahm erinnerte ebenso an „das Glück“ der erfolgreichen Vier-Wochen-Zusammenarbeit vor zwei Jahren nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann: „Von fünf Spielen haben wir vier gewonnen und eines unentschieden gespielt. Klar, Jupp Heynckes ist ein guter Trainer, das hat er schon bewiesen.“

Toni Kroos, der als Leihspieler in Leverkusen unter Heynckes den Durchbruch in der Bundesliga schaffte, hob die Führungsqualitäten des Trainer-Seniors hervor: „Er hat ein unheimlich gutes Händchen dafür, wie man mit einer Mannschaft umgeht“, sagte der 21-Jährige.

Als Antrittsgeschenk soll Heynckes das Champions-League-Ticket gemacht werden. „Dem widmen wir alles“, kündigte Lahm ehrgeizige Bayern in den letzten Wochen unter van Gaal an, „vor dessen Arbeit man“ trotz der besiegelten Trennung am Saisonende „Respekt“ haben müsse. „Wir haben noch schwere sieben Spiele, in denen geben wir noch mit unserem alten Trainer Vollgas“, versprach auch Müller.

Parallel zum letzten Minimalziel in einer ansonsten verkorksten Saison werden die Münchner Verantwortlichen nach der Verpflichtung ihres „Wunschtrainers“ (Rummenigge) die Personalplanungen für die dritte Amtszeit von Heynckes in München vorantreiben. Die Verträge von Miroslav Klose, Hamit Altintop, Andreas Ottl sowie der Torhüter Thomas Kraft und Jörg Butt laufen aus. Besonders in der Abwehr besteht Handlungsbedarf. „Dass wir etwas tun müssen, liegt auf der Hand“, sagte Rummenigge in der „Bild“-Zeitung.

Die Bayern werden Millionen in die Hand nehmen, um 2012, wenn auch das Champions-League-Finale in München stattfindet, wieder als strahlende Gewinner dazustehen. Heynckes wird's schon richten, glaubt dessen Kumpel Uli Hoeneß: „Wir sind ein erfolgsorientierter Verein und wollen nächstes Jahr wieder Titel gewinnen. Wir werden gute Chancen haben“, sagte der Präsident dem Fernsehsender Sport1.