Arnesen-Visite beim HSV: Trainerfrage bleibt offen
Hamburg (dpa) - Eigentlich noch beim FC Chelsea, doch mit den Gedanken schon in Hamburg: Zielstrebig und voller Tatendrang hat sich der designierte Sportdirektor Frank Arnesen bei seiner Stippvisite an der Elbe vorgestellt.
Lange abwarten und bewerten, wie sich der Bundesliga-Siebte Hamburger SV unter Trainer Michael Oenning entwickeln wird, will er nicht. „Das ist eine Frage, über die im nächsten Monat Klarheit herrschen muss“, so der ehemalige dänische Fußball-Nationalspieler in seiner leisen, aber bestimmten Art zu sprechen - in perfektem Deutsch. Der Coach, für den sich Arnesen im Endeffekt entscheidet, soll „ein Trainer für die nächsten Jahre sein“.
Ob der ehemalige Assistent Oenning, der stundenlang mit dem neuen Sportchef zusammensaß, überhaupt eine ernsthafte Rolle in seinen Überlegungen spielt, wollte Arnesen nicht sagen. Noch lässt er sich nicht in die Karten schauen und wird aus Respekt gegenüber seinem Vertragsverhältnis in London auch noch nicht konkret, was die Kaderplanung in der Hansestadt angeht. Bleibt Zé Roberto? „Sie müssen verstehen, dass ich dazu noch nichts sage“.
An seinem kompetenten Mitarbeiterstab, den er mit nach Deutschland bringt, kann man ablesen, wie akribisch der 54-Jährige plant. Neben dem künftigen Technischen Direktor Lee Congerton wird er drei Scouts und einen Analytiker zum 1. Juli mitbringen. Den Markt rund um die Niederlande wird sein Sohn Sebastian nach Talenten durchforsten. Das zeigt: Arnesen setzt auf langjährige Gefährten, denen er voll und ganz vertrauen kann. Dennoch betont er: „Das Klima beim HSV ist fantastisch, wir wollen hier im Team arbeiten.“
Er weiß, dass er finanziell nicht die gleichen Spielräume wie beim FC Chelsea haben wird, doch das schreckt ihn nicht. Gerade deshalb sei das Scouting so wichtig. Bei seinem Drei-Tage-Besuch setzte er sich sechs Stunden nur mit den HSV-Fachleuten zusammen.
Feuer gefangen für den HSV hat Arnesen in Gesprächen mit Bernd Hoffmann, der seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender nun bereits aufgelöst hat. „Ich hatte einen sehr guten Eindruck von Bernd, aber so ist Fußball. Das war kein Donnerschlag für mich“, meinte der erfahrene Fußball-Fachmann, der in der Ajax-Schule groß geworden ist. Ob ihn die Erwartungshaltung als neuer Hoffnungsträger des HSV belaste? „Es bedeutet für mich Druck und Ehre zugleich, aber ich versuche den Druck in eine Herausforderung umzuwandeln.“