Emotionaler Aufruf: Kagawa bittet um Japan-Hilfe

Dortmund (dpa) - Nur für einen kurzen Moment huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Im Anschluss an das Blitzlichtgewitter der Fotokameras zur Begrüßung wirkt Shinji Kagawa dann ungewohnt ernst.

Über sein geplantes Comeback bei Borussia Dortmund verliert er weniger Worte als über die Folgen des verheerenden Erdbebens in seiner Heimat. Das riesige Medienaufkommen nutzt der einen Tag zuvor nach Deutschland zurückgekehrte Fußball-Profi zu einem emotionalen Hilferuf in deutscher Sprache. „Japan ist in großer Not. Ich bitte meine deutschen Freunde, uns zu unterstützen.“

Vor 13 TV-Kameras und rund 60 Journalisten aus dem In- und Ausland schildert er mit bewegter Miene seine Erlebnisse während des Erdbebens am 11. März, das er im Taxi von Yokohama nach Tokio erlebt. Doch erst die apokalyptisch anmutenden Nachrichten aus der vom Beben und vom Tsunami besonders betroffenen Krisenregion rund um die Stadt Sendai, wo Kagawa als Teenager mehrere Jahre lebte, machen ihm das ganze Ausmaß der Naturkatastrophe deutlich. Die große Sorge um seine Heimat ist unverkennbar: „In so einer schweren Zeit brauchen wir die Hilfe der ganzen Welt.“

Der ständige Kontakt zu seinem Berater Thomas Kroth und seinem Dolmetscher Jumpel Yamamori in Deutschland hilft ihm, auch die Katastrophe im Kernkraftwerk Fukushima besser einzuordnen. Denn anders als in Japan, wo der Kraftwerksbetreiber selbst nach der ersten Explosion in einem der Reaktorblöcke am 12. März die Gefahren weiterhin herunterspielt, wird in Deutschland bereits vom drohenden GAU berichtet. Kagawa reagiert schnell und verlässt das nur knapp 250 Kilometer vom Unglücksort entfernte Tokio Richtung Osaka. In der drittgrößten japanischen Stadt setzte er seine Reha fort und zieht bei seinen Eltern im unweit gelegenen Kobe ein.

Die unerwartet rasche Genesung des gebrochenen Mittelfußes bestärkt ihn in seinem Entschluss, eher als ursprünglich geplant in seine sportliche Heimat zurückzukehren. Beim Tabellenführer der Bundesliga möchte auch er einen Beitrag leisten, damit es mit Japan wieder aufwärtsgeht. „Wenn in wenigen Wochen der Wiederaufbau beginnt, will ich den Leuten durch mein Spiel Kraft und Mut geben.“

Die bereits von BVB-Mannschaftsarzt Markus Braun durchgeführten Untersuchungen schüren Kagawas Zuversicht, noch in den Kampf um die Meisterschale eingreifen zu können. „Ich habe mir vorgenommen, im April wieder zu spielen.“ Die ersten Laufeinheiten bereiteten keine Probleme. Die Belastungen sollen nach Rücksprache mit den Medizinern jetzt kontinuierlich gesteigert werden.

Mit ähnlich optimistischen Prognosen hält sich Michael Zorc dagegen wohlweislich zurück. „Wir alle tun gut daran, nichts zu überstürzen.“ Doch anders als noch vor wenigen Tagen scheint auch der BVB-Sportdirektor Gefallen an der Vorstellung zu finden, dass der torgefährliche Kagawa noch in das laufende Saisongeschehen eingreifen kann: „Der Heilungsprozess ist gut verlaufen. Die Bruchstelle im Fuß ist wieder ganz zusammengewachsen.“